Band 48, Heft 2

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T. Grasselt: Archäologische Ausgrabungen auf zwei neu entdeckten Fundplätzen der augusteischen Übergangsperiode in Thüringen – E. Schultze & M. Ljubi?ev: Zur Herstellung von Drehscheibenkeramik in der ?ernjachov-Kultur. Ein Brennofen aus der Siedlung Vojtenki 1, Ostukraine – B. Hoffmann: Zur Bedeutung der Nasca-Trophäenköpfe und ihrer ikonographischen Präsenz als Kopfgefäße und Piktogramme – S. Rossignol: Dominatio regionis. Die Politik der Ottonen gegenüber den Slawen an Elbe und Ostsee in komparatistischer Sicht – Mitteilungen: K.-D. Jäger Heinz Grünert zum 80. Geburtstag – Veröffentlichungen von Heinz Grünert. Fortsetzung – Tagungsbericht: G. H. Jeute – Homo debilis. Behinderte – Kranke – Versehrte in der Gesellschaft des Mittelalters. Interdisziplinäre Tagung in Bremen, 26.–29. September 2007 – Rezensionen und Annotationen ### Zusammenfassungen ### Archäologische Ausgrabungen auf zwei neu entdeckten Fundplätzen der augusteischen Übergangsperiode in Thüringen. Ein Vorbericht. von Thomas Grasselt (Weimar): Zwei ausgewählte Fundplätze des Großromstedter Horizonts aus dem westlichen Thüringen, die Siedlung von Schwabhausen und das Gräberfeld von Ballstädt beide im Landkreis Gotha gelegen, beleben die Diskussion zum Thema Siedlungskontinuität, elbgermanische Landnahme und frühe römisch-germanische Beziehungen. Mit der Frage u. a. nach dem Anteil des thüringischen Mittelgebirgsraumes am Konsolidierungsprozess des Markomannenreiches berühren diese Fundkomplexe das Arbeitsgebiet des Jubilars, Heinz Grünert. Dem Platz Schwabhausen am südwestlichen Zugang zum Thüringer Becken, kontinuierlich von der Latène- bis in die späte Kaiserzeit besiedelt, kommt wegen seiner verkehrstopographischen Lage und wirtschaftlichen Prosperität eine besondere Bedeutung zu. Fibeln und Kleinfunde elbgermanischer Prägung zeigen eine ungebrochene Besiedlung von Latène D1 nach Eggers A und ein auch nach Westen orientiertes Beziehungsfeld, das bis nach Gallien reicht. Die offene Siedlung erbrachte einen bescheidenen Fundhorizont, der zum römischen Militär verbindet. Bei Ballstädt ca. 17 km nördlich von Schwabhausen gelegen, wurde ein Brandgräberfeld neu entdeckt, das nach wenigen ausgegrabenen Gräbern und den vorliegenden Oberflächenfunden von 2 ha Fläche dem eponymen Bestattungsplatz von Großromstedt sehr nahe steht. Die Befunde 6 und 15, zwei reich ausgestattete Brandgräbern mit Waffen und Bronzegefäßen, werden vorgestellt. ### Zur Herstellung von Drehscheibenkeramik in der ?ernjachov-Kultur. Ein Brennofen aus der Siedlung Vojtenki 1, Ostukraine von Erdmute Schultze (Berlin) & Michail Ljubi?ev (Charkov): Vorgestellt wird ein Brennofen aus einer Siedlung des 4. Jh. der ?ernjachov-Kultur. Es handelt sich um einen eingetieften Zweikammerofen, erhalten sind der Feuerungsraum, ein Teil der Lochtenne und des Brennraumes, der Schürhals und eine vorgelagerte Arbeitsgrube. Nach der Klassifikation von A. A. Bobrinskij steht der Ofen wegen der durchgehenden Trennwand im Feuerungsraum der Form 3b am nächsten. Ähnlich konstruierte Anlagen sind für das Gebiet der ?ernjachov-Kultur aus den Siedlungen Ripnev 2 (Westukraine), Glavany (nordwestliches Schwarzmeergebiet) und Boromlja 2 (Ostukraine) bekannt. Für dauerhafte Schutzvorrichtungen um die Ofenanlage gibt es in Vojtenki keine Hinweise, daher wurde hier nur saisonal begrenzt Keramik gebrannt. Aus den erhaltenen Ofenresten ließ sich die Form der Anlage rekonstruieren und für den Brennraum ein Volumen von ca. 0,74 m3 berechnen. Das Fundmaterial aus der Ofenfüllung und der Arbeitsgrube umfasste neben Drehscheibenkeramik Tierknochen und eine eiserne Messerklinge. Die Keramik enthielt keine Fehlbrände, deshalb muss angenommen werden, dass der Ofen nur begrenzte Zeit in Benutzung war. ### Zur Bedeutung der Nasca-Trophäenköpfe und ihrer ikonographischen Präsenz als Kopfgefäße und Piktogramme: Überlegungen zu einer vielschichtigen Dreiecksbeziehung von Beatrix Hoffmann (Berlin): Bisher sind über hundert Exemplare der sog. Nasca-Trophäenköpfe aus archäologischen Kontexten geborgen worden. Obwohl sie auch in der Nasca-Ikonographie häufig erscheinen, konnte ihre Bedeutung und Funktion bis heute nicht endgültig geklärt werden. Eine der wesentlichen Ursachen dafür ist die scheinbar widersprüchliche Daten- und Befundlage, die sich aus den Untersuchungen der archäologischen Exemplare und aus den ikonographischen Beobachtungen ergab. Bisherige Interpretationen gingen nur von einer möglichen Erklärung aus oder von mehreren, aber zeitlich aufeinander folgenden Konzepten. Dies führte zu unbefriedigenden Ergebnissen. Die folgenden Überlegungen begründen die Annahme von mehreren zeitgleich existierenden Konzepten bezüglich der Funktion und Bedeutung von menschlichen Trophäenköpfen und ihrer Darstellung. Dies wird mit Blick auf ethnographische Beispiele anhand des archäologischen und ikongraphischen Materials dargelegt. ### Dominatio regionis. Die Politik der Ottonen gegenüber den Slawen an Elbe und Ostsee in komparatistischer Sicht. Ein Beitrag zum Projekt „Slawen an der unteren Mittelelbe“ von Sébastien Rossignol (Göttingen): Die herrschaftliche und gesellschaftliche Organisation der verschiedenen Gruppen von Slawen an Elbe und Ostsee war im 10. Jh. zersplittert, instabil und uneinheitlich. Daher mussten die sächsischen Großen des Ottonenreichs je nach Region anders handeln, um mit diesen verschiedenen Realitäten umzugehen. Eine komparatistische Analyse ermöglicht tatsächlich, grundsätzliche Unterschiede in der Politik der Ottonen zu erkennen. Die von den Slawen abverlangten Tribute sowie die kirchlichen Zehnten nahmen, wo sie eingeführt wurden, verschiedene Formen an. Besitzübertragungen zugunsten von sächsischen Herren und Institutionen fanden zwar bei den Sorben und Hevellern statt, aber bei den Abodriten und bei den Völkerschaften im Nordosten überließen die Ottonen den lokalen Machthabern die innere Organisation vollständig. Eine detaillierte Konfrontation der erzählenden und urkundlichen Quellen ermöglicht einerseits, die literarisch kunstvollen Schilderungen des Geschichtsschreibers Widukind von Corvey besser zu verstehen sowie andererseits die Vorgänge an der unteren Mittelelbe zu beleuchten. In dieser Grenzregion finden nämlich seit 2004 im Rahmen eines DFG-Projekts archäologische und paläobotanische Untersuchungen statt.

Gewicht 350 g
Bestellnr

2-36-48-2

Produktgruppe

Verkaufsprogramm

Reihe

Zeitschrift/Reihen

Hauptgruppe

Ethnographisch-Archäologische Zeitschrift (EAZ)

Untergruppe
ISBN
KurzbezTitel

Band 48, Heft 2

Autor

Hrsg von J. Callmer und R. Struwe

Erscheinungsjahr

2007

TechnischeAbgaben

6 Beiträge zum Stand der Forschung, zahlr. Abb. in SW

Inhalt

T. Grasselt: Archäologische Ausgrabungen auf zwei neu entdeckten Fundplätzen der augusteischen Übergangsperiode in Thüringen – E. Schultze & M. Ljubi?ev: Zur Herstellung von Drehscheibenkeramik in der ?ernjachov-Kultur. Ein Brennofen aus der Siedlung Vojtenki 1, Ostukraine – B. Hoffmann: Zur Bedeutung der Nasca-Trophäenköpfe und ihrer ikonographischen Präsenz als Kopfgefäße und Piktogramme – S. Rossignol: Dominatio regionis. Die Politik der Ottonen gegenüber den Slawen an Elbe und Ostsee in komparatistischer Sicht – Mitteilungen: K.-D. Jäger Heinz Grünert zum 80. Geburtstag – Veröffentlichungen von Heinz Grünert. Fortsetzung – Tagungsbericht: G. H. Jeute – Homo debilis. Behinderte – Kranke – Versehrte in der Gesellschaft des Mittelalters. Interdisziplinäre Tagung in Bremen, 26.–29. September 2007 – Rezensionen und Annotationen ### Zusammenfassungen ### Archäologische Ausgrabungen auf zwei neu entdeckten Fundplätzen der augusteischen Übergangsperiode in Thüringen. Ein Vorbericht. von Thomas Grasselt (Weimar): Zwei ausgewählte Fundplätze des Großromstedter Horizonts aus dem westlichen Thüringen, die Siedlung von Schwabhausen und das Gräberfeld von Ballstädt beide im Landkreis Gotha gelegen, beleben die Diskussion zum Thema Siedlungskontinuität, elbgermanische Landnahme und frühe römisch-germanische Beziehungen. Mit der Frage u. a. nach dem Anteil des thüringischen Mittelgebirgsraumes am Konsolidierungsprozess des Markomannenreiches berühren diese Fundkomplexe das Arbeitsgebiet des Jubilars, Heinz Grünert. Dem Platz Schwabhausen am südwestlichen Zugang zum Thüringer Becken, kontinuierlich von der Latène- bis in die späte Kaiserzeit besiedelt, kommt wegen seiner verkehrstopographischen Lage und wirtschaftlichen Prosperität eine besondere Bedeutung zu. Fibeln und Kleinfunde elbgermanischer Prägung zeigen eine ungebrochene Besiedlung von Latène D1 nach Eggers A und ein auch nach Westen orientiertes Beziehungsfeld, das bis nach Gallien reicht. Die offene Siedlung erbrachte einen bescheidenen Fundhorizont, der zum römischen Militär verbindet. Bei Ballstädt ca. 17 km nördlich von Schwabhausen gelegen, wurde ein Brandgräberfeld neu entdeckt, das nach wenigen ausgegrabenen Gräbern und den vorliegenden Oberflächenfunden von 2 ha Fläche dem eponymen Bestattungsplatz von Großromstedt sehr nahe steht. Die Befunde 6 und 15, zwei reich ausgestattete Brandgräbern mit Waffen und Bronzegefäßen, werden vorgestellt. ### Zur Herstellung von Drehscheibenkeramik in der ?ernjachov-Kultur. Ein Brennofen aus der Siedlung Vojtenki 1, Ostukraine von Erdmute Schultze (Berlin) & Michail Ljubi?ev (Charkov): Vorgestellt wird ein Brennofen aus einer Siedlung des 4. Jh. der ?ernjachov-Kultur. Es handelt sich um einen eingetieften Zweikammerofen, erhalten sind der Feuerungsraum, ein Teil der Lochtenne und des Brennraumes, der Schürhals und eine vorgelagerte Arbeitsgrube. Nach der Klassifikation von A. A. Bobrinskij steht der Ofen wegen der durchgehenden Trennwand im Feuerungsraum der Form 3b am