Band 48, Heft 4

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A. Matschoss: Kaiserzeitliche Beigaben von Brettspielobjekten im Barbaricum – T. Gärtner & K. Casemir: Die Siedlungskammer Eldagsen. Forschungsprojekt zur kaiserzeitlichen und mittelalterlichen Besiedlungsgeschichte der Calenberger Börde – J. Boachie-Ansah: Excavations at a Danish plantation site at Brockman, Ghana – U. Thiemer-Sachse: Vom Kakaobier zur Schokolade – Rezensionen und Annotationen ### Zusammenfassungen ### Kaiserzeitliche Beigaben von Brettspielobjekten im Barbaricum von Anne Matschoss (Berlin): Brettspielobjekte der Kaiserzeit sind in der archäologischen Forschung zwar ein bekannter, aber oftmals nicht vertiefend betrachteter Gegenstand. Es herrscht die Annahme vor, dass dieser „Zeitvertreib“ sich nur auf die höhergestellten Gruppen der Bevölkerung des Barbaricums beschränkt haben soll und dass im Grabbefund in erster Linie Status und Kontakte zum Römischen Reich belegt seien. Es wird gezeigt, dass sich diese Beigabe auch in Grabbefunden oder auf Gräberfeldern weiter Bevölkerungsteile in Dänemark und dem mitteleuropäischen Barbaricum dokumentieren lässt; somit wird die Begrenzung des Brettspiels auf eine soziale Schicht in Frage gestellt. Eine Kernfrage der Darstellung ist, inwieweit sich das Brettspiel in der Beigabensitte der Kaiserzeit spiegelt und ob die Beigabe von Brettspielobjekten ein verlässlicher Anzeiger für dieses kulturelle Element ist. Nach der Einführung zum Wesen von Spiel und dessen Funktion für eine Gesellschaft folgen Auswertungen zur Verteilung der Objekte im Arbeitgebiet in Bezug zum Material und zur Grabsitte sowie Überlegungen zum Import der Idee des Brettspiels und zur Herstellung von Spielsteinen. ### Die Siedlungskammer Eldagsen. Ein Forschungsprojekt zur kaiserzeitlichen und mittelalterlichen Besiedlungsgeschichte der Calenberger Börde von Tobias Gärtner (Göttingen) & Kirstin Casemir (Münster): Die Siedlungskammer Eldagsen, südlich von Hannover im Randbereich der Calenberger Börde gelegen, ist Gegenstand eines interdisziplinären, vor allem Archäologie, Geschichtswissenschaft und Sprachforschung einbeziehenden Forschungsprojekts, in dessen Rahmen die Grundlinien der Besiedlungsgeschichte von der Zeit um Christi Geburt bis zum späten Mittelalter herausgearbeitet werden sollen. Die ersten Ergebnisse zeigen eine in diesem Umfang bislang nicht bekannte prähistorische Aufsiedlung der Siedlungskammer. Während die Siedlungsentwicklung in der Völkerwanderungs- und Merowingerzeit noch nicht klar zu beurteilen ist, zeichnet sich für das 8./9. Jh. eine Phase des intensiven Landesausbaus ab. Im hohen Mittelalter scheint es nur vereinzelt zur Gründung neuer Siedlungen gekommen zu sein; gleichzeitig lässt sich eine Vergrößerung der bereits bestehenden frühmittelalterlichen Ausbauorte erkennen. Das totale Wüstfallen von elf der insgesamt 18 Ortschaften erfolgte im späten 14. und im 15. Jh., schwerpunktmäßig erst ab ca. 1450. ### Ausgrabungen auf der Fundstelle der dänischen Plantage Brockman, Ghana. by James Boachie-Ansah (Legon): Im Januar 2002 wurden Ausgrabungen durchgeführt, die auf dem als „Brockman“ bezeichneten Gelände liegen, welches 1834 vom Dänen Neils Brock als Plantage erworben wurde. Sie erbrachten zahlreiche Funde und Befunde; zu den Fundobjekten gehören lokal hergestellte Gefäße sowie europäische glasierte Ware, Glasflaschen, Bauteile von Gebäuden, landwirtschaftliche Geräte, Emailleschüsseln, Kochutensilien, Bekleidungsaccessoires, Eisenfallen, Schusswaffenteile und Knochen von Boviden sowie Schalen von Mollusken und Landschnecken. Die Flaschen und das europäische Geschirr datieren in das späte 19. Jh., in einigen Fällen in das späte 19. Jh. und das frühe 20. Jh. Die Besiedlung des späteren Ausgrabungsareals erfolgte wahrscheinlich nach 1850, dem Jahr, in dem die Dänen ihren Besitz an der Goldküste den Engländern verkauften, und kurz vor oder nach der Abschaffung des internen Sklavenhandels und dementsprechend des legalen Status’ der Sklaven in 1874 und 1875. Demnach haben die Funde der Grabung keine Beziehung zu Neils Brock, der nach Ausweis der Dokumente die Plantage 1834 erworben hatte. Gefäßformen der lokal hergestellten Keramik zeigen Einflüsse der Akan, die auch auf anderen Fundstellen der Accra-Ebene erkennbar sind; sie belegen die heterogene Zusammensetzung der Bevölkerung der Accra-Ebene, die aus Wanderungen der Völker einschließlich der Akan in das Gebiet um Accra resultiert, wo lukrativer Handel betrieben wurde – nicht nur mit Sklaven, sondern auch mit Gütern wie Palmöl und Gold. ### Vom Kakaobier zur Schokolade von Ursula Thiemer-Sachse (Berlin): Beschäftigt man sich mit der Kulturentwicklung des Kakao, stößt man auf viele nicht allgemein bekannte Dinge und hat Fragen, die sich aus neuesten archäologischen Funden ergeben, und muss nach Antworten suchen, die sich bisher zum Teil nur als hypothetisch erweisen. Es steht jedoch fest, dass die Gaumenfreuden, die wir heute beim Genuss von Kakaogetränk und Schokolade erfahren, sich sehr von denen unterscheiden, die einst die Erfinder erlebten. Theobroma cacao, „Götterspeise Kakao“, diesen aus dem Griechischen hergeleiteten Begriff benutzte Carl von Linné für die botanische Bezeichnung des Baumes, aus dessen Samen – im Deutschen Kakaobohnen genannt, aber eher wie Mandeln aussehend – Getränk und Schokoladenpaste für heute vielerlei süße „Verführungen“ gemacht werden können.

