Band 49, Heft 4

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G. Civis: Mittelalterliches Handwerk im westlichen Oderraum. Stand der Forschung und Tendenzen – A. Volkmann Insignien einer spätslawischen Elite. Die Schwertfunde des unteren Oder- und Warthegebiets – U. Thiemer-Sachse: Supernovae. Rituelle Bewältigung von Außergewöhnlichem im alten Mexiko – S. Grunwald Rassenkundliche Kooperation. Zur Zusammenarbeit von Otto Reche und Walter Frenzel in der Oberlausitz – Mitteilungen: G. Schifko: Anmerkungen zu der angeblichen Verwendung von traditionellen Maori-Keulen zur Sterilisation – Rezensionen und Annotationen ### Zusammenfassungen ### Mittelalterliches Handwerk im westlichen Oderraum. Stand der Forschung und Tendenzen von Greta Civis (Zossen): Im Folgenden wird die quantitative und qualitative Entwicklung der handwerklichen Produktion vom 8.–14. Jh. im westlichen Odergebiet anhand archäologischer Daten verfolgt. Aufgenommen wurden alle in der Literatur als haus- oder handwerklich angesprochenen Belege des westlichen Oderraums – vom Spinnwirtel bis zum Töpferofen –, klassifiziert und verglichen. Zur Klassifikation dient ein 1998 von H.-U. Voß vorgestelltes und 2007 von C. Theune modifiziertes Modell. Zum einen werden Entwicklungen in einzelnen Produktionszweigen angedeutet. Mögliche strukturelle Änderungen zeigen sich in der Metallverarbeitung, Textilproduktion, Verarbeitung von Getreide und der Verarbeitung von Knochen/Horn/Geweih. Andere Daten, wie diejenigen zu Leder oder Keramik, bestätigen oder ergänzen den aktuellen Forschungsstand. Insgesamt gelingt so eine Definition von Handwerk als Bestandteil einer Gesellschaft bzw. Ökonomie, welcher als Institution derart etabliert ist, dass er einen regelmäßigen, starken Niederschlag findet: in Form von speziellen, eigens hierfür gefertigten Werkzeugen, Anlagen und/oder Modeln sowie in Form von Fehlprodukten und Abfällen. ### Die Schwertfunde des unteren Oder- und Warthe-Gebiets – Insignien einer spätslawischen Elite von Armin Volkmann (Frankfurt am Main): Die imposante Fundgruppe der mittelalterlichen Schwerter im westslawischen Siedlungsgebiet, zwischen Elbe und Weichsel, ist erstaunlicherweise bei weitem nicht aufgearbeitet bzw. meist nur am Einzelfund regional erörtert worden. Nur selten wurden die oft schwierig zu datierenden Fundstücke im Gesamtkontext der politischen Verhältnisse des ostelbischen und östlich anschließenden Siedlungsraums dargestellt und überregional miteinander verglichen. So ist beispielsweise für Brandenburg bisher keine systematische Fundaufarbeitung mit aktuellen Fundkartierungen unternommen worden. Dabei sind die Schwerter auch als Spiegel des hohen technischen Stands sowie der weit reichenden Handelsverbindungen zu sehen. In der Fundgruppe der mittelalterlichen Schwerter sind besonders viele „Altfunde“ auszumachen, die in der Zeit vor 1945 – oder weit davor – entdeckt wurden. Am Beispiel des Untersuchungszentrums der ehemaligen Neumark – der nordöstlichsten Region der ehemaligen Provinz Brandenburg – am Unterlauf der Warthe in die Oder, zeigt sich der hohe Anteil der bis heute weitgehend unbekannten Fundstücke, die jetzt nach Vorliegen der Publikation ein ganz neues verdichtetes Fundstellenbild vermitteln. Dazu gehört das „Ulfberht-Schwert“ von Landsberg (Gorzów Wlkp.), das vorgestellt wird. Fünf bisher unpublizierte Schwertfunde wurden erstmals in Volkmann 2006 vorgelegt und werden hier diskutiert. Die Schwertfunde des Oder- und Warthegebiets sind keine Produkte lokaler Handwerker, sondern sie sind aus dem Westfränkischen oder auch als Plagiate aus dem wikingischen Skandinavien importiert worden. Sie hatten eine elitäre Bedeutung für die Schwertträger, die mit einer solchen Prunkwaffe als Statussymbol ausgestattet waren. ### Supernovae. Rituelle Bewältigung von Außergewöhnlichem im alten Mexiko von Ursula Thiemer-Sachse (Berlin): Die Problematik des Außergewöhnlichen und der Tatsache, dass es einer rituellen Bewältigung bedürfe, ist im Rahmen Mesoamerikas zu diskutieren. Wenn man das Problem erfasst hat, wird man Hinweise finden und seine Aufmerksamkeit darauf lenken. Es steht außer Zweifel, dass entsprechende Darstellungen und Hinweise relativ selten sind, was eben mit dem Außergewöhnlichen der Erscheinung zusammenhängt. Bei einer eindeutigen Zuordnung aber ist zudem auch eine neue Möglichkeit gegeben, die Datierung der altamerikanischen Kulturen mittels einer unabhängigen, da astronomisch bestimmten Angabe zusätzlich zu anderen Datierungsmethoden zu verbessern, eventuell sogar entscheidend zu korrigieren. Um dies zu erreichen, sind jedoch noch entscheidende Anstrengungen notwendig. ### Rassenkundliche Kooperation. Zur Zusammenarbeit von Otto Reche und Walter Frenzel in der Oberlausitz von Susanne Grunwald (Leipzig): Zwischen 1928 und 1938 arbeiteten mehrere namhafte deutsche Anthropologen und Eugeniker im Rahmen eines groß angelegten Forschungsprojekts daran, die anthropologische Verfasstheit und den rassenkundlichen Zustand der Bevölkerung Deutschlands zu bestimmen. In der sächsischen Oberlausitz unternahm der Leipziger Rassenkundler Otto Reche zwischen 1929 und 1937 die entsprechenden Datenerhebungen und interessierte sich dabei vor allem für den Anteil der Sorben an der Bevölkerung. Sowohl was Fragestellungen als auch die Auswahl der Untersuchungsorte und -personen betraf, stützte er sich bis 1936 nahezu ausschließlich auf die Konzeptionen und die Vermittlung von Kontakten des Bautzener Prähistorikers Walter Frenzel, der sich von diesen Studien die naturwissenschaftliche Bestätigung seiner Vorgeschichtsforschungen versprach. ###Anmerkungen zu der angeblichen Verwendung von traditionellen Maori-Keulen zur Sterilisation von Georg Schifko (Wien): In diesem Diskussionsbeitrag wird aufgezeigt, dass die von der Maori Maggi Papakura postulierte Verwendung von kotiate-Keulen zur Sterilisierung von Männern nicht zutreffen kann. Vielmehr handelt es sich dabei um einen sehr originellen, aber letztlich unglaubwürdigen Versuch, eine funktionelle Erklärung für die ungewöhnliche Form der kotiate-Keulen zu geben.

