Peter Findeisen (1941-2012) gewidmet
Peter Findeisen, langjähriger Mitarbeiter und Leiter der »Inventarisierung« am Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie Sachsen-Anhalt hat sich seit den 1970er Jahren für die Belange der Bauforschung und des Studiums historischer Akten eingesetzt und dadurch nicht nur die Arbeit des bis 1990 freiberuflich tätigen Reinhard Schmitt, sondern auch die erheblich historisch ausgerichtete Forschung des heutigen »Sachgebiets Bauforschung« im Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie Sachsen-Anhalt ganz wesentlich beeinflusst.
Vorwort
In der Einleitung zum ersten Band über historische Bauforschung in Sachsen-Anhalt, erschienen im Jahre 2007, haben Barbara Pregla, Reinhard Schmitt und Andreas Stahl die Arbeitsweise dieser Disziplin im Zuständigkeitsbereich des Landesamtes für Denkmalpflege und Archäologie Sachsen-Anhalt, die wesentlichen Etappen ihrer Entwicklung seit dem frühen 19. Jahrhundert und die wichtigsten, seit 1992 bearbeiteten Bauten kurz besprochen und die institutionellen und freiberuflichen Partner gewürdigt.
Der vorliegende zweite Band enthält Arbeits- und Ergebnisberichte aus den vergangenen sechs Jahren. In diesem Rahmen kann freilich nur ein kleiner Ausschnitt aus der Fülle der mit unterschiedlicher Intensität bearbeiteten Bauten geboten werden. Die tatsächliche Arbeit erstreckte sich auf zahlreiche Kirchen, Klöster, Burgen und Schlösser wie etwa in Blankenburg, Drübeck, Diesdorf, Freyburg (Neuenburg, Stadtkirche), Halberstadt (Dom), Huysburg, Magdeburg (Dom), Merseburg (Domklausur), Naumburg (Domklausur), Plötzkau, Quedlinburg (Stiftsberg mit Kirche), Querfurt, Schulpforte, Tangermünde und Zeitz (Kloster) sowie mehrere Dorfkirchen im Welterbeantragsgebiet um Naumburg und Freyburg. Darüber hinaus konnten im Bereich der Hausforschung viele Bauten untersucht werden, wenngleich dies leider auch den zunehmenden Abbruchanträgen geschuldet ist.
Eine nicht zuletzt auf die alltägliche Baupraxis und eine zuverlässige Planung abzielende und 2011 veröffentlichte Handreichung zur Bestandsuntersuchung und Dokumentation führt die wichtigsten Aspekte zu Untersuchung, Dokumentation und Forschung auf. Wiederum ist die gute Kooperation mit institutionellen und freiberuflichen Partnern zu würdigen. Die bereits strukturell vorgegebenen Möglichkeiten einer Zusammenarbeit mit der Archäologie konnten an mehreren Orten intensiv genutzt werden. Die einzelnen Bei- träge geben den Kenntnisstand der Autoren und der Redaktion wieder. Insbesondere die vorgetragenen Interpretationen von Baubefunden, die auch andere Deutungen zulassen, mögen zu einem fachlichen Austausch anregen. Ausgeklammert wurden neueste Forschungsergebnisse zum Heiligen Grab in Gernrode, zur Liebfrauenkirche in Halberstadt sowie zu den Dorfkirchen in Flemmingen und Görschen, die im Rahmen fachübergreifender Studien in separaten Publikationen gewürdigt werden. Zwei grundsätzliche Probleme der Bauforschung bleiben auch künftig bestehen: der Umfang archivalischer Recherchen und somit die Verlässlichkeit der Arbeitsergebnisse sowie die Tatsache, dass im Rahmen des denkmalrechtlichen Verfahrens beauftragte Dokumentationen in den seltensten Fällen mit einer systematischen Bauforschung gleichzusetzen sind. Viele Fragen zum einzelnen Gebäude, aber auch zum Hausbestand insgesamt, seinem typologischen und funktionalen Wandel, bleiben daher unbeantwortet und könnten nur im Rahmen von Projekten geleistet werden.
Inhalt:
Elisabeth Rüber-Schütte:
• Vorwort
Frank Högg:
• Gefügeforschung in Quedlinburg – Fachwerkhäuser des 15. Jahrhunderts
Olaf Karlson:
• Die Amtshäuser von Naumburg und Eckardtsberga und ihre Stuben
Yngve J. Holland & Sonja Krey-Berger unter MA Elisabeth Eulitz:
• Ergebnisse der historischen Bauforschung in Gardelegen aus den bauhistorischen Untersuchungen seit 1999
Heinrich Bögemann & Andrea Thiele:
• Die „Alte Lutherschule“ in Eisleben, Andreaskirchplatz 11. Befund – Sakraltopographie – Schulgeschichte – Baugeschichte
Benjamin Rudolph:
• Zur Baugeschichte des Nordflügels von Schloss Wernigerode – ein Vorbericht
Claudia Christina Hennrich:
• Die baugeschichtliche Entwicklung des Schlosses Stolberg im Harz
Klaus-Peter Wittwar:
• Stadtmauertürme in Sangerhausen
Andreas Stahl:
• Die „Churfestung“ Wittenberg im Dreißigjährigen Krieg
Klaus-Peter Wittwar:
• Die Kirche St. Ulrici zu Sangerhausen
Lutz Scherf:
• Baugeschichtliche Untersuchungen an der Michaeliskirche Zeitz
Guido Siebert:
• Überlegungen zur Naumburger Johanniskapelle auf Grundlage der archäologischen Untersuchungen – Zugleich ein Beitrag zur Sakral- und Kurientopographie des Naumburger Dombezirks
Hansjörg Rümelin:
• Gipsstuckkapitelle im spätmittelalterlichen Salzwedel
Dirk Höhne:
• Die Kirche St. Wenzel in Thaldorf, Lkr. Mansfeld-Südharz. Ein „romanischer“ Bau aus dem frühen 16. Jahrhundert
Theresa König:
• Barocke Klöster in der Magdeburger Börde
Reinhard Schmitt:
• Kloster und Stift Drübeck. Archivalische Quellen zur Baugeschichte vom mittleren 10. Bis zum frühen 21. Jahrhundert
Andreas Stahl:
• Königshof und Stiftsberg in Quedlinburg, Stätten des Heinrichskults der SS