Es sind nicht immer nur so dramatische Ereignisse wie Kriege oder Archiv-Einstürze, die dazu führen, dass wir wertvolles Kulturgut – oft unwiederbringlich – verlieren. Schon ein banaler Diebstahl kann mit denselben Ergebnisverbunden sein. Die alte Binsenweisheit jedoch, dass sich Stehlen wortwörtlich nicht lohnt, zeigt die Ausstellung »Rettungsaktion Landesschätze« des Landesamtes für Denkmalpflege und Archäologie Sachsen-Anhalt: Oft können die Diebe die entwendeten Gegenstände gar nicht oder nur unter äußersten Schwierigkeiten auf dem schwarzen Kunstmarkt an den Mann bringen. Die empfindlichen Objekte lagern daher oft jahrelang versteckt in feuchten Kellern oder Dachböden und werden dabei dauerhaft geschädigt. Hinzu kommen Beschädigungen durch brutales Vorgehen und unsachgemäßen Umgang. Unzählige Kulturschätze werden auf diese Weise jedes Jahr vernichtet oder der Öffentlichkeit für immer entzogen – allein in Deutschland durchschnittlich sieben hochwertige Kunstwerke pro Tag. Schlimmer als der materielle Verlust wiegt jedoch der ideelle Schaden, der dabei den Eigentümern oder Besitzern zugefügt wird – den Menschen der jeweiligen Region, deren Identität sich oft gerade über den kulturgeschichtlichen Reichtum ihrer Heimat definiert. So ist es verständlich, dass das Wieder auffinden vermissten Kulturgutes mit großer Aufmerksamkeit wahrgenommen wird, wie etwa jüngst bei den sichergestellten Altarflügeln aus der Werkstatt Lucas Cranachs. Nach einem dreisten Einbruch in die Dorfkirche von Klieken im Mai 1980 waren sie jahrzehntelang verschollen. Entsprechend groß war daher der Andrang, als die Flügel erstmals nach fast 30 Jahren wieder an ihrem ursprünglichen Platz in der Patronats Kirche der Öffentlichkeit gezeigt wurden.
Verborgen hinter der Freude über solche Wiederentdeckungen bleiben meist die enormen Anstrengungen vieler verschiedener Institutionen und Privatpersonen, die in konzertierter »kriminalistischer Detektivarbeit« nach verschollenen Landesschätzen fahnden. Dem Zusammenwirken aller für die Kultur tätigen Einrichtungen und Instanzen des Landes ist es zu verdanken, wenn auf diese Weise spektakuläre Erfolge erzielt werden. Auf dieses Engagement soll das vom Kultusministerium Sachsen-Anhalt angeregte und geförderte Ausstellungsprojekt aufmerksam machen. Bereichert wird die Ausstellung durch wertvolle Leihgaben der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland und des Landeshauptarchivs des Innenministeriums von Sachsen-Anhalt. Ein großer Dank gebührt – im Fall der Altarflügel- auch dem Landeskriminalamt Bayern und der Staatsanwaltschaft Bamberg für die gute Zusammenarbeit bei der glücklichen Rückführung dieses Kulturgutes. Mein Dank gilt insbesondere der Kulturstiftung der Länder, ebenso wie der Ostdeutschen Sparkassenstiftung und dem Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien, die in einer Vielzahl der Fälle die Bemühungen des Landes unterstützt haben. Exemplarisch hierfür steht der Rückerwerb einer Schenkungsurkunde Ottos 1. aus dem Jahre 960, die erstmals in einer Ausstellung gezeigt wird. Herzlich danken möchte ich schließlich den Organisatoren, Institutionen und Förderern, die die Verwirklichung dieses Ausstellungsprojektes möglich gemacht haben. Ich wünsche der Ausstellung viel Erfolg und große öffentliche Aufmerksamkeit.
Inhalt:
Jan-Hendrik Olbertz
Grußwort
Ulrike Wendland
Heimgekehrte Landesschätze
Elisabeth Rüber-Schütte und Mario Titze
Zum Schutz der Schätze
Mathias Köhler und Mario Titze
Die beraubte Kirche von Klieken
Eva Heinecke
Irrweg eines Denkmals
Wilhelm Klare und Ralf Lusiardi
Des Königs verlorene Urkunde
Eva Heinecke
Beuteschicksal eines Kelches
Mario Titze
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