Mittelalterliche Keramik nimmt unter den Funden von Siedlungen und Burgen in Thüringen den größten Anteil ein. Sie wird wie kein anderes Material in diesem Umfang für die Datierung und Beurteilung von Siedlungsabläufen herangezogen. Zusammen mit den zahlreichen Kleinfunden gibt ihre Bestimmung einen wichtigen Beitrag zur Herausarbeitung des mittelalterlichen Geschichtsbildes. Der Autor legt die erste zusammenfassende Bearbeitung der Keramik des 8.-12. Jh. aus dem westlichen Thüringen vor. Bereits 1990 wurde der dazugehörige Katalog als Band 24 der Weimarer Monographien zur Ur- und Frühgeschichte publiziert. Die Vorarbeiten für die Keramikbearbeitung begannen bereits 1970 mit der Durchführung gezielter Grabungen in bäuerlichen Siedlungen, Burgen und städtischen Bereichen, die, in der Zwischenzeit vom Verfasser z. T. veröffentlicht, das Ziel verfolgen, die zu dieser Zeit schmale Materialbasis zu verbessern und Ansatzpunkte für die Datierung der Keramik zu erlangen.
Die Grundlage der vorliegenden Bearbeitung bilden Gefäße und Scherben von annähernd 400 Fundstellen, die statistisch erfasst und in sieben Hauptgruppen gegliedert wurden. Mit der Keramik der Siedlungen Alt-Mühlhausen und Niederdorla, Unstrut-Hainich-Kreis, wurden zwei große Komplexe aus Nordwestthüringen in die Bearbeitung einbezogen. Im Ergebnis einer statistischen Analyse der Keramik und unter Berücksichtigung der Grabungsbefunde konnte für Mühlhausen eine vier Stufen umfassende relative Abfolge der Keramik vorgelegt werden, die heute für das westsaalische Thüringen Gültigkeit besitzt und am Material neuer Grabungen mehrfach mit Erfolg überprüft wurde.
Zahlreiche Karten zeigen die Verbreitung der verschiedenen Keramikgruppen, für deren regionale Differenzierung und Datierung kleinräumige Studien erstellt wurden. So konnte mit neuen Funden die Südgrenze der Nordseegruppe der Kugelbodenkeramik im Thüringer Becken neu bestimmt werden. Mit der Bearbeitung werden die Grundlinien der früh- und hochmittelalterlichen Keramikentwicklung in Thüringen dargestellt. Ein Chronologie Schema, das sich auf die Keramikanalyse im Arbeitsgebiet, auf datierbare Funde und auf historische Überlieferungen stützt, entspricht dem derzeitigen Forschungsstand und bildet eine Grundlage für künftige Untersuchungen.
Inhaltsverzeichnis:
Vorwort
Einleitung
Das Arbeitsgebiet – Naturräumliche Gliederung
Zur Siedlungsgeschichte und politischen Entwicklung Thüringens im frühen und hohen Mittelalter
Forschungsgeschichte
Die Arbeitsgrundlagen – Herkunft des keramischen Materials
Terminologie
Methoden der Keramikbearbeitung
Gliederung der Keramik
• Keramik des 7. Jahrhunderts (Gruppe A)
• Drehscheibenkeramik (Gruppe Al)
• Handgeformte Keramik (Gruppe A2)
• Slawische Keramik der Rüssener Phase der Leipziger Gruppe (Gruppe A3)
• Ältere slawische Drehscheibenkeramik (Gruppe A4)
Frühmittelalterliche Standbodenkeramik (Gruppe B)
• Unverzierte handgeformte braune Standbodenkeramik (Gruppe B1)
• Ältere wellenverzierte braune Standbodenkeramik (Gruppe B2)
• Unverzierte rotbraune Standbodenkeramik (Gruppe B3)
Graue slawische Keramik der Leipziger Gruppe (Gruppe C)
Ältere Drehscheibenkeramik (Gruppe D)
• Keramik Badorfer Typ (Gruppe D1)
• Gelbe Drehscheibenkeramik (Gruppe D2)
• Pingsdorfer Keramik (Gruppe D3)
• Rotbraun-orange glatte Drehscheibenkeramik (Gruppe D4)
• Rauhwandige Drehscheibenkeramik (Gruppe D5)
• Hessische Drehscheibenkeramik
Jüngere Standbodenkeramik (Gruppe E)
Ältere Kugelbodenkeramik (Gruppe F)
• Kugelkannen
• Sonderformen
Hochmittelalterliche Keramik (Gruppe G)
Fundplätze der Keramik und Zusammenfunde keramischer Warenarten
Archäologische Funde und Befunde zur Gliederung, räumlichen Abgrenzung und zeitlichen Einordnung der mittelalterlichen Keramik
Zur Technologie der Keramikherstellung
Die Datierung der früh- und hochmittelalterlichen Keramik
Die Entwicklung der Keramik im westlichen Thüringen und ihre Stellung im deutschen Keramikgebiet
Literaturverzeichnis
Fundlisten
Abbildungen und Tafeln