Gewicht 350 g
Bestellnr

2-36-49-4

Produktgruppe

Verkaufsprogramm

Reihe

Zeitschrift/Reihen

Hauptgruppe

Ethnographisch-Archäologische Zeitschrift (EAZ)

Untergruppe
ISBN
KurzbezTitel

Band 49, Heft 4

Autor

Hrsg von J. Callmer und R. Struwe

Erscheinungsjahr

2008

TechnischeAbgaben

5 Beiträge zum Stand der Forschung, zahlr. Abb. in SW

Inhalt

G. Civis: Mittelalterliches Handwerk im westlichen Oderraum. Stand der Forschung und Tendenzen – A. Volkmann Insignien einer spätslawischen Elite. Die Schwertfunde des unteren Oder- und Warthegebiets – U. Thiemer-Sachse: Supernovae. Rituelle Bewältigung von Außergewöhnlichem im alten Mexiko – S. Grunwald Rassenkundliche Kooperation. Zur Zusammenarbeit von Otto Reche und Walter Frenzel in der Oberlausitz – Mitteilungen: G. Schifko: Anmerkungen zu der angeblichen Verwendung von traditionellen Maori-Keulen zur Sterilisation – Rezensionen und Annotationen ### Zusammenfassungen ### Mittelalterliches Handwerk im westlichen Oderraum. Stand der Forschung und Tendenzen von Greta Civis (Zossen): Im Folgenden wird die quantitative und qualitative Entwicklung der handwerklichen Produktion vom 8.–14. Jh. im westlichen Odergebiet anhand archäologischer Daten verfolgt. Aufgenommen wurden alle in der Literatur als haus- oder handwerklich angesprochenen Belege des westlichen Oderraums – vom Spinnwirtel bis zum Töpferofen –, klassifiziert und verglichen. Zur Klassifikation dient ein 1998 von H.-U. Voß vorgestelltes und 2007 von C. Theune modifiziertes Modell. Zum einen werden Entwicklungen in einzelnen Produktionszweigen angedeutet. Mögliche strukturelle Änderungen zeigen sich in der Metallverarbeitung, Textilproduktion, Verarbeitung von Getreide und der Verarbeitung von Knochen/Horn/Geweih. Andere Daten, wie diejenigen zu Leder oder Keramik, bestätigen oder ergänzen den aktuellen Forschungsstand. Insgesamt gelingt so eine Definition von Handwerk als Bestandteil einer Gesellschaft bzw. Ökonomie, welcher als Institution derart etabliert ist, dass er einen regelmäßigen, starken Niederschlag findet: in Form von speziellen, eigens hierfür gefertigten Werkzeugen, Anlagen und/oder Modeln sowie in Form von Fehlprodukten und Abfällen. ### Die Schwertfunde des unteren Oder- und Warthe-Gebiets – Insignien einer spätslawischen Elite von Armin Volkmann (Frankfurt am Main): Die imposante Fundgruppe der mittelalterlichen Schwerter im westslawischen Siedlungsgebiet, zwischen Elbe und Weichsel, ist erstaunlicherweise bei weitem nicht aufgearbeitet bzw. meist nur am Einzelfund regional erörtert worden. Nur selten wurden die oft schwierig zu datierenden Fundstücke im Gesamtkontext der politischen Verhältnisse des ostelbischen und östlich anschließenden Siedlungsraums dargestellt und überregional miteinander verglichen. So ist beispielsweise für Brandenburg bisher keine systematische Fundaufarbeitung mit aktuellen Fundkartierungen unternommen worden. Dabei sind die Schwerter auch als Spiegel des hohen technischen Stands sowie der weit reichenden Handelsverbindungen zu sehen. In der Fundgruppe der mittelalterlichen Schwerter sind besonders viele „Altfunde“ auszumachen, die in der Zeit vor 1945 – oder weit davor – entdeckt wurden. Am Beispiel des