Band 45, Heft 4

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Abhandlungen : T. Knopf Environment and change in archaeology. Remarks from a cultural-anthropological perspective – G. Schifko Zur Kulturgeschichte von Schneckenschalendeckeln (Opercula) aus archäologischer und ethnologischer Sicht – O. Grimm Spangereid – Gudme/Lundeborg – Runder Berg. Zentralplätze der Spätkaiser- und Völkerwanderungszeit im überregionalen Vergleich – Rezensionen und Annotationen ### Zusasmmenfassungen ### Environment and change in archaeology. Remarks from a cultural-anthropological perspective von T. Knopf Umwelt und Wandel in der Archäologie: Einige Bemerkungen aus kulturanthropologischer Perspektive. In diesem Artikel werden einige bekannte Beispiele aus dem Jungneolithikum vorgestellt, die eine Veränderung der Umwelt und der Ressourcennutzung beinhalten. Es soll gezeigt werden, dass eine kulturübergreifende Bearbeitung bereits publizierter archäozoologischer, archäobotanischer und ethnographischer Forschungen neue Aussagen über das menschliche Umweltverhalten liefern kann. Es werden daher keine neuen naturwissenschaftlichen Auswertungen zur urgeschichtlichen Tier- und Pflanzennutzung und ihrer Veränderung vorgelegt. Vielmehr wird ein neuer Forschungsansatz beschrieben, der die vorliegende Fülle an naturwissenschaftlichen Einzelinformationen vergleichend auswertet. Ein Projekt an der Universität Tübingen sammelt in einer Datenbank eine große Zahl von archäozoologischen, archäobotanischen und ethnographischen Informationen zum Umgang traditioneller bäuerlicher Gruppen mit der Umwelt. Die Daten werden nach Verhaltensweisen gegenüber der Umwelt gleichartig geordnet. So können mit Hilfe von ethnographischen Analogien vor allem soziokulturelle Ursachen des urgeschichtlichen Umweltverhaltens wahrscheinlich gemacht werden. Für einige Beispiele aus dem Neolithikum zeigen ethnographische Fallstudien die möglichen sozialen, religiösen u. a. Dimensionen solcher Veränderungen. Da hier die Methodik eines laufenden Projekts vorgestellt wird, können zwangsläufig noch keine endgültigen Ergebnisse geboten werden. Es ist dennoch sinnvoll, sich über neue Konzepte der Interpretation archäologischer Daten Gedanken zu machen; die Veränderung von Umwelt und Wirtschaft in der prähistorischen Vergangenheit bietet hierzu ein grundlegendes Thema. Der Ausblick auf Einsichten, die hieraus resultieren, ist gerade auch für die naturwissenschaftlich orientierte Archäologie von Interesse. ### Zur Kulturgeschichte von Schneckenschalendeckeln (Opercula) aus archäologischer und ethnologischer Sicht von Georg Schifko (Wien): In der vorliegenden Arbeit wird aufgezeigt, dass sich der Gebrauch von Schneckenschalendeckeln von der Steinzeit beginnend bis in die Gegenwart nachweisen lässt. Die Opercula, deren wahre Natur oft verkannt und denen zudem wenig Beachtung geschenkt wird, tauchen in verschiedenen Kulturen in einem unterschiedlichen Kontext auf. ### Spangereid – Gudme/Lundeborg – Runder Berg. Zentralplätze der Spätkaiser- und Völkerwanderungszeit im überregionalen Vergleich von Oliver Grimm (Kiel): Seit den späten 1970er Jahren hatten Forschungen, die auf die Lokalisierung von Herrschaftszentren (Zentralplätzen) abzielten, eine wachsende Bedeutung innerhalb der skandinavischen Archäologie. Vergleichbare Analysen wurden auch in der