Viele unserer Dorfkirchen hatten im Mittelalter eine doppelte Funktion. Selbstverständlich dienten sie in erster Linie als Gotteshäuser, mussten in unsicheren Zeiten samt ihrem Kirchhof aber auch als provisorischer Zufluchtsort herhalten. Dann wurden sie von der Landbevölkerung notfalls auch erbittert verteidigt. Für solche Kirchen etablierte sich der ebenso populäre wie unpräzise Begriff ‚Wehrkirche‘.
Diese Doppelfunktion ist heute weitgehend in Vergessenheit geraten, obwohl sie über viele Jahrhunderte andauerte. Warum dieser Aspekt unserer Geschichte bisher so stiefmütterlich behandelt wurde, ist schwer zu sagen. Vielleicht auch deshalb, weil nur wenige alte Gotteshäuser oder Kirchhöfe die Zeitläufe einigermaßen unverändert überstanden haben. Unzählige Kirchen brannten im Laufe der Zeit nieder, manche sogar mehrmals, andere wurden abgerissen. Vor allem der 30-jährige Krieg hinterließ in Deutschland unzählige Kirchenruinen. Deren Wiederaufbau fiel in die Zeit des Barock und nun gefielen den Gemeinden die engen und düsteren mittelalterlichen Gotteshäuser nicht mehr. Sie ersetzten sie entweder durch Neubauten oder gestalteten sie radikal um, passten sie also den neuen Bedürfnissen an.
Inhaltsverzeichnis:
Vorwort
Allgemeines
• Wozu wurden Kirchen überhaupt befestigt?
• Das mittelalterliche Kriegsszenario
• Das mittelalterliche Dorf
• Dorfeinfriedungen und ihre Funktion
Befestigungsbauten ! Verteidigungselemente
• Überlegungen zum Standort von Kirchen
• Zum Kirchhof
• Zur Kirche
• Der Kirchturm
• Zu Datierungsmöglichkeiten
Adel! Geistlichkeit! Bauern
• Zum Genehmigungsverfahren
• Adelssitze auf oder neben Kirchhöfen
Leben mit und in befestigten Kirchen
• Zum Alltag
• Bewaffnung und militärischen Fähigkeiten
• Verfügungsgewalt und Befehlsbefugnisse
• Zu den Verteidigungsaussichten
• Von wann bis wann wurden Kirchen befestigt?
• Zur regionalen Verteilung befestigter Kirchen
Wehrkirche! befestigte Kirche! Kirchenburg. Begriffe und Definitionen
• Zur Überlieferungssituation
Ereigniskalender
Quellen- und Literaturverzeichnis
Ortsregister
Abbildungsnachweis