Untersuchungszentrums der ehemaligen Neumark – der nordöstlichsten Region der ehemaligen Provinz Brandenburg – am Unterlauf der Warthe in die Oder, zeigt sich der hohe Anteil der bis heute weitgehend unbekannten Fundstücke, die jetzt nach Vorliegen der Publikation ein ganz neues verdichtetes Fundstellenbild vermitteln. Dazu gehört das „Ulfberht-Schwert“ von Landsberg (Gorzów Wlkp.), das vorgestellt wird. Fünf bisher unpublizierte Schwertfunde wurden erstmals in Volkmann 2006 vorgelegt und werden hier diskutiert. Die Schwertfunde des Oder- und Warthegebiets sind keine Produkte lokaler Handwerker, sondern sie sind aus dem Westfränkischen oder auch als Plagiate aus dem wikingischen Skandinavien importiert worden. Sie hatten eine elitäre Bedeutung für die Schwertträger, die mit einer solchen Prunkwaffe als Statussymbol ausgestattet waren. ### Supernovae. Rituelle Bewältigung von Außergewöhnlichem im alten Mexiko von Ursula Thiemer-Sachse (Berlin): Die Problematik des Außergewöhnlichen und der Tatsache, dass es einer rituellen Bewältigung bedürfe, ist im Rahmen Mesoamerikas zu diskutieren. Wenn man das Problem erfasst hat, wird man Hinweise finden und seine Aufmerksamkeit darauf lenken. Es steht außer Zweifel, dass entsprechende Darstellungen und Hinweise relativ selten sind, was eben mit dem Außergewöhnlichen der Erscheinung zusammenhängt. Bei einer eindeutigen Zuordnung aber ist zudem auch eine neue Möglichkeit gegeben, die Datierung der altamerikanischen Kulturen mittels einer unabhängigen, da astronomisch bestimmten Angabe zusätzlich zu anderen Datierungsmethoden zu verbessern, eventuell sogar entscheidend zu korrigieren. Um dies zu erreichen, sind jedoch noch entscheidende Anstrengungen notwendig. ### Rassenkundliche Kooperation. Zur Zusammenarbeit von Otto Reche und Walter Frenzel in der Oberlausitz von Susanne Grunwald (Leipzig): Zwischen 1928 und 1938 arbeiteten mehrere namhafte deutsche Anthropologen und Eugeniker im Rahmen eines groß angelegten Forschungsprojekts daran, die anthropologische Verfasstheit und den rassenkundlichen Zustand der Bevölkerung Deutschlands zu bestimmen. In der sächsischen Oberlausitz unternahm der Leipziger Rassenkundler Otto Reche zwischen 1929 und 1937 die entsprechenden Datenerhebungen und interessierte sich dabei vor allem für den Anteil der Sorben an der Bevölkerung. Sowohl was Fragestellungen als auch die Auswahl der Untersuchungsorte und -personen betraf, stützte er sich bis 1936 nahezu ausschließlich auf die Konzeptionen und die Vermittlung von Kontakten des Bautzener Prähistorikers Walter Frenzel, der sich von diesen Studien die naturwissenschaftliche Bestätigung seiner Vorgeschichtsforschungen versprach. ###Anmerkungen zu der angeblichen Verwendung von traditionellen Maori-Keulen zur Sterilisation von Georg Schifko (Wien): In diesem Diskussionsbeitrag wird aufgezeigt, dass die von der Maori Maggi Papakura postulierte Verwendung von kotiate-Keulen zur Sterilisierung von Männern nicht zutreffen kann. Vielmehr handelt es sich dabei um einen sehr originellen, aber letztlich unglaubwürdigen Versuch, eine funktionelle Erklärung für die ungewöhnliche Form der kotiate-Keulen zu geben.

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