nächsten. Ähnlich konstruierte Anlagen sind für das Gebiet der ?ernjachov-Kultur aus den Siedlungen Ripnev 2 (Westukraine), Glavany (nordwestliches Schwarzmeergebiet) und Boromlja 2 (Ostukraine) bekannt. Für dauerhafte Schutzvorrichtungen um die Ofenanlage gibt es in Vojtenki keine Hinweise, daher wurde hier nur saisonal begrenzt Keramik gebrannt. Aus den erhaltenen Ofenresten ließ sich die Form der Anlage rekonstruieren und für den Brennraum ein Volumen von ca. 0, 74 m3 berechnen. Das Fundmaterial aus der Ofenfüllung und der Arbeitsgrube umfasste neben Drehscheibenkeramik Tierknochen und eine eiserne Messerklinge. Die Keramik enthielt keine Fehlbrände, deshalb muss angenommen werden, dass der Ofen nur begrenzte Zeit in Benutzung war. ### Zur Bedeutung der Nasca-Trophäenköpfe und ihrer ikonographischen Präsenz als Kopfgefäße und Piktogramme: Überlegungen zu einer vielschichtigen Dreiecksbeziehung von Beatrix Hoffmann (Berlin): Bisher sind über hundert Exemplare der sog. Nasca-Trophäenköpfe aus archäologischen Kontexten geborgen worden. Obwohl sie auch in der Nasca-Ikonographie häufig erscheinen, konnte ihre Bedeutung und Funktion bis heute nicht endgültig geklärt werden. Eine der wesentlichen Ursachen dafür ist die scheinbar widersprüchliche Daten- und Befundlage, die sich aus den Untersuchungen der archäologischen Exemplare und aus den ikonographischen Beobachtungen ergab. Bisherige Interpretationen gingen nur von einer möglichen Erklärung aus oder von mehreren, aber zeitlich aufeinander folgenden Konzepten. Dies führte zu unbefriedigenden Ergebnissen. Die folgenden Überlegungen begründen die Annahme von mehreren zeitgleich existierenden Konzepten bezüglich der Funktion und Bedeutung von menschlichen Trophäenköpfen und ihrer Darstellung. Dies wird mit Blick auf ethnographische Beispiele anhand des archäologischen und ikongraphischen Materials dargelegt. ### Dominatio regionis. Die Politik der Ottonen gegenüber den Slawen an Elbe und Ostsee in komparatistischer Sicht. Ein Beitrag zum Projekt „Slawen an der unteren Mittelelbe“ von Sébastien Rossignol (Göttingen): Die herrschaftliche und gesellschaftliche Organisation der verschiedenen Gruppen von Slawen an Elbe und Ostsee war im 10. Jh. zersplittert, instabil und uneinheitlich. Daher mussten die sächsischen Großen des Ottonenreichs je nach Region anders handeln, um mit diesen verschiedenen Realitäten umzugehen. Eine komparatistische Analyse ermöglicht tatsächlich, grundsätzliche Unterschiede in der Politik der Ottonen zu erkennen. Die von den Slawen abverlangten Tribute sowie die kirchlichen Zehnten nahmen, wo sie eingeführt wurden, verschiedene Formen an. Besitzübertragungen zugunsten von sächsischen Herren und Institutionen fanden zwar bei den Sorben und Hevellern statt, aber bei den Abodriten und bei den Völkerschaften im Nordosten überließen die Ottonen den lokalen Machthabern die innere Organisation vollständig. Eine detaillierte Konfrontation der erzählenden und urkundlichen Quellen ermöglicht einerseits, die literarisch kunstvollen Schilderungen des Geschichtsschreibers Widukind von Corvey besser zu verstehen sowie andererseits die Vorgänge an der unteren Mittelelbe zu beleuchten. In dieser Grenzregion finden nämlich seit 2004 im Rahmen eines DFG-Projekts archäologische und paläobotanische Untersuchungen statt.

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