Band 48, Heft 1

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E. Cziesla: Robbenjagd in Brandenburg? Gedanken zur Verwendung großer Widerhakenspitzen – H. Tron & A. Blank: Simris 15. Eine vergessene Felsbildstation in Südschweden – J. Boachie-Ansah: Tradition und Wechsel. Die Keramik von Mount Mary Training College and Adjikpo-Yokunya, Eastern Region, Ghana. – U. Thiemer-Sachse: Schutzgeistvorstellungen in Altamerika. Ethnologische Bemerkungen und Fragen zur Existenz archäologischer Zeugnisse – Mitteilungen: M. Eickhoff & U. Halle Anstelle einer Rezension – Anmerkungen zum veröffentlichten Bild über Herbert Jankuhn – Rezensionen und Annotationen ### Zusammenfassungen ### Robbenjagd in Brandenburg? Gedanken zur Verwendung großer Widerhakenspitzen von Erwin Cziesla (Stahnsdorf): Bei der aktuellen Kartierung von Funden der Ahrensburger Kultur wird deutlich, dass auch der Mittelgebirgsraum zum Verbreitungsgebiet von Rentierjägern dieser Kultur gehörte. Dabei besteht in der Forschung ein Konsens in der Rekonstruktion einer jährlichen Migration dieser Jägergemeinschaften von den kalten Wintereinständen des Flachlandes zu den höher gelegenen Mittelgebirgsregionen, die einen relativen Schutz vor Insektenplagen und steigenden Tagestemperaturen in den Sommermonaten boten. Im Bereich der im Flachland postulierten Wintereinstände wurden zweireihige Widerhakenspitzen („Harpunen“) und Lyngby-Beile gefunden, die im Mittelgebirge fehlen und somit eine jahreszeitlich bedingte Funktionalität (Winterjagd) erwarten lassen. Diskutiert wird, was mit den großen Widerhakenspitzen gejagt wurde, und rezente Beispiele aus dem skandinavischen Raum verweisen auf die Jagd auf Robben. Der Nachweis von Robben im Binnenland wird anhand von Kunstäußerungen, Knochenfunden sowie auch mittels rezenter Sichtweise geführt. Gemeinsam mit anderen Argumenten – fehlende Feuerstellen, Lampenfunde, Brenn- und Beleuchtungsmaterial etc. – wird eine über Jahrtausende praktizierte Inlandbejagung der Robbe wahrscheinlich. Die Widerhakenspitze als bedeutendes Hilfsmittel zur sicheren Robbenjagd und somit als Werkzeug, welches das Überleben der Jäger-, Sammler- und Fischergruppen – speziell während der Kältephase zur Jüngeren Dryaszeit – sicherstellte, wird hervorgehoben. ### Simris 15. Eine vergessene Felsbildstation in Südschweden Von Heinz Tron & Alexander Blank unter Mitarbeit von Tobias Poremba: Dieser Beitrag befasst sich mit der Felsbildstation Simris 15 (ehemals Simris 27) aus der Gegend von Simrishamn im Bezirk Österlen. Es ist eine Felsbildstation, die zwar seit langem bekannt, aber bisher nur unzureichend bearbeitet worden ist. Die Station wurde neu vermessen und ein Gesamtplan erstellt, der erstmals auch die heute sichtbare Ausdehnung des Felsens sowie Risse und Klüfte im Gestein zeigt. Während der Neubearbeitung kam zudem eine Reihe bisher unbekannter Felsbilder zum Vorschein, die hier erstmals publiziert werden. Auf dem Felsen finden sich Bilder von Schiffen, von Äxten und sog. Radkreuzen, ebenso von Menschen und Tieren; auch Schalengruben sind häufig zu beobachten. Die Felsbilder aus dieser Gegend sind in einen bläulich grauen Quarzit geschlagen. Es ist ein sehr harter Stein, der nur wenig korrosionsanfällig ist. So erklärt sich auch der größtenteils immer noch gute Zustand der Bilder. Jedoch