mitteleuropäischen Archäologie unternommen, beispielsweise ab den 1960er Jahren in zunehmend systematisierter Form in der deutschsprachigen Forschung. Der Artikel zieht ausgewählte Zentralplätze der Spätkaiser- und Völkerwanderungszeit – das südnorwegische Spangereid, das fünische Gudme/Lundeborg und den süddeutschen Runden Berg – für eine vergleichende Analyse heran. Die Kontextanalyse der Orte führt trotz mancher Reserviertheit gegenüber der Publikations- bzw. Forschungslage zum Ergebnis, dass sie sich im Fundspektrum durch den Nachweis von Objektgattungen (z. B. Gütern aus dem Römischen Reich) gleichen, die dem Besitz einer Oberschicht zuzuweisen sind, und sich im Befund durch den Nachweis von Hallengebäuden auszeichnen. Im Hinblick auf die archäologische Wertigkeit ist ein bedeutender Unterschied festzustellen: Allein Gudme/Lundeborg kommt der Rang als Herrenhof auf Niveau 1 zu, Spangereid und der Runde Berg müssen dagegen als nachrangige Herrenhöfe (Niveau 2) gedeutet werden. Eine Betrachtung der Orte in topographischer Hinsicht zeigt auf, dass in Spangereid, wo die Schifffahrt an einer besonders sensiblen Stelle zu kontrollieren war, die Ortswahl gleichsam naturgegeben war, doch in Gudme/Lundeborg und beim Runden Berg ist dies nicht in solcher Klarheit zu erkennen. Wie eine sozialgeschichtlich ausgerichtete Analyse demonstriert, muss dem im archäologischen Gesamtzusammenhang singulären Gudme/Lundeborg ein Einflussbereich zugestanden werden, der wahrscheinlich über die Insel Fünen ausgriff, wogegen Spangereid und der Runde Berg zu einem Netz von vergleichbaren Orten auf demselben Niveau und mit einem weitaus kleineren derartigen Einflussbereich zählten. Bei allen drei Orten kann die Anwesenheit gefolgschaftlich gegliederter Gruppen nachgewiesen werden, doch lediglich in Gudme/Lundeborg und Spangereid ist von einer größeren zeitlichen Tiefe des Zentralplatzes auszugehen. Eine funktionsbezogene Betrachtung führt zu dem Ergebnis, dass bei allen Orten eine Ballung unterschiedlicher – wie herrschaftlicher, handwerklicher, religiöser – Aufgaben nachzuweisen ist. Überlegungen zum räumlichen Verhältnis zwischen Zentrum und Peripherie liegen allein für Norwegen vor. Der vorliegende Artikel hat einen lediglich skizzenhaften Charakter, doch bleibt zu hoffen, dass der zentralörtliche Forschungsansatz zunehmend zum Gegenstand eines internationalisierten Forschungsaustauschs wird. ### Ethnoarchäologische Beobachtungen zur Nutzung von Brunnen in Ghana (Westafrika) von Anke Krull & Hans-Peter Krull (Kaarst): Hölzer mit quer zur Längsrichtung verlaufenden Rillen, geborgen aus dem bandkeramischen Brunnen von Erkelenz-Kückhoven, wurden von J. Weiner als Umlenkhölzer mit Schleifrillen von Zugseilen gedeutet. Weiner konnte 1995 bei einem Besuch in Gambia hölzerne Brunneneinfassungen mit gut übereinstimmenden Schleifrillen nachweisen, aber leider keine Beobachtungen zur Brunnennutzung machen, mit denen eine entsprechende Entstehung der Schleifspuren an den Hölzern hätten erklärt werden können. Die vorliegende Arbeit versucht diese Lücke zumindest in Ansätzen zu schließen. Der Artikel beschreibt die rezente Nutzung von Brunnen in Ghana (Westafrika), aus denen Wasser mit Zugseilen und Schöpfgefäßen gefördert wird. Dabei wird ein Schwerpunkt auf die Entstehung von Schleifrillen in hölzernen Brunneneinfassungen gelegt.

