Ein Forschungsprojekt zur Musik brasilianischer Indianer führte 1992 zum Besuch von drei eingeborenen Stämmen in den Bundesstaaten Tocantins und Mato Grosso. Die Eindrücke dieser Begegnungen geben Auskunft über die heutige Situation dieser Menschen und ihrer traditionellen Kulturen. in unterschiedlichem Maß stehen sie in Kontakt zur brasilianischen und zur internationalen Zivilisation.
Die Krahö im Sertäo Ostbrasiliens, die Karajå am Rio Araguaia und die Waurå im Quellgebiet des Rio Xingü sind Völker, mit deren Kulturen sich die deutsche Völkerkunde seit mehr als 100 Jahren beschäftigt.
Die Indianer standen der Idee, daß die Menschen in Deutschland über ihre Kultur und Lebensweise informiert sein sollen, sehr aufgeschlossen gegenüber. Für sie ist die Stammesidentität, ihre Sprache, soziale Organisation, die geographische Umgebung und ihre traditionelle Kultur zum täglichen Überleben unverzichtbar. Der kulturelle Artenschutz ist generell für das Fortbestehen der Gattung Mensch von großer Wichtigkeit. Aber nur wenige Gruppen stehen noch außerhalb der globalen Zivilisation mit ihrem Trend zur kulturellen Vereinheitlichung der Menschheit.
Weder das Kolumbusjahr noch das Internationale Jahr der eingeborenen Völker der Welt hat die Lebensumstände der brasilianischen Indianer bekannt gemacht oder verändert. Die wirtschaftliche Situation Brasiliens läßt kaum mehr öffentliche Gelder zu den Ureinwohnern gelangen.
Die Fotos vom Leben im Krahö-Dorf Kén-Poikre, im Karajå-Dorf Santa Isabel do Morro und im Waurå-Dorf Piulaga zeigen Portraits, Landschaft, Architektur, Nahrungsbeschaffung und traditionelle Feste. Architektur zeigt die Konstruktion der Häuser, aber auch die Gestaltung des Lebensraumes im Allgemeinen. Tonbänder stellen die Sprachen der Stämme, ihre Musik, aber auch Alltagseindrücke vor. Sie lassen den lebendigen Atem der Menschen hören. Die Objekte der Sammlung stammen aus den Dörfern der Indianer und dokumentieren lebendige Handwerkskunst, gestalterische Ideale und die Kontinuität der traditionellen Kulturen.