ist der Stand der Dokumentationen meist unzureichend, da die Felsbildstationen über lange Zeit nahezu in Vergessenheit geraten waren. Aggressive Umwelteinflüsse gefährden die Felsen akut, so dass eine Neubearbeitung der Felsbilder von Nöten ist. Dieser Aufsatz soll hierzu einen Beitrag leisten. ### Tradition und Wechsel. Die Keramik von Mount Mary Training College and Adjikpo-Yokunya, Eastern Region, Ghana. von James Boachie-Ansah (Legon): Ausgrabungen, die im Januar 2004 am Mount Mary Training College in Somanya und in Adjikpo-Yokunya, beide Stätten im Gebiet der Krobo im östlichen Ghana gelegen, durchgeführt wurden, erbrachten Reste lokal hergestellter Keramik, die durch europäische Keramik, Flaschen und andere Artefakte in das späte 18. bis 20. Jh. datiert werden kann. Diese Keramik wird hier vorgestellt und ihr Bezug zur Archäologie der Gegend diskutiert. Die Keramik – überwiegend durch umlaufende Rillen charakterisiert – weist einige typische Gefäßformen der Akan auf, die durch Töpfer aus Gebieten der Dangme, besonders der Shai-Gegend (etwa 22 km südlich der Ausgrabungsstätten), als solche identifiziert wurden. Nach mündlicher Überlieferung waren Flüchtlinge und Migranten der Akan durch die Gemeinschaften der Krobo aufgenommen worden, so dass die typischen Akan-Gefäße Überreste der Kultur und des Einflusses der Akan sein könnten. Durch eine Analyse der Faunenreste wurden Knochen der afrikanischen Riesenratte und Gehäuse von Landschnecken identifiziert – beides Tiere, die von den Krobo bis in die Gegenwart mit einem strikten Verbot, sie zu verzehren, belegt sind. Die Möglichkeit, dass eine Nicht-Krobo-Gemeinschaft, wahrscheinlich die Akan, unter den Bewohnern von Adjikpo-Yokunya niedergelassen hat und auf die die typische Akan-Gefäßformen zurückzuführen ist, gewinnt folglich durch die Knochen- und Gehäusefunde von solchen Tieren an Gewicht, die durch die Krobo tabuisiert, aber die von den Akan als Delikatessen angesehen werden. Trotz der nachweislichen Kontinuität zwischen ausgegrabener und gegenwärtiger Töpferware war die Keramikproduktion weder statisch noch konservativ. Es spiegeln sich neue Ideen in der Bemalung der Gefäße wider, die möglicherweise aus Nordghana aufgenommen oder von importierten, lackierten Emailleschüsseln aus Europa inspiriert wurden, wie es ein möglicher Beleg in der Keramik aus Adjikpo-Yokunya zeigt. ### Schutzgeistvorstellungen in Altamerika. Ethnologische Bemerkungen und Fragen zur Existenz archäologischer Zeugnisse von Ursula Thiemer-Sachse (Berlin): Schutzgeistvorstellungen sind durchaus als weltweit verbreitet zu bezeichnen. Menschen sehen sich den Kräften, Energien und Mächten der natürlichen wie sozialen Umwelt ausgeliefert. Das veranlasst sie, sich unter den mehr oder minder erkennbaren oder als erkennbar vermuteten Wesen solche zum eigenen individuellen Schutz oder auch zu dem der gesamten Gruppe zu suchen. Man wählte sie mittels besonderer Aktivitäten aus und bestimmte sie. Dies geschieht auch bis zur Gegenwart, und man fühlt sich ihnen immer besonders verbunden. Schutzgötter, Schutzgeister, Engel und Heilige sind zu diesem Behufe gewählt worden. Ob und wie diese Geistwesen in den altamerikanischen Kulturen, den Kulturen vor der Zeit der europäischen Kolonialregime, für uns erkennbar sind, soll hier diskutiert werden.

Gewicht 350 g
Bestellnr

2-36-48-1

Produktgruppe

Verkaufsprogramm

Reihe

Zeitschrift/Reihen

Hauptgruppe

Ethnographisch-Archäologische Zeitschrift (EAZ)

Untergruppe
ISBN
KurzbezTitel

Band 48, Heft 1

Autor

Hrsg von J. Callmer und R. Struwe

Erscheinungsjahr

2007

TechnischeAbgaben

5 Beiträge zum Stand der Forschung, zahlr. Abb. in SW

Inhalt

E. Cziesla: Robbenjagd in Brandenburg? Gedanken zur Verwendung großer Widerhakenspitzen – H. Tron & A. Blank: Simris 15. Eine vergessene Felsbildstation in Südschweden – J. Boachie-Ansah: Tradition und Wechsel. Die Keramik von Mount Mary Training College and Adjikpo-Yokunya, Eastern Region, Ghana. – U. Thiemer-Sachse: Schutzgeistvorstellungen in Altamerika. Ethnologische Bemerkungen und Fragen zur Existenz archäologischer Zeugnisse – Mitteilungen: M. Eickhoff & U. Halle Anstelle einer Rezension – Anmerkungen zum veröffentlichten Bild über Herbert Jankuhn – Rezensionen und Annotationen ### Zusammenfassungen ### Robbenjagd in Brandenburg? Gedanken zur Verwendung großer Widerhakenspitzen von Erwin Cziesla (Stahnsdorf): Bei der aktuellen Kartierung von Funden der Ahrensburger Kultur wird deutlich, dass auch der Mittelgebirgsraum zum Verbreitungsgebiet von Rentierjägern dieser Kultur gehörte. Dabei besteht in der Forschung ein Konsens in der Rekonstruktion einer jährlichen Migration dieser Jägergemeinschaften von den kalten Wintereinständen des Flachlandes zu den höher gelegenen Mittelgebirgsregionen, die einen relativen Schutz vor Insektenplagen und steigenden Tagestemperaturen in den Sommermonaten boten. Im Bereich der im Flachland postulierten Wintereinstände wurden zweireihige Widerhakenspitzen („Harpunen“) und Lyngby-Beile gefunden, die im Mittelgebirge fehlen und somit eine jahreszeitlich bedingte Funktionalität (Winterjagd) erwarten lassen. Diskutiert wird, was mit den großen Widerhakenspitzen gejagt wurde, und rezente Beispiele aus dem skandinavischen Raum verweisen auf die Jagd auf Robben. Der Nachweis von Robben im Binnenland wird anhand von Kunstäußerungen, Knochenfunden sowie auch mittels rezenter Sichtweise geführt. Gemeinsam mit anderen Argumenten – fehlende Feuerstellen, Lampenfunde, Brenn- und Beleuchtungsmaterial etc. – wird eine über Jahrtausende praktizierte Inlandbejagung der Robbe wahrscheinlich. Die Widerhakenspitze als bedeutendes Hilfsmittel zur sicheren Robbenjagd und somit als Werkzeug, welches das Überleben der Jäger-, Sammler- und Fischergruppen – speziell während der Kältephase zur Jüngeren Dryaszeit – sicherstellte, wird hervorgehoben. ### Simris 15. Eine vergessene Felsbildstation in Südschweden Von Heinz Tron & Alexander Blank unter Mitarbeit von Tobias Poremba: Dieser Beitrag befasst sich mit der Felsbildstation Simris 15 (ehemals Simris 27) aus der Gegend von Simrishamn im Bezirk Österlen. Es ist eine Felsbildstation, die zwar seit langem bekannt, aber bisher nur unzureichend bearbeitet worden ist. Die Station wurde neu vermessen und ein Gesamtplan erstellt, der erstmals auch die heute sichtbare Ausdehnung des Felsens sowie Risse und Klüfte im Gestein zeigt. Während der Neubearbeitung kam zudem eine Reihe bisher unbekannter Felsbilder zum Vorschein, die hier erstmals publiziert werden. Auf dem Felsen finden sich Bilder von Schiffen, von Äxten und sog. Radkreuzen, ebenso von Menschen und Tieren; auch Schalengruben sind häufig zu beobachten. Die Felsbilder aus dieser Gegend sind in einen bläulich grauen Quarzit geschlagen. Es ist ein sehr harter Stein, der nur wenig korrosionsanfällig ist. So erklärt sich auch der größtenteils immer noch gute Zustand der Bilder. Jedoch ist der Stand der Dokumentationen meist unzureichend, da die Felsbildstationen über lange Zeit nahezu in Vergessenheit geraten waren. Aggressive Umwelteinflüsse gefährden die Felsen akut, so dass eine Neubearbeitung der Felsbilder von Nöten ist. Dieser Aufsatz soll hierzu einen Beitrag leisten. ### Tradition und Wechsel. Die Keramik von Mount Mary Training College and Adjikpo-Yokunya, Eastern Region, Ghana. von James Boachie-Ansah (Legon): Ausgrabungen, die im Januar 2004 am Mount Mary Training College in Somanya und in Adjikpo-Yokunya, beide Stätten im Gebiet der Krobo im östlichen Ghana gelegen, durchgeführt wurden, erbrachten Reste lokal hergestellter Keramik, die durch europäische Keramik, Flaschen und andere Artefakte in das späte 18. bis 20. Jh. datiert werden kann. Diese Keramik wird hier vorgestellt und ihr Bezug zur Archäologie der Gegend diskutiert. Die Keramik – überwiegend durch umlaufende Rillen charakterisiert – weist einige typische Gefäßformen der Akan auf, die durch Töpfer aus Gebieten der Dangme, besonders der Shai-Gegend (etwa 22 km südlich der Ausgrabungsstätten), als solche identifiziert wurden. Nach mündlicher Überlieferung waren Flüchtlinge und Migranten der Akan durch die Gemeinschaften der Krobo aufgenommen worden, so dass die typischen Akan-Gefäße Überreste der Kultur und des Einflusses der Akan sein könnten. Durch eine Analyse der Faunenreste wurden Knochen der afrikanischen Riesenratte und Gehäuse von Landschnecken identifiziert – beides Tiere, die von den Krobo bis in die Gegenwart mit einem strikten Verbot, sie zu verzehren, belegt sind. Die Möglichkeit, dass eine Nicht-Krobo-Gemeinschaft, wahrscheinlich die Akan, unter den Bewohnern von Adjikpo-Yokunya niedergelassen hat und auf die die typische Akan-Gefäßformen zurückzuführen ist, gewinnt folglich durch die Knochen- und Gehäusefunde von solchen Tieren an Gewicht, die durch die Krobo tabuisiert, aber die von den Akan als Delikatessen angesehen werden. Trotz der nachweislichen Kontinuität zwischen ausgegrabener und gegenwärtiger Töpferware war die Keramikproduktion weder statisch noch konservativ. Es spiegeln sich neue Ideen in der Bemalung der Gefäße wider, die möglicherweise aus Nordghana aufgenommen oder von importierten, lackierten Emailleschüsseln aus Europa inspiriert wurden, wie es ein möglicher Beleg in der Keramik aus Adjikpo-Yokunya zeigt. ### Schutzgeistvorstellungen in Altamerika. Ethnologische Bemerkungen und Fragen zur Existenz archäologischer Zeugnisse von Ursula Thiemer-Sachse (Berlin): Schutzgeistvorstellungen sind durchaus als weltweit verbreitet zu bezeichnen. Menschen sehen sich den Kräften, Energien und Mächten der natürlichen wie sozialen Umwelt ausgeliefert. Das veranlasst sie, sich unter den mehr oder minder erkennbaren oder als erkennbar vermuteten Wesen solche zum eigenen individuellen Schutz oder auch zu dem der gesamten Gruppe zu suchen. Man wählte sie mittels besonderer Aktivitäten aus und bestimmte sie. Dies geschieht auch bis zur Gegenwart, und man fühlt sich ihnen immer besonders verbunden. Schutzgötter, Schutzgeister, Engel und Heilige sind zu diesem Behufe gewählt worden. Ob und wie diese Geistwesen in den altamerikanischen Kulturen, den Kulturen vor der Zeit der europäischen Kolonialregime, für uns erkennbar sind, soll hier diskutiert werden.

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