Gewicht 350 g
Bestellnr

2-36-45-4

Produktgruppe

Verkaufsprogramm

Reihe

Zeitschrift/Reihen

Hauptgruppe

Ethnographisch-Archäologische Zeitschrift (EAZ)

Untergruppe
ISBN
KurzbezTitel

Band 45, Heft 4

Autor

Hrsg von J. Callmer und R. Struwe

Erscheinungsjahr

2004

TechnischeAbgaben

Beiträge zum Stand der Forschung, zahlr. Abb. in SW

Inhalt

Abhandlungen : T. Knopf Environment and change in archaeology. Remarks from a cultural-anthropological perspective – G. Schifko Zur Kulturgeschichte von Schneckenschalendeckeln (Opercula) aus archäologischer und ethnologischer Sicht – O. Grimm Spangereid – Gudme/Lundeborg – Runder Berg. Zentralplätze der Spätkaiser- und Völkerwanderungszeit im überregionalen Vergleich – Rezensionen und Annotationen ### Zusasmmenfassungen ### Environment and change in archaeology. Remarks from a cultural-anthropological perspective von T. Knopf Umwelt und Wandel in der Archäologie: Einige Bemerkungen aus kulturanthropologischer Perspektive. In diesem Artikel werden einige bekannte Beispiele aus dem Jungneolithikum vorgestellt, die eine Veränderung der Umwelt und der Ressourcennutzung beinhalten. Es soll gezeigt werden, dass eine kulturübergreifende Bearbeitung bereits publizierter archäozoologischer, archäobotanischer und ethnographischer Forschungen neue Aussagen über das menschliche Umweltverhalten liefern kann. Es werden daher keine neuen naturwissenschaftlichen Auswertungen zur urgeschichtlichen Tier- und Pflanzennutzung und ihrer Veränderung vorgelegt. Vielmehr wird ein neuer Forschungsansatz beschrieben, der die vorliegende Fülle an naturwissenschaftlichen Einzelinformationen vergleichend auswertet. Ein Projekt an der Universität Tübingen sammelt in einer Datenbank eine große Zahl von archäozoologischen, archäobotanischen und ethnographischen Informationen zum Umgang traditioneller bäuerlicher Gruppen mit der Umwelt. Die Daten werden nach Verhaltensweisen gegenüber der Umwelt gleichartig geordnet. So können mit Hilfe von ethnographischen Analogien vor allem soziokulturelle Ursachen des urgeschichtlichen Umweltverhaltens wahrscheinlich gemacht werden. Für einige Beispiele aus dem Neolithikum zeigen ethnographische Fallstudien die möglichen sozialen, religiösen u. a. Dimensionen solcher Veränderungen. Da hier die Methodik eines laufenden Projekts vorgestellt wird, können zwangsläufig noch keine endgültigen Ergebnisse geboten werden. Es ist dennoch sinnvoll, sich über neue Konzepte der Interpretation archäologischer Daten Gedanken zu machen; die Veränderung von Umwelt und Wirtschaft in der prähistorischen Vergangenheit bietet hierzu ein grundlegendes Thema. Der Ausblick auf Einsichten, die hieraus resultieren, ist gerade auch für die naturwissenschaftlich orientierte Archäologie von Interesse. ### Zur Kulturgeschichte von Schneckenschalendeckeln (Opercula) aus archäologischer und ethnologischer Sicht von Georg Schifko (Wien): In der vorliegenden Arbeit wird aufgezeigt, dass sich der Gebrauch von Schneckenschalendeckeln von der Steinzeit beginnend bis in die Gegenwart nachweisen lässt. Die Opercula, deren wahre Natur oft verkannt und denen zudem wenig Beachtung geschenkt wird, tauchen in verschiedenen Kulturen in einem unterschiedlichen Kontext auf. ### Spangereid – Gudme/Lundeborg – Runder Berg. Zentralplätze der Spätkaiser- und Völkerwanderungszeit im überregionalen Vergleich von Oliver Grimm (Kiel): Seit den späten 1970er Jahren hatten Forschungen, die auf die Lokalisierung von Herrschaftszentren (Zentralplätzen) abzielten, eine