DFW Band 44: Keramik auf Sonderwegen – 37. Internationales Hafnerei-Symposium, Herne 19. bis 25. September 2004

14,50 

Keramik begegnet uns heute in allen Lebensbereichen, ohne dass ihr noch größere Aufmerksamkeit geschenkt wird. Der Vielseitigkeit des keramischen Stoffs bedienen sich Industrie und Handwerk, Medizintechnik und private Haushalte in gleicher Weise. Keramik ist zur Selbstverständlichkeit geworden, wo immer sie zum Einsatz kommt.
Als keramische Sonderformen scheint man heutzutage nur das wahrzunehmen, was ohne wirklichen Nutzen zur Dekoration der eigenen Lebenswelt dient. Man begegnet solchen Objekten vor allem in Bau- und Gartenmärkten, in denen die Angebote lebender Pflanzen mehr und mehr verdrängt werden von Legionen keramischer Tiere, Elfen, Gnomen und Zwerge, die – glasiert oder unglasiert – darauf warten Haus- und Schrebergärten zu erobern, um dort ruhende Kontrapunkte zur Dynamik der Natur zu bilden, ja diese immer mehr aus ihrem angestammten Bereich zu verdrängen.
In früheren Zeiten aber waren keramische Objekte zunächst mehr oder weniger Nutzgeräte, in erster Linie Gefäße, die der Ver- und Entsorgung, aber auch dem Transport lebenswichtiger Dinge dienten, wobei lediglich Unterschiede in Größe, Form, Materialdichte und -härte das Gefäßspektrum bereicherten. Der Einsatz von keramischen Produkten im Bauwesen wie Backstein, Dachziegel und Bodenfliesen kam nach antikem Vorbild hinzu und wurde je nach dem Angebot regionaler Alternativen spätestens seit dem Spätmittelalter ebenso selbstverständlich wie die Ofenkeramik. Sonderwege in der Keramikherstellung waren eher selten und wurden damals entsprechend wahrgenommen, ganz gleich, ob es sich um ungewöhnliche Nutzungen oder außerordentliche Formen keramischer Produkte handelte. In diesen Themenkreis gehören etwa die Schalltöpfe in Fußboden und Wand der Stiftskirche im sauerländischen Meschede zur Klangverbesserung im Kirchenraum. Dazu zählen auch die kleinen Figuren, die alleine oder in Gruppen Weltgeschichte ins traute Heim brachten. Es ist allzu verständlich, dass keramische Sonderwege auch den Wissenschaftler mehr faszinieren als die Auseinandersetzung mit endlosen Reihen von Alltagsgerät. Und man ist schnell mit der Publikation der “Sonderlinge“ dabei. Aber über die Einzelbetrachtung hinaus fehlte bislang eine umfassende Bewertung des Phänomens.

Inhaltsverzeichnis:

Hans-Georg Stephan:
• Keramische Sonderformen in Mittelalter und Neuzeit

Werner Endres:
• Sonderformen wie lange? Industriekeramik und Sonderformen

Eva Cichy:
• Laterne oder Feuerstülpe?

Gabriele Scharrer-Liska & Elfriede Hannelore Huber:
• Zwei keramische Sonderformen aus der mittelalterlichen Latrine im sogenannten Augustinerturm in Wien

Claudia Peschel-Wacha:
• »Sauf wonnst konnst«

Ralph Mennicken:
• Hochprozentiges und Hexengebräu?

Dagmar Rose:
• »Pfeifentonfiguren« des 15./16. Jahrhunderts in Köln

Heinz-Peter Mielke:
• Keramische Handgranaten

Thomas Schindler:
• Weltpolitik en miniature – Bismarck und Napoleon III.

Ludwig Kreiner:
• Ein menschenförmiges Gefäß der Münchshöfener Kultur (ca. 4000 v. Chr.) aus Niederbayern

Manuel Fiedler & Constanze Höpken:
• Spardosen und Miniatur-Spardosen – Neufunde aus dem römischen Apulum (Rumänien)

Bernd Thier:
• Wenige Scherben und viele Fragen: Reste karolingischer Gefäße für die Verarbeitung von Glas aus Mimigernaford (Münster)

Florian Eibl:
• Zur Kenntnis großer Schüssel- und Schalenformen des Hochmittelalters in Altbayern

Andreas König:
• Keramikfunde aus höxterschen Haushalten der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts

Andreas Heege:
• Ein »Schweinetopf« aus Burgdorf, Kanton Bern/CH

Aline Kottmann:
• Die »Schalltöpfe« der ehemaligen Stiftskirche St. Walburga in Meschede

Jutta Tiemeyer :
• Besondere Zieglerprodukte aus der ehemaligen Stiftsziegelei Cappel (Gemeinde Wadersloh-Liesborn)

Edgar Ring:
• Ton, Bronze, Papier und Holz. Kooperation von Künstlern und Handwerkern in Lüneburg im 16. Jahrhundert

Julia Hallenkamp-Lumpe:
• Ofenkacheln aus Westfalen-Lippe: Formen und Sonderformen

Baron Ludwig Döry:
• Das niederländische Dreigestirn Goltzius, van Vos, van Mander und ein Westfale schaffen Vorbilder für Kacheln des neuen Jahrhunderts

Monika Dittmar:
• »Wer mir folget sihet licht« – Motive auf schwarzen Kacheln der Mark Brandenburg

Karl Baeumerth †:
• Ein »Schwälmer Kachelofen« in Treysa

Uwe Lamke:
• Die Heizleistung mittelalterlicher und frühneuzeitlicher Öfen

Annette Zeischka-Kenzler:
• Die Krüge der Ahnen – Westerwälder Steinzeug in Afrika

Sabine Sauer:
• Neusser Töpfer und ihre Suche nach Marktnischen

Konrad Spindler †:
• Böhmisches Bitterwasser für Hall in Tirol

Caroline Leterme:
• Töpferräder und graublauer Keramikfundkomplex

Ilse Schütz:
• Thermoresistente Keramik aus Pereruela (Spanien)

Arthur Sudau:
• Keramik auf Sonderwegen. Außergewöhnliche Formen und Funktionen

Wolf E. Matthes:
• Die roten Glasur- und Dekorfarben in der Keramik

Eva Cserey:
• Creußener und sächsisches Steinzeug im Kunstgewerbemuseum Budapest

Sally Schöne:
• Wirb oder stirb!

Dieter Bischop:
• Dendrodatierte Rouenware aus Bremen

Ingolf Bauer †:
• Werner Endres und der Arbeitskreis für Keramikforschung

Werner Endres – Bibliographie zur Keramikforschung

Tagungsprogramm

Gewicht 1741 g
Bestellnr

7-2-44

Hauptgruppe

Denkmalpflege und Forschung in Westfalen

KurzbezTitel

Denkmalpflege und Forschung in Westfalen Band 44: Keramik auf Sonderwegen – 37. Internationales Hafnerei-Symposium, Herne 19. bis 25. September 2004

Autor

Hans-Georg Stephan et al. — Herausgeber: Markus Harzenetter – LWL Amt für Denkmalpflege & Gabriele Isenberg – LWL Archäologie für Westfalen

Erscheinungsjahr

Mainz 2007

TechnischeAbgaben

345 Seiten mit 310 Abbildungen; sowie Diagrammen, Tabellen und Karten, 30, 3 x 22, 2 x 2, 6 cm, Festeinband