Die beiden ersten Jahrzehnte eines gesamtdeutschen Museumswesens werden wohl durch ihre Ambivalenz in die Museumsgeschichtsschreibung eingehen. Auf der einen Seite haben ungeheure Anstrengungen nicht zuletzt finanzieller Art zahlreiche Museen in den neuen Bundesländern nach vorne gebracht, andererseits sind wichtige Einrichtungen (kultur-)politischer Räson oder finanziellen Nöten zum Opfer gefallen. Bis heute bestimmen letztere den Alltag zahlreicher Kulturinstitutionen. Schließungen sind an der Tagesordnung. Sie gehen einher mit Verlust von Arbeitsplätzen und Verlust von Lebensqualität. Nichts desto trotz wird die Bedeutung dieser Einrichtungen, zu denen nicht zuletzt die Museen gehören, hervorgehoben, wird auf das nicht zu unterschätzende Potential hingewiesen, das gerade diese besitzen, um Menschen unterschiedlicher Bevölkerungsgruppen und gesellschaftlicher Schichten zusammenzuführen, wird auf die Unverzichtbarkeit der Museen als Stätten kultureller Bildung, auf ihre Bedeutung als Bewahrer unseres kulturellen Erbes rekurriert. In diesem Zusammenhang ist man nicht müde, auf die gestiegenen Anforderungen hinzuweisen, denen sich die Museen stellen müssen, um dieser gesamtgesellschaftlichen Aufgaben gerecht zu werden.
Kurzum, an das Niveau der Museumsarbeit sind die höchsten Ansprüche zu stellen. Um es zu garantieren, bedarf es geradezu einer doppelten Sicherung: einer äußeren und einer inneren. Erstere meint die materiellen und personellen Voraussetzungen, letztere Kreativität und innovatives Engagement eines jeden einzelnen Mitarbeiters. An der Stabilität dieser Sicherung dürfen hier ruhig etliche Zweifel geäußert werden. Auch die seit 2006 vorliegenden ‚Standards für Museen‘ können sie nicht ausräumen.
Inhaltsverzeichnis:
K. Flügel:
Editorial – Veranstaltungshinweis „The Best in Heritage“
I. Keske & E. Hochmuth:
Alma mater et Museologie non grata. Über die Akademisierung einer jungen Wissenschaft
M. Mencfel:
Wunder der Natur und Kult des Wanderns. Fußreisen der gelehrten Naturaliensammler in der frühen Neuzeit
S. Biedermann:
Karl Lacher und die museologische Ausstellungsgestaltung kunstgewerblicher Sammlungen
J. Scheunemann:
Th. Müntzer im Museum. Zu den Anfängen der regionalen Musealisierung des Bauernkrieges in der DDR
M. Schulze-Jorian:
Experimentelle Schlösserverwaltung – das Beispiel Sachsen
REZENSIONEN / ANNATOTIONEN
J. R. von Bieberstein: Museologie, Archive und DDR-Marxismus-Leninismus
Claus Deimel, Sebastian Lentz, Bernhard Streck (Hg.): Auf der Suche nach Vielfalt (V. Schimpff)
Bund der Vertriebenen (Hg.): Erinnerung und Begegnung (T. Alber)
Joachim Baur (Hg.): Museumsanalyse (V. Schimpff)
Thomas Thiemeyer: Fortsetzung des Krieges mit anderen Mitteln (H. Berger)
Hartmut John, Hans-Helmut Schild, Katrin Hieke (Hg.): Museen und Tourismus (H.-J. Beier)
Hans-Rudolf Meier, Ingrid Scheurmann (Hg.): DENKmalWERTE (Hans-Jürgen Beier)
Die Kunstdenkmäler von Bayern. Stadt Bamberg. Jakobsberg und Altenburg; Michelsberg und Abtsberg (V. Schimpff)
Berthold Schmidt, Jan Bemmann: Körperbestattungen der jüngeren Römischen Kaiserzeit und der Völkerwanderungszeit Mitteldeutschlands (V. Schimpff)
Ludwig Wamser (Hg.): Karfunkelstein und Seide. Neue Schätze aus Bayerns Frühzeit (V. Schimpff)
Simon Paulus: Die Architektur der Synagoge im Mittelalter (S. Ostritz)
Evamaria Engel, Frank-Dietrich Jacob: Städtisches Leben im Mittelalter; Katrin Keller, Gabriele Viertel, Gerald Diesener (Hg.): Stadt, Handwerk, Armut (V. Schimpff)
Helmut Bräuer: Stadtchronistik und städtische Gesellschaft (Manfred Wilde)
Thomas Kübler, Jörg Oberste (Hg.): Die Stadtbücher Altendresdens 1412-1528 (U. Meißner)
Erich Wasem: Durch den Orient als freier Mensch (V. Schimpff)
Autorenverzeichnis