wachsende Bedeutung innerhalb der skandinavischen Archäologie. Vergleichbare Analysen wurden auch in der mitteleuropäischen Archäologie unternommen, beispielsweise ab den 1960er Jahren in zunehmend systematisierter Form in der deutschsprachigen Forschung. Der Artikel zieht ausgewählte Zentralplätze der Spätkaiser- und Völkerwanderungszeit – das südnorwegische Spangereid, das fünische Gudme/Lundeborg und den süddeutschen Runden Berg – für eine vergleichende Analyse heran. Die Kontextanalyse der Orte führt trotz mancher Reserviertheit gegenüber der Publikations- bzw. Forschungslage zum Ergebnis, dass sie sich im Fundspektrum durch den Nachweis von Objektgattungen (z. B. Gütern aus dem Römischen Reich) gleichen, die dem Besitz einer Oberschicht zuzuweisen sind, und sich im Befund durch den Nachweis von Hallengebäuden auszeichnen. Im Hinblick auf die archäologische Wertigkeit ist ein bedeutender Unterschied festzustellen: Allein Gudme/Lundeborg kommt der Rang als Herrenhof auf Niveau 1 zu, Spangereid und der Runde Berg müssen dagegen als nachrangige Herrenhöfe (Niveau 2) gedeutet werden. Eine Betrachtung der Orte in topographischer Hinsicht zeigt auf, dass in Spangereid, wo die Schifffahrt an einer besonders sensiblen Stelle zu kontrollieren war, die Ortswahl gleichsam naturgegeben war, doch in Gudme/Lundeborg und beim Runden Berg ist dies nicht in solcher Klarheit zu erkennen. Wie eine sozialgeschichtlich ausgerichtete Analyse demonstriert, muss dem im archäologischen Gesamtzusammenhang singulären Gudme/Lundeborg ein Einflussbereich zugestanden werden, der wahrscheinlich über die Insel Fünen ausgriff, wogegen Spangereid und der Runde Berg zu einem Netz von vergleichbaren Orten auf demselben Niveau und mit einem weitaus kleineren derartigen Einflussbereich zählten. Bei allen drei Orten kann die Anwesenheit gefolgschaftlich gegliederter Gruppen nachgewiesen werden, doch lediglich in Gudme/Lundeborg und Spangereid ist von einer größeren zeitlichen Tiefe des Zentralplatzes auszugehen. Eine funktionsbezogene Betrachtung führt zu dem Ergebnis, dass bei allen Orten eine Ballung unterschiedlicher – wie herrschaftlicher, handwerklicher, religiöser – Aufgaben nachzuweisen ist. Überlegungen zum räumlichen Verhältnis zwischen Zentrum und Peripherie liegen allein für Norwegen vor. Der vorliegende Artikel hat einen lediglich skizzenhaften Charakter, doch bleibt zu hoffen, dass der zentralörtliche Forschungsansatz zunehmend zum Gegenstand eines internationalisierten Forschungsaustauschs wird. ### Ethnoarchäologische Beobachtungen zur Nutzung von Brunnen in Ghana (Westafrika) von Anke Krull & Hans-Peter Krull (Kaarst): Hölzer mit quer zur Längsrichtung verlaufenden Rillen, geborgen aus dem bandkeramischen Brunnen von Erkelenz-Kückhoven, wurden von J. Weiner als Umlenkhölzer mit Schleifrillen von Zugseilen gedeutet. Weiner konnte 1995 bei einem Besuch in Gambia hölzerne Brunneneinfassungen mit gut übereinstimmenden Schleifrillen nachweisen, aber leider keine Beobachtungen zur Brunnennutzung machen, mit denen eine entsprechende Entstehung der Schleifspuren an den Hölzern hätten erklärt werden können. Die vorliegende Arbeit versucht diese Lücke zumindest in Ansätzen zu schließen. Der Artikel beschreibt die rezente Nutzung von Brunnen in Ghana (Westafrika), aus denen Wasser mit Zugseilen und Schöpfgefäßen gefördert wird. Dabei wird ein Schwerpunkt auf die Entstehung von Schleifrillen in hölzernen Brunneneinfassungen gelegt.

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