Veröffentlichungen des Landesamtes für Archäologie Sachsen Anhalt Band 47: Die linienbandkeramischen Tierknochen von Eilsleben, Bördekreis – Ein Beitrag zur neolithischen Haustierhaltung und Jagd in Mitteleuropa

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Artikelnummer: 4-4-47 Kategorien: ,

Untersuchungen an Tierknochen aus ur- und frühgeschichtlichen Fundzusammenhängen sind seit einigen Jahrzehnten fester Bestandteil archäologischer Fundplatzbearbeitungen. Tierknochen gehören neben anderen materiellen Sachzeugen wie Keramikresten und Steingeräten zu den wenigen, oftmals einzigen Informationsträgern, die aus jener schriftlosen Zeit in größerer Zahl überliefert sind. Es liegt in der Natur dieser Fundkategorie, dass sie in zweifacher Hinsicht als Informationsquelle zu nutzen ist: Zum einen sagen die Knochen etwas über die Faunen- und Domestikationsgeschichte des betreffenden Gebietes aus; ferner lassen die Habitansprüche mancher Wildtierart Rückschlüsse auf die ehemaligen landschaftlichen und klimatischen Gegebenheiten der Lebensstätten von Mensch und Tier zu. Andererseits helfen sie, neue Erkenntnisse über die Kulturgeschichte des prähistorischen Menschen zu gewinnen, da all diese Knochen von Tieren stammen, die sich der Mensch als Haus- oder Jagdtier auf irgendeine Art und Weise nutzbar gemacht hat. Allein diesem Umstand ist es schließlich zu verdanken, dass Tierknochen in den Boden gelangten, der ihre Erhaltung vielfach über Jahrtausende hinweg sicherte. Das Studium subfossiler Tierknochen hat im deutschsprachigen Raum eine lange Tradition. Sie lässt sich bis zur Mitte des vorigen Jahrhunderts zurückverfolgen, als L. Rütimeyer Tierknochen aus den Schweizer Pfahlbausiedlungen beschrieb. Neue Einsichten archäologischer Forschung und verfeinerte Grabungsmethoden, moderne zoologische Haustierforschung und fundierte Kenntnisse über die Abstammung der Haustiere, die sich vor allem an einem biologischen Artbegriff orientierten, führten in den letzten vier Jahrzehnten durch systematische Aufarbeitung von Tierknochenkomplexen weltweit zu einem beträchtlichen Wissenszuwachs. Dies betrifft die vergleichende Osteologie und Geschichte der Haustiere ebenso wie Aussagen zur Ur- und Frühgeschichte des Menschen. So ist es beispielsweise erst in den letzten Jahren nach Vorlage umfangreicher Tierknochenbearbeitungen möglich geworden, Vorstellungen über Größe und Wuchsform damaliger Haustiere zu entwickeln. Ältere Publikationen gingen, dem Kenntnisstand ihrer Zeit entsprechend, über kommentierte Artenlisten meist nicht hinaus oder widmeten sich, traditioneller paläontologischer Arbeitsweise verpflichtet, der minutiösen Beschreibung einiger weniger ‚Belegstücke‘, die als besonders ‚charakteristisch‘ oder ’schön‘ angesehen wurden. Neuere Arbeiten stellten die Tierknochenkomplexe in ihrer Gesamtheit dar und versuchten, die einzelnen Fundanteile quantitativ zu werten. Erst durch diese quantitative Betrachtungsweise des Fundgutes, die sämtliche Knochenfragmente einbezieht, wurde es möglich, aus Tierknochenanalysen grundlegende wirtschaftsarchäologische Schlussfolgerungen zu ziehen. Das Neolithikum (Jungsteinzeit) gilt in bezug auf Tierknochenstudien als ein besonders lohnender Zeitabschnitt, da sich hier tiefgreifende Veränderungen in der Wirtschaftsweise vollzogen haben: Erstmals wurden (Kultur-)Pflanzen angebaut und (Haus-)Tiere gehalten. Menschen wurden sesshaft und gründeten Siedlungen. Fundkomplexe aus den jeweils ältesten neolithischen Kulturen finden daher das besondere Interesse sowohl der Archäologie als auch der Archäozoologie. In den mitteleuropäischen Lößgebieten sind dies Funde aus der Kultur der Bandkeramik. Studien an frühneolithischen Tierknochen lassen zudem Ergebnisse erwarten, die für die vergleichende und historische Haustierkunde von Bedeutung sind, die ihrerseits Einblicke in domestikationsgeschichtliche und mikroevolutive Prozesse vermittelt. Bei Knochenfunden aus den Anfängen der neolithischen Landwirtschaft in Mitteldeutschland interessiert stets die Frage, welche Haustiere von den Linienbandkeramikern aus dem mittleren Donaugebiet über Böhmen eingeführt wurden und welche aus autochthonen Wildpopulationen domestiziert worden sein könnten. Darüber hinaus erwartet man aus solchen Funden Aufschluss über Größe und Gestalt der einzelnen Haus- und Wildtiere und ihre Bedeutung für die menschliche Ernährung. Diesen und weiteren Fragestellungen ging bereits H.-H. Mülle nach, als er Primärmaterial von über 140 bandkeramischen Fundkomplexen aus Mitteldeutschland vorlegte. Da bis zu dieser Zeit bandkeramische Siedlungen mit günstigen Erhaltungsbedingungen für Knochen kaum systematisch gegraben wurden, waren die meisten Fundkomplexe sehr klein. Nur knapp ein Zehntel aller Komplexe enthielt mehr als 100 Knochen. Ein unbestreitbarer Vorzug der Materialgrundlage jener Arbeit besteht darin, dass nahezu aus dem gesamten Verbreitungsgebiet der mitteldeutschen Bandkeramik Fundkomplexe in die Untersuchungen einbezogen werden konnten. Daher ist anzunehmen, dass lokale Besonderheiten einzelner Siedlungen weniger zum Tragen kommen.
(Auszug aus Einleitung)

