Nicht allzu oft geschieht es, dass eine Dorfgeschichte mit den Entwicklungen der Weltkunst zusammenfällt. In dem kleinen Dorf Schmirma im Geiseltal geschah das 1921, als die Gemeinde beschloss, die künstlerische Ausstattung ihrer Kirche einem Hallenser Künstler zu übertragen. Karl Völker (1889-1962), damals 32 Jahre alt, war mit der Frage beschäftigt, ob der expressionistische Sprachgestus tauglich sei, dem Elend, das der Erste Weltkrieg hinterlassen hatte, Bilder der Hoffnung entgegenzusetzen. Gemeinde, Denkmalpflege und Maler verbündeten sich zur Realisierung eines außerordentlichen Werks. So entstanden die Kirchenbilder von Schmirma. Über 90 Jahre später erfolgt das Wunder noch einmal. Die Gemeinde erneuert das Dach, die Deckenbilder müssen abgenommen und restauriert werden, die Denkmalpflege ist involviert und publiziert den Zustand der Kirche sowie den konservatorischen Befund. Das künstlerische Gesamtereignis jedoch verlagert sich nach Halle in das Kunstmuseum des Landes, das als prominenter Ort der klassischen Moderne eine überregionale Ausstrahlung hat. Der Bilderschatz aus der Region, der die kunstpolitischen Einsprüche der Epoche überstanden hat, wird damit erstmals einer größeren Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Zugleich erinnert die Präsentation an einen offenen Bürgersinn, der sich drei Generationen zuvor am entlegenen Ort offenbarte, heute jedoch überall und mehr denn je gefragt ist, wo die Erhaltung wertvoller Hinterlassenschaften oft unbezahlbar scheint. So ist die Präsentation der Deckenmalerei in der Moritzburg viel mehr als eine gewöhnliche Ausstellung. Die Bilder stehen wie ein Zeichen dafür, dass es nur im vereinten Wirken aller Beteiligten gelingt, neben den überkommenen Werken auch an deren Sinn zu erinnern. Gemeinde, Land und Museum verbinden sich über die Geschichte in ihrer gemeinsamen Gegenwart. (Auszug aus Grußwort)
Inhalt:
Stephan Dorgerloh:
• Grußwort
Dirk Höhne:
• Die Kirche von Schmirma
Sabine Meinel:
• Die Neugestaltung des Innenraumes 1921/22
Andreas Hünecke:
• Karl Völker und die Wandmalerei im ersten Drittel des 20. Jahrhunderts
Michael Freitag:
• Schmirma. Eine Wanderung in 13 Bildern
Uta Matauschek:
• Die Gemälde und Ihre Schäden
Klaus Völker:
• Die Karl-Völker-Initiative
Biographie Karl Völkers
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