Die unerwartete Entdeckung von dendrochronologisch in die späte Bronzezeit datierten Bauhölzern am Rande des Burgwalls von Kemberg, Lkr. Wittenberg, während einer Rettungs-grabung 2009/10 ist von enormer Bedeutung für die Erforschung der spätbronze- und früheisenzeitliche Wallanlagen Mitteldeutschlands. Dieser »Überraschungsfund« war Anlass, im Jahr 2014 eine kleinflächige polnisch-deutsche Forschungsgrabung unmittelbar am Wallrand durchzuführen. Es konnte dabei ein massives und sehr gut erhaltenes Holzfundament dokumentiert werden, das die Errichtung der Anlage in das 9.–8.?Jh. v.?Chr. datiert.
Erste Ergebnisse der Ausgrabung konnten bereits im Jahr 2015 im Rahmen einer kleinen Ausstellung in der Heimatstube Kemberg der Öffentlichkeit vorgestellt werden. Mit dem vorliegenden »Kleinen Heft zur Archäologie in Sachsen-Anhalt« liegt nun die erste umfangreichere Publikation der Grabung vor. Es umfasst neben einem Vorbericht zur Forschungsgrabung selbst weitere Beiträge zur kulturgeschichtlichen Bedeutung des Kemberger Burgwalls und versucht zudem, die Anlage in den Kontext neuerer Ausgrabungen und Forschungen beiderseits der Wittenberger Elbaue zu stellen.
Inhaltsverzeichnis:
Harald Meller und Louis D. Nebelsick
• Vorwort der Herausgeber
Andreas Hille
• Grußwort des Gebietsreferenten
Teil I: Der Hügel vor der Stadt
Philipp Kristin und Louis D. Nebelsick
• Der Burgwall von Kemberg, Lkr. Wittenberg, und die Spätbronze- bis Früheisenzeit in der Kemberger Gemarkung
Günter Böhme
• Ein kleiner Ausflug in die Geschichte der Stadt Kemberg, Lkr. Wittenberg
Anna Swieder und Louis D. Nebelsick
• Der Kemberger Burgwall in einem Kupferstich des 18. Jhs.
Stefan Koch
• Vom bronzezeitlichen Burgwall zur mittelalterlichen Besiedlung. Ein Längsschnitt durch das Stadtgebiet von Kemberg, Lkr. Wittenberg
Louis D. Nebelsick und Anna Swieder
• Der Burgwall von Kemberg, Lkr. Wittenberg. Eine dendrochronologisch datierte spätbronze-/früheisenzeitliche Befestigung am Südrand der Elbaue bei Wittenberg.
Vorbericht über die Ausgrabungskampagne im Jahr 2014
Monika Hellmund
• Botanische Befunde vom spätbronzezeitlichen Burgwall von Kemberg, Lkr. Wittenberg
Micha? Szubski
• Die Silexfunde der polnisch-deutschen Ausgrabung 2014 am Burgwall von Kemberg, Lkr. Wittenberg
Ralf Kluttig-Altmann
• Funde vom Burgwall und aus der Stadt Kemberg, Lkr. Wittenberg, vom Mittelalter bis zur Neuzeit
Stefanie Müller
• Kachelfunde vom Burgwall in Kemberg, Lkr. Wittenberg
Teil II: Einblicke in die späte Bronze- und frühe Eisenzeit an der Mittelelbe bei Wittenberg
Ralf Schwarz
• Befestigungen der späten Bronze- und frühen Eisenzeit auf dem Gebiet der Lausitzer und Billendorfer Kultur in Sachsen-Anhalt
Johanna Kutowsky
• Ein Tonrasselfragment aus Kemberg, Lkr. Wittenberg, im Kontext vergleichbarer Funde der Lausitzer Kultur
Norma Literski-Henkel und Louis D. Nebelsick
• Ein Trinkhorn aus Pretzsch, Lkr. Wittenberg, Osterberg Grab 7 – Symbolgut an der Nordwestperipherie der Lausitzer Welt
Norma Literski-Henkel und Louis D. Nebelsick
• Das Salz der Erde – Anmerkungen zu einem Briquetagefragment aus Pretzsch, Lkr. Wittenberg
Ramona Schmohl
• Das bronze- und früheisenzeitliche Gräberfeld von Bergwitz, Lkr. Wittenberg
Konstanze Geppert
• Die Nadeln der frühen und älteren Urnenfelderzeit an der mittleren Elbe. Ein Beitrag zur kulturellen Einordnung des Kemberger Raumes am Beginn der jüngeren Bronzezeit
Torsten Schunke
• An der westlichen Peripherie der Lausitzer Kultur: Die mittelbronze- bis früheisenzeitlichen Gräberfelder bei Coswig, Lkr. Wittenberg
Andreas Schwarz
• Steine, Urnen, Baumaschinen – erneut eine mehrperiodig besiedelte Sandkuppe bei Kemberg, Lkr. Wittenberg, im Mittelelbe-Gebiet
Ulrike Fuhrmann
• Siedlungsspuren der Jungbronze- und Früheisenzeit bis zur Späteisenzeit bei Kleinzerbst, Lkr. Wittenberg
Abbildungsnachweis