Inhaltsverzeichnis

Einleitung

Lage und Beschreibung des Fundplatzes

Fundmaterial

Methoden
• Datierung des Fundmaterials
• Bestimmung der Tierknochen
• Altersbestimmung
• Geschlechtsbestimmung
• Maßabnahme
• Berechnung der Widerristhöhe
• Quantitative Verfahren zur Abschätzung der relativen Artenhäufigkeit
– Knochenanzahl
– Mindestanzahl der Individuen
– Knochengewicht
– Schlußfolgerungen

Kultureller, chronologischer und geographischer Vergleichsrahmen

Zusammensetzung des Fundmaterials

Einzeluntersuchungen

• Säugetiere
– Ur (Bos prirnigenius) und Hausrind (Bos primigenius f. taurus)
– Hausschaf (Ovis ammon f. aries) und Hausziege (Capra aegagrus f. hircus)
– Wildschwein (Sus scrofa) und Hausschwein (Sus scrofa f. domestica)
– Hund (Canis lupus f. familiaris)
– Rothirsch (Cervus elaphus)
– Reh (Capreolus capreolus)
– Wildpferd (Equus ferus)
– Wisent (Bison bonasus)
– Rotfuchs (Vulpes vulpes)
– Braunbär (Ursus arctos)
– Baummarder (Martes martes)
– Dachs (Meles meles)
– Fischotter (Lutra lutra)
– Luchs (Lynx lynx)
– Wildkatze (FeHs silvestris)
– Biber (Castor fiber)
– Feldhase (Lepus europaeus)

• Vögel
– Wildgans (Anser spec.)
– Stockente (Anas platyrhynchos)
– Steinadler (Aquila chrysaetos)
– Auerhuhn (Tetrao urogallus)
– Birkhuhn (Tetrao tetrix)
– Kranich (Grus grus)
– Ringeltaube (Columba palumbus)
– Waldkauz (Strix aluco)

• Kriechtiere
– Sumpfschildkröte (Emys orbicularis)

• Fische
– Hecht (Esox lucius)
– Rotfeder (Scardinius erythrophthalmus)

Kulturgeschichtliche Betrachtungen
• Haustier- Wildtier- Verhältnis
• Relative Häufigkeiten der Haustiere

Zusammenfassung und Schlußfolgerungen aus dem Gesamtbefund

KATALOG-TEIL

Vorbemerkung
Befunde

Anmerkungen
Literaturverzeichnis
Abkürzungsverzeichnis
Maßtabellen

Gewicht 750 g
Bestellnr

4-4-47

Produktgruppe

Verkaufsprogramm

Reihe

Epochen & Themen

Hauptgruppe

Neolithikum / Jungsteinzeit

Untergruppe
ISBN

3-910010-08-3

KurzbezTitel

Veröffentlichungen des Landesamtes für Archäologie Sachsen Anhalt Band 47: Die linienbandkeramischen Tierknochen von Eilsleben, Bördekreis – Ein Beitrag zur neolithischen Haustierhaltung und Jagd in Mitteleuropa

Autor

Hans-Jürgen Döhle —– Hrsg. Siegfried Fröhlich

Erscheinungsjahr

Halle (Saale) 1994

TechnischeAbgaben

223 Seiten, zahlreiche Abbildungen, Lage und Beschreibung des Fundplatzes, Diagramme, Verzeichnisse, Maßtabellen, Befunde, Format A4, Festeinband