Gewicht 350 g
Bestellnr

2-36-48-4

Produktgruppe

Verkaufsprogramm

Reihe

Zeitschrift/Reihen

Hauptgruppe

Ethnographisch-Archäologische Zeitschrift (EAZ)

Untergruppe
ISBN
KurzbezTitel

Band 48, Heft 4

Autor

Hrsg von J. Callmer und R. Struwe

Erscheinungsjahr

2007

TechnischeAbgaben

4 Beiträge zum Stand der Forschung, zahlr. Abb. in SW

Inhalt

A. Matschoss: Kaiserzeitliche Beigaben von Brettspielobjekten im Barbaricum – T. Gärtner & K. Casemir: Die Siedlungskammer Eldagsen. Forschungsprojekt zur kaiserzeitlichen und mittelalterlichen Besiedlungsgeschichte der Calenberger Börde – J. Boachie-Ansah: Excavations at a Danish plantation site at Brockman, Ghana – U. Thiemer-Sachse: Vom Kakaobier zur Schokolade – Rezensionen und Annotationen ### Zusammenfassungen ### Kaiserzeitliche Beigaben von Brettspielobjekten im Barbaricum von Anne Matschoss (Berlin): Brettspielobjekte der Kaiserzeit sind in der archäologischen Forschung zwar ein bekannter, aber oftmals nicht vertiefend betrachteter Gegenstand. Es herrscht die Annahme vor, dass dieser „Zeitvertreib“ sich nur auf die höhergestellten Gruppen der Bevölkerung des Barbaricums beschränkt haben soll und dass im Grabbefund in erster Linie Status und Kontakte zum Römischen Reich belegt seien. Es wird gezeigt, dass sich diese Beigabe auch in Grabbefunden oder auf Gräberfeldern weiter Bevölkerungsteile in Dänemark und dem mitteleuropäischen Barbaricum dokumentieren lässt; somit wird die Begrenzung des Brettspiels auf eine soziale Schicht in Frage gestellt. Eine Kernfrage der Darstellung ist, inwieweit sich das Brettspiel in der Beigabensitte der Kaiserzeit spiegelt und ob die Beigabe von Brettspielobjekten ein verlässlicher Anzeiger für dieses kulturelle Element ist. Nach der Einführung zum Wesen von Spiel und dessen Funktion für eine Gesellschaft folgen Auswertungen zur Verteilung der Objekte im Arbeitgebiet in Bezug zum Material und zur Grabsitte sowie Überlegungen zum Import der Idee des Brettspiels und zur Herstellung von Spielsteinen. ### Die Siedlungskammer Eldagsen. Ein Forschungsprojekt zur kaiserzeitlichen und mittelalterlichen Besiedlungsgeschichte der Calenberger Börde von Tobias Gärtner (Göttingen) & Kirstin Casemir (Münster): Die Siedlungskammer Eldagsen, südlich von Hannover im Randbereich der Calenberger Börde gelegen, ist Gegenstand eines interdisziplinären, vor allem Archäologie, Geschichtswissenschaft und Sprachforschung einbeziehenden Forschungsprojekts, in dessen Rahmen die Grundlinien der Besiedlungsgeschichte von der Zeit um Christi Geburt bis zum späten Mittelalter herausgearbeitet werden sollen. Die ersten Ergebnisse zeigen eine in diesem Umfang bislang nicht bekannte prähistorische Aufsiedlung der Siedlungskammer. Während die Siedlungsentwicklung in der Völkerwanderungs- und Merowingerzeit noch nicht klar zu beurteilen ist, zeichnet sich für das 8./9. Jh. eine Phase des intensiven Landesausbaus ab. Im hohen Mittelalter scheint es nur vereinzelt zur Gründung neuer Siedlungen gekommen zu sein; gleichzeitig lässt sich eine Vergrößerung der bereits bestehenden frühmittelalterlichen Ausbauorte erkennen. Das totale Wüstfallen von elf der insgesamt 18 Ortschaften erfolgte im späten 14. und im 15. Jh., schwerpunktmäßig erst ab ca. 1450. ### Ausgrabungen auf der Fundstelle der dänischen Plantage Brockman, Ghana. by James Boachie-Ansah (Legon): Im Januar 2002 wurden Ausgrabungen durchgeführt, die auf dem als „Brockman“ bezeichneten Gelände liegen, welches 1834 vom Dänen Neils Brock als Plantage erworben wurde. Sie erbrachten zahlreiche Funde und Befunde; zu den Fundobjekten gehören lokal hergestellte Gefäße sowie europäische glasierte Ware, Glasflaschen, Bauteile von Gebäuden, landwirtschaftliche Geräte, Emailleschüsseln, Kochutensilien, Bekleidungsaccessoires, Eisenfallen, Schusswaffenteile und Knochen von Boviden sowie Schalen von Mollusken und Landschnecken. Die Flaschen und das europäische Geschirr datieren in das späte 19. Jh., in einigen Fällen in das späte 19. Jh. und das frühe 20. Jh. Die Besiedlung des späteren Ausgrabungsareals erfolgte wahrscheinlich nach 1850, dem Jahr, in dem die Dänen ihren Besitz an der Goldküste den Engländern verkauften, und kurz vor oder nach der Abschaffung des internen Sklavenhandels und dementsprechend des legalen Status’ der Sklaven in 1874 und 1875. Demnach haben die Funde der Grabung keine Beziehung zu Neils Brock, der nach Ausweis der Dokumente die Plantage 1834 erworben hatte. Gefäßformen der lokal hergestellten Keramik zeigen Einflüsse der Akan, die auch auf anderen Fundstellen der Accra-Ebene erkennbar sind; sie belegen die heterogene Zusammensetzung der Bevölkerung der Accra-Ebene, die aus Wanderungen der Völker einschließlich der Akan in das Gebiet um Accra resultiert, wo lukrativer Handel betrieben wurde – nicht nur mit Sklaven, sondern auch mit Gütern wie Palmöl und Gold. ### Vom Kakaobier zur Schokolade von Ursula Thiemer-Sachse (Berlin): Beschäftigt man sich mit der Kulturentwicklung des Kakao, stößt man auf viele nicht allgemein bekannte Dinge und hat Fragen, die sich aus neuesten archäologischen Funden ergeben, und muss nach Antworten suchen, die sich bisher zum Teil nur als hypothetisch erweisen. Es steht jedoch fest, dass die Gaumenfreuden, die wir heute beim Genuss von Kakaogetränk und Schokolade erfahren, sich sehr von denen unterscheiden, die einst die Erfinder erlebten. Theobroma cacao, „Götterspeise Kakao“, diesen aus dem Griechischen hergeleiteten Begriff benutzte Carl von Linné für die botanische Bezeichnung des Baumes, aus dessen Samen – im Deutschen Kakaobohnen genannt, aber eher wie Mandeln aussehend – Getränk und Schokoladenpaste für heute vielerlei süße „Verführungen“ gemacht werden können.

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