Die Awaren in Südwest-Ungarn. Begleitheft zur Sonderausstellung im Museum für Naturkunde und Vorgeschichte Dessau

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Der Verband der vor der türkischen Oberhoheit nach Westen geflüchteten nomadischen und halbnomadischen Stämme, „welcher Awaren genannt wurde“, erschien Mitte des 6. Jahrhunderts in Europa; anfangs als Verbündeter von Byzanz, bald darauf aber als einer seiner gefährlichsten Feinde. Er griff in den Kampf der germanischen Stämme, der Langobarden gegen die Gepiden, die damals das Karpatenbecken beherrschten, ein und eroberte das Wohngebiet der niedergeschlagenen Gepiden. Nach einer Weile gehörte dem Awarenverband auch der Landesteil der Langobarden, welche Ostern 568 freiwillig nach Italien gezogen waren. Danach verheerten die Awaren gemeinsam mit ihren slawischen Verbündeten das byzantinische Reich durch jahrzehntelange Raubzüge und beunruhigten damit die Völker Westeuropas. Ihr Angriff auf Konstantinopel (626) misslang und stoppte den Awarenvorstoß. In der Folge wurde das mächtige Awarenreich auf das Karpatenbecken reduziert. Ende des 8. Jahrhunderts und Anfang des 9. Jahrhunderts führte das Karolingische Reich mehrere Feldzüge gegen die Awaren.
Das Kaganat wurde aber nicht von den Waffen, sondern von den inneren gesellschaftlichen Schwierigkeiten besiegt. Pannonien (West-Ungarn) wurde fränkische Provinz, am Randgebiet entstanden mehrere slawische Fürstentümer (in Mähren, um Nitra und zwischen Drau und Save usw.). Die Awaren wurden auf die Große Tiefebene zurückgedrängt. Dort wurden sie 896 von den neuzugewanderten Ungarn noch vorgefunden. Südwest-Ungarn, die waldige, sumpfige Hügellandschaft zwischen der Mur und Zala war für die nomadischen Awaren fremd. Sie wurde deshalb verhältnismäßig spät besiedelt. Apsich, der Führer der transdanubischen Awaren führte 602 im Auftrag des Kagans einen Feldzug gegen den Verband der Anten von Südrußland. Nach dessen erfolgreicher Durchführung zog er durch das nördliche Nachbarland der Anten, durch das Land des slawischen Stammes der Dudleben, um von dort mit zahlreichen Gefangenen zurückzukehren.
Die Gefangenen wurden mit einer kleinen Gruppe awarischer Untertanen auf einem unbrauchbaren kleinen Gebiet zwischen Zala und Mur angesiedelt. Diese ethnisch gemischte Volksgruppe bewahrte ihre jeweils eigenen Bestattungssitten jahrhundertelang. Ihre Toten wurden im gemeinsamen Gräberfeld (in Brandgräbern oder in Körpergräbern) bestattet, dadurch enstand die Biritualität der Gräberfelder. In den vierziger Jahren des 9. Jahrhunderts bekamen der von Nitra geflüchtete Pribina und sein Sohn Kocel von Ludwig dem Deutschen Lehnsgut. Sie brachten eine blühende Grafschaft zustande, deren Zentrum Mosaburg (Zalavar) war. Sie ließen zahlreiche Kirchen bauen. Es ist also kein Wunder, daß das Missionarsbrüderpaar Method und Konstantin (Cyrill) auch Mosaburg aufsuchte. Während ihrer hiesigen Arbeit lernten sie die Traditionen der Dudlebener kennen, die später von den Anhängern, die in den Preslawer Hof gelangten, beschrieben werden konnten. In den Kiewer Jahrbüchern des 11. Jahrhunderts kann darüber nachgelesen werden.

Gewicht 65 g
Bestellnr

2-12-01

Reihe

Epochen & Themen

KurzbezTitel

Die Awaren in Südwest-Ungarn. Begleitheft zur Sonderausstellung im Museum für Naturkunde und Vorgeschichte Dessau

Autor

B. M. Szoke

Erscheinungsjahr

1993

Technische Angaben

16 S., 17 teilw. Farb. Abb.