Inhalt

Untersuchungen an Tierknochen aus ur- und frühgeschichtlichen Fundzusammenhängen sind seit einigen Jahrzehnten fester Bestandteil archäologischer Fundplatzbearbeitungen. Tierknochen gehören neben anderen materiellen Sachzeugen wie Keramikresten und Steingeräten zu den wenigen, oftmals einzigen Informationsträgern, die aus jener schriftlosen Zeit in größerer Zahl überliefert sind. Es liegt in der Natur dieser Fundkategorie, dass sie in zweifacher Hinsicht als Informationsquelle zu nutzen ist: Zum einen sagen die Knochen etwas über die Faunen- und Domestikationsgeschichte des betreffenden Gebietes aus; ferner lassen die Habitansprüche mancher Wildtierart Rückschlüsse auf die ehemaligen landschaftlichen und klimatischen Gegebenheiten der Lebensstätten von Mensch und Tier zu. Andererseits helfen sie, neue Erkenntnisse über die Kulturgeschichte des prähistorischen Menschen zu gewinnen, da all diese Knochen von Tieren stammen, die sich der Mensch als Haus- oder Jagdtier auf irgendeine Art und Weise nutzbar gemacht hat. Allein diesem Umstand ist es schließlich zu verdanken, dass Tierknochen in den Boden gelangten, der ihre Erhaltung vielfach über Jahrtausende hinweg sicherte. Das Studium subfossiler Tierknochen hat im deutschsprachigen Raum eine lange Tradition. Sie lässt sich bis zur Mitte des vorigen Jahrhunderts zurückverfolgen, als L. Rütimeyer Tierknochen aus den Schweizer Pfahlbausiedlungen beschrieb. Neue Einsichten archäologischer Forschung und verfeinerte Grabungsmethoden, moderne zoologische Haustierforschung und fundierte Kenntnisse über die Abstammung der Haustiere, die sich vor allem an einem biologischen Artbegriff orientierten, führten in den letzten vier Jahrzehnten durch systematische Aufarbeitung von Tierknochenkomplexen weltweit zu einem beträchtlichen Wissenszuwachs. Dies betrifft die vergleichende Osteologie und Geschichte der Haustiere ebenso wie Aussagen zur Ur- und Frühgeschichte des Menschen. So ist es beispielsweise erst in den letzten Jahren nach Vorlage umfangreicher Tierknochenbearbeitungen möglich geworden, Vorstellungen über Größe und Wuchsform damaliger Haustiere zu entwickeln. Ältere Publikationen gingen, dem Kenntnisstand ihrer Zeit entsprechend, über kommentierte Artenlisten meist nicht hinaus oder widmeten sich, traditioneller paläontologischer Arbeitsweise verpflichtet, der minutiösen Beschreibung einiger weniger 'Belegstücke', die als besonders 'charakteristisch' oder 'schön' angesehen wurden. Neuere Arbeiten stellten die Tierknochenkomplexe in ihrer Gesamtheit dar und versuchten, die einzelnen Fundanteile quantitativ zu werten. Erst durch diese quantitative Betrachtungsweise des Fundgutes, die sämtliche Knochenfragmente einbezieht, wurde es möglich, aus Tierknochenanalysen grundlegende wirtschaftsarchäologische Schlussfolgerungen zu ziehen. Das Neolithikum (Jungsteinzeit) gilt in bezug auf Tierknochenstudien als ein besonders lohnender Zeitabschnitt, da sich hier tiefgreifende Veränderungen in der Wirtschaftsweise vollzogen haben: Erstmals wurden (Kultur-)Pflanzen angebaut und (Haus-)Tiere gehalten. Menschen wurden sesshaft und gründeten Siedlungen. Fundkomplexe aus den jeweils ältesten neolithischen Kulturen finden daher das besondere Interesse sowohl der Archäologie als auch der Archäozoologie. In den mitteleuropäischen Lößgebieten sind dies Funde aus der Kultur der Bandkeramik. Studien an frühneolithischen Tierknochen lassen zudem Ergebnisse erwarten, die für die vergleichende und historische Haustierkunde von Bedeutung sind, die ihrerseits Einblicke in domestikationsgeschichtliche und mikroevolutive Prozesse vermittelt. Bei Knochenfunden aus den Anfängen der neolithischen Landwirtschaft in Mitteldeutschland interessiert stets die Frage, welche Haustiere von den Linienbandkeramikern aus dem mittleren Donaugebiet über Böhmen eingeführt wurden und welche aus autochthonen Wildpopulationen domestiziert worden sein könnten. Darüber hinaus erwartet man aus solchen Funden Aufschluss über Größe und Gestalt der einzelnen Haus- und Wildtiere und ihre Bedeutung für die menschliche Ernährung. Diesen und weiteren Fragestellungen ging bereits H.-H. Mülle nach, als er Primärmaterial von über 140 bandkeramischen Fundkomplexen aus Mitteldeutschland vorlegte. Da bis zu dieser Zeit bandkeramische Siedlungen mit günstigen Erhaltungsbedingungen für Knochen kaum systematisch gegraben wurden, waren die meisten Fundkomplexe sehr klein. Nur knapp ein Zehntel aller Komplexe enthielt mehr als 100 Knochen. Ein unbestreitbarer Vorzug der Materialgrundlage jener Arbeit besteht darin, dass nahezu aus dem gesamten Verbreitungsgebiet der mitteldeutschen Bandkeramik Fundkomplexe in die Untersuchungen einbezogen werden konnten. Daher ist anzunehmen, dass lokale Besonderheiten einzelner Siedlungen weniger zum Tragen kommen. (Auszug aus Einleitung) Inhaltsverzeichