2011 wurden der Kirchengemeinde Limlingerode eine Reihe von Büchern und anderem Schriftgut zurückgegeben. Es handelte sich um Schriften, die auf dem Dachboden des ehemaligen Pfarrhauses abgelegt worden waren. Das Gebäude befand sich in einem desolaten Zustand. Einwohner brachten die Schriften in Sicherheit. Viele Jahre kamen sie aus dem Gedächtnis. Heute beherbergt das Haus die Dichterstätte Sarah Kirsch und ist ein wichtiger literarischer Erinnerungsort an die Lyrikerin, die 1935 im Haus geboren und in der benachbarten Kirche von ihrem Großvater, dem Pfarrer i. R. Paul Bernstein getauft wurde.
Unter den zurückgegebenen Schriften fielen fünf handgeschriebene Bände auf. Der erste Band war als“ Kriegs-Chronik“ tituliert. Die anderen Bände trugen die Überschrift „die Kriegsteilnehmer von Limlingerode“. Der damals schon 55jährige Ortspfarrer August Rönnefahrt, der seit 1906 in Limlingerode lebte, begann diese Aufzeichnungen über die Auswirkungen des I. Weltkrieges auf die Gemeinde Limlingerode am 18. August 1914 (Buch I) und endete sie im Mai 1919 (Buch V, S. 108). Rönnefahrt ging 1923 in den Ruhestand
und verließ Limlingerode. Die Pfarrstelle wurde danach aufgehoben.
Die insgesamt 793 Seiten stellen eine einzigartige Überlieferung dar, die weit über eine bloße Dorfchronik hinausgeht. Hier wird über das Leben einer engen, durch den Krieg äußerst belasteten Gemeinschaft berichtet, deren berührende Einzelschicksale in einer schweren Zeit dargestellt werden. Die Chroniken bieten Ansatzpunkte für zeitgeschichtliche, soziologische, soziokulturelle, kirchenhistorische, linguistische und literaturwissenschaftliche Untersuchungen.
Inhaltsverzeichnis
Vorwort
August Rönnefahrt, Pfarrer, Chronist, Mitleidender
Der erste Gefallene – Friedrich Manstedt
Ein Kriegsschicksal – Otto Schönstedt
Schrecken des Krieges und die Traumatisierung der Soldaten
Liebe, Frauen, Kinder und Verlustängste
Gefallen, vermisst, gefangen und verwundet
Ideelle und materielle Kosten des Krieges