Als »Dorfkirche« wird hier der Sakralbau in einer – im 12./13. Jahrhundert -ländlichen, dörflich strukturierten Siedlung verstanden. Dabei spielt es keine Rolle, ob es sich im kirchenrechtlichen Sinn um eine Vollpfarrei, Sedes-, Mater- oder Filialkirche handelte. Kapellen, Burg-, Stifts-, Kloster- oder Stadtkirchen sind demzufolge nicht Gegenstand der Untersuchungen. Im Mittelpunkt der Betrachtungen steht der Baukörper, darüber hinaus wird versucht, Fragen zur Ausstattung, zum Bauverlauf zur Nutzung und Funktion und zum siedlungsgeschichtlichen Umfeld zu erörtern. Obwohl im Titel der vorliegenden Publikation der stilgeschichtlich bekannte und gebräuchliche Begriff »romanisch« verwendet wird, umfasst der Zeitraum der Untersuchung das 12. und gesamte 13. Jahrhundert. Dies ist einerseits darin begründet, dass die frühesten Kirchen aus Stein – und um diese Gebäude handelt es sich hier – erst im 12. Jahrhundert auf- kamen. Andererseits ist es wegen der Schmucklosigkeit mancher Dorfkirchen nicht immer möglich, diese klar der »romanischen« und jene eindeutig der »gotischen« Epoche zuzuweisen. Zudem fand im ländlichen Sakralbau eine Phasenverschiebung statt, die sich nicht mit den stilgeschichtlich definierten Perioden der »Hochkunst« deckt. Gerade deshalb wurde das zu betrachtende Zeitfenster bewusst bis an die Wende vom 13. zum 14. Jahrhundert ausgedehnt. Das Untersuchungsgebiet umfasst hauptsächlich den ehemaligen Landkreis »Saalkreis«, der bis zum 30. Juni 2007 bestand. Eingeschlossen ist zudem das seit den Eingemeindungen um 1900 angewachsene, ursprünglich ländliche Umland der Stadt Halle. Darüber hinaus fanden verschiedene Regionen Aufnahme in das Untersuchungsgebiet, die ehemals zum Saalkreis gehörten oder erst in jüngerer Zeit dazu kamen: der nördliche Zipfel (bis 1950/1952 Saalkreis, dann Kreis Bernburg), westsaalische Bereiche (ehemals Mansfelder Seekreis, seit 1950/1952 Saalkreis) und östliche Anteile (ehemals sächsisch und zum Kreis Bitterfeld oder Delitzsch gehörend, seit 1950/1952 Saalkreis). Wenige Ortschaften im Süden wurden ebenfalls erst im Zuge der beiden Gebietsreformen in den 1950er Jahren zum Saalkreis geschlagen. Seit dem 1. Juli 2007 gehört der behandelte Saalkreis zum großen, mit dem südlich gelegenen Landkreis Merseburg-Querfurt vereinigten »Saalekreis«. Somit umfasst der Untersuchungsraum einerseits ein seit der Christianisierung kirchlich und politisch geschlossenes Gebiet, andererseits Regionen, die Teil einer anderen historischen Entwicklung waren. Ziel war es, daraus eventuell resultierende Unterschiede im Bautypus oder in der Ausstattung aufzudecken. Heute kann man im Untersuchungsgebiet von ca. 200 Ortschaften ausgehen, von denen fast zwei Drittel Kirchdörfer sind (124) und nur 78 kirchlos blieben. 20 Nachweise – sowohl archivalisch als auch substanziell – von wüsten Ortskirchen unterstreichen die Bedeutung des Kirchenbaues im Dorf.
(Auszug aus Einführung)
Inhaltsverzeichnis:
BAND 1
Die romanischen Dorfkirchen des Saalkreises
EINFÜHRUNG
Begriffliche, räumliche, zeitliche und methodische Eingrenzung
Die Dorfkirche als Gegenstand der Forschung
Der Forschungsstand zu den Dorfkirchen im Untersuchungsgebiet
Historischer Kontext, kirchliche Struktur und siedlungsgeschichtliche Aspekte im Untersuchungsgebiet
BAUMATERIAL UND TECHNOLOGIE
Gesteine des Untersuchungsgebietes
Gesteine der Kirchenbauten
Transport der Gesteine
Mauerwerk
Holz
DER BAUKÖRPER
Saalraum
Turm
Chor
Apsis
Ostschluss der Kirchen
Kirchentypen
Besonderheiten am Bau
DIE AUSSTATTUNG
Bauschmuck
Wandmalerei und Farbigkeit
Altar
Taufsteine
Nischen
Piscinen
Glocken
Triumphkreuze
Grabplatten
Truhen
Türblätter
Sonstiges
AUSWERTUNG
Die bauliche Gestalt der romanischen Dorfkirche
Die Dorfkirche als Wehrbau?
Der Einfluss der Großbauten auf die Dorfkirchen des Umlandes
Die Kirche von Naundorf/Kabelsketal – ein Sonderfall?
Zusammenfassung
Anmerkungen
Katalog der Kirchen
1. Asendorf
2. Beesen
3. Beesenlaublingen
4- Benkendorf
5. Bennstedt
6. Böllberg
7. Brachstedt
8. Braschwitz
9. Büschdorf
10. Dalena
11. Dammendorf
12. Dieskau
13. Dobis
14. Döblitz
15. Dölau
17. Domnitz
18. Dornitz
19. Dornstedt
20. Drobitz
21. Eisdorf
22. Eismannsdorf
23. Giebichenstein
24. Gödewitz
25. Görbitz
26. Gollma
27. Gütz
28. Gutenberg
29. Hohenedlau
30. Hohenthurm
31. Holleben
32. Kaltenmark
33. Kirchedlau
34. Köchstedt
35. Köllme
36. Kösseln
BAND 2
37. Krosigk
38. Kütten
39. Lettewitz
40. Lettin
41. Lieskau
42. Merkewitz
43. Mitteledlau
44. Mösthinsdorf
45. Mötzlich
46. Morl
47. Müllerdorf
48. Nauendorf
49. Naundorf/Kabelsketal
50. Neukirchen
51. Neumarkt
52. Neutz
53.Oppin
54.0smünde
55. Peißen/Stadt Landsberg
56. Plößnitz
57. Priester
58. RadeweIl
59. Reideburg
60. Schiepzig
61. Schwerz
62.Seeben
63. Sennewitz
64. Sieglitz
65. Sietzsch
66. Spickendorf
67. Sylbitz
68. Teicha
69. Trebnitz
70. Trotha
71. Untermaschwitz
72. Wörmlitz
73. Zwebendorf
74. Bebitz
75. Beesenstedt
76. Deutleben
77. Lebendorf
78. Naundorf/SaIzatal
79. Niemberg
80. Schlettau
81. Schwittersdorf
82. Trebitz/Stadt Könnern
83. Trebitz/Salzatal
84. Angersdorf
8S. Klepzig
86. Peißen/Stadt Bernburg
87. PfützthaI
88. Werderthau
89. Zscherben
90. Könnern
91. Landsberg
92. Wettin
ANHANG
Danksagung
Abkürzungen
Quellen und unpublizierte Literatur
Literatur
Abbildungsnachweis