Da wegen der guten chronologischen Ansprechbarkeit und der sehr guten Dokumentation der Befunde optimale Vorgaben für eine intensive kulturgeschichtliche Auswertung des Perlenmaterials von Liebenau und Dörverden gegeben waren, hat diese Arbeit einen größeren Umfang angenommen als erwartet. Für die Publikation bedeutet dies, dass sie in mehreren Teilbänden erscheinen wird.
Der im Jahr 2001 erschienene 1.Teilband gab zuerst einen kurzen Überblick über die Forschungsgeschichte der Gräberfelder von Liebenau und Dörverden sowie ihre Bedeutung für die niedersächsische Frühmittelalterforschung. Weitere Themenbereiche waren die Beurteilung der Fundlandschaft Niedersachsen sowie die ‚Sachsenfrage‘ . Der zweite Abschnitt befasste sich mit der Materialgruppe Perlen – Definition und Forschungsgeschichte, Klassifikationsmodelle sowie die bei den Liebenauer und Dörverdener Perlen erfassten Merkmale und deren Gewichtung bei der Herausarbeitung der Typen. Der dritte Abschnitt behandelte die Grabinventare von Liebenau und Dörverden, ihre Erhaltung und ihren Quellenwert sowie den Themenkomplex ‚Glas und Brandgrab‘.
Der 2.Teilband – 2002 erschienen – hatte die Chronologie der Gräber zum Inhalt: die Typologie der Beigaben und die der Perlen, die Seriation der Gräber und der Perleninventare. Die zusammenfassende Korrespondenzanalyse aller Gräber inklusive der Perleninventare bilden das chronologische ‚Herzstück‘ dieser Arbeit. Im diesem Teilband finden sich auch der Katalog, sämtliche Kartierungen sowie Beilagen der Arbeit, z.T. gedruckt, z.T. auf CD.
Im 3.Teilband – 2004 erschienen – folgte die relativchronologische Datierung der Gräber und Funde anhand der Ergebnisse der Seriation, aber auch nach weiteren Kriterien wie Keramikbeigabe, Grabritus oder chorologischer Gräberfeldanalyse. Die Korrespondenzanalyse diente als Grundlage für die Phaseneinteilung des Materials, die absolutchronologische Einordnung der Phasen auch im überregionalen Kontext bildete den Abschluß des Chronologie-Kapitels. Ein zweiter Themenbereich widmete sich der Entwicklung der Perlenmode im Mittelwesergebiet sowie dem überregionalen Vergleich von Perlenschmuck in Typenzusammensetzung und Farbigkeit. Das Phänomen der Renaissance ‚alter‘ Perlenformen im 7. und 8. Jahrhundert gehörte ebenfalls in diesen Zusammenhang. Abschließend wurde die Frage nach überregional gültigen Perlen-Leittypen thematisiert.
Der 4.Teilband – 2005 erschienen – wendete sich den Ausstattungsunterschieden zeitgleicher Körper- und Brandbestattungen zu sowie der Frage des ‚Wertes‘ von Perlenschmuck. Schwerpunkt war aber die Deutung der Perlen-Lagebefunde in den Gräbern: die Perlenensembles der Körper- und einiger Brandgräber wurden einzeln vorgestellt und Konstruktion und Trageweise des Perlenschmukkes im Detail analysiert. Die Zusammenschau erläuterte Funktion der Perlen und Konstruktion der Perlenarbeiten wie Hals- und Fibelketten, Kolliers, Stickereien, Perlenkragen, Haarschmuck etc.; in diesen Zusammenhang gehören auch Amulettfunktion von Perlen sowie die funktionale Abgrenzung zwischen Wirtelperle und Spinnwirtel.
Der 5.Teilband schlussendlich – 2006 erschienen – wendet sich den Herstellungstechniken der Perlen zu. Spezifische Herstellungsspuren lassen Aussagen zu den angewandten Techniken zu; sowohl die Techniken als auch die Herstellungsspuren werden eingehend erläutert. Charakteristische Glasperlentypen werden vorgestellt und entsprechend analysiert; dabei wurde versucht, aus gleicher Werkstatt stammende Produkte zu identifizieren. Fragen zur technischen Ausstattung und archäologischen Nachweisbarkeit der Perlenwerkstätten und zur Organisation des Handels mit Perlen bilden den Abschluss.