Das 48. Internationale Symposium Keramikforschung fand vom 14. bis zum 18. September 2015 in Mölln statt. Dort traf sich auf Initiative und Vermittlung von Joachim Reichstein, dem ehemaligen Landesarchäologen von Schleswig-Holstein, der Internationale Arbeitskreis Keramikforschung zu seiner jährlichen Tagung in den Räumlichkeiten der Lauenburgischen Akademie für Wissenschaft und Kultur. Der Tagungsort im Norden Deutschlands bot die in der Geschichte des Arbeitskreises bisher relativ seltene Gelegenheit, die Keramik des Nordens in den Fokus zu rücken. Dementsprechend fand sich eine erfreulich hohe Zahl an Referenten in Mölln ein, die die Keramik Norddeutschlands und Nordeuropas, mit einem Schwerpunkt rund um die Ostsee, vorstellten.
Für die Stiftung Herzogtum Lauenburg als Träger der Akademie begrüßte der Vizepräsident, Wolfgang Engelmann, über 90 Teilnehmer aus fünf Nationen im Stadthauptmannshof in Mölln, einem repräsentativen Gebäude aus dem Jahr 1550, dem Sitz der Lauenburgischen Akademie für Wissenschaft und Kultur.
Kennzeichnend für diese Tagung war die außergewöhnlich große Vielfalt an Themen zur Keramik des Nordens. Einheimische Waren wie etwa die mittelalterliche Muschelgrusware oder neuzeitliche bemalte Irdenwaren, letztere auch mit der Wiedergewinnung eines Produktionsorts, waren ebenso vertreten wie typische ortsgebundene Importe, etwa reich dekorierte Irdenwaren aus dem französischen Rouen in Handelsplätzen an der Nordseeküste, in diesem Fall Bremen. Darüber hinaus nutzten etliche der Referenten die Möglichkeit, über Jahre in den Stadtarchäologien und Bodendenkmalpflegeämtern gewachsene Bestände von Bodenfunden im Überblick vorzustellen, beispielsweise italienische Fayencen. Mittelalterliche Keramikspektren aus kleinen Städten und ganzen Landstrichen in Dänemark und Polen gaben Einblicke in Lebensverhältnisse und Importmöglichkeiten.
Inhaltsverzeichnis:
Vorwort
Bernd Bienert
• Eifelkeramik – Dependance Speicher/Herforst (Eifelkreis Bitburg-Prüm/D). Namen und Stempelweise Speicherer Töpfer in römischer Zeit
Felix Biermann
• Die Zeitstellung slawischer Keramik in Vorpommern und Ostmecklenburg nach dendrochronologischen Daten
Dieter Bischop
• Ein Ofenkachelkomplex des späten 16. Jahrhunderts aus dem Bremer Stephaniviertel
Dieter Bischop
• Neufunde der Rouenware aus Bremen
Irmgard Endres
• Briefmarken und Vieles mehr – Die keramischen Bauteile am Posthof in Regensburg
Gerald Volker Grimm
• Narreme als Schlüssel zur Interpretation von Darstellungen auf Keramik – Der Parisurteilmeister
Andreas Heege
• Springfederdekor – Zur Entstehung einer speziellen Dekortechnik im deutschen Sprachraum
Heinke Heintzen
• Probsteier Keramik aus Preetz
Jette Linaa
• Pots for the impoverished. Black pots from Jutland – a Danish contribution to the European ceramic market 1600-1850
Michael Lingohr
• Keramik im Dienst des Winterhilfswerks – Bedeutungsträger des NS-Systems
Marcin Majewski
• Résurné of research into Renaissance stove tiles in Western Pomerania
Heinz-Peter Mielke
• Kacheln aus Schleswig
Ralf Mulsow
• Keramische Lavabos der frühen Neuzeit im Nord- und Ostseeraum. Ein Überblick
Dirk Rieger
• Zur Lübecker Keramikchronologie – Methodik und Zukunft
Karla Bianca Roºca
• Pottery. The inheritance of the Sitar Family from Baia Mare
Renate Samariter
• Farbenpracht aus fünf Jahrhunderten – in Mecklenburg-Vorpommern ausgegrabene Lüsterwaren, Fayencen, Majoliken und Fayencen vom Typ Mailing jug
Katharina Schütter
• Neue Ansichten alter Baukunst. Zur Backsteinarchitektur in Schleswig-Holstein
Michal Starski
• Late medieval pottery from small townships in late-medieval Cdañsk Pomerania
Bernhard Thiemann & Marit Ufken
• Die Muschelgrusware aus ostfriesischer Sicht
Markus Wehmer
• Steinzeugimporte ins nördliche Thüringen während des späten Mittelalters
Frauke Witte
• Ein sparsamer Töpfer? – Zwei Töpfereien der Renaissance im Herzogtum Schleswig
Patricia Stahl
• Nachruf Dr. Ludwig Baron Döry
Mariette Döry
• Nekrolog Dr. Ludwig Baron Döry
Wolfgang Lösche
• Zum Gedenken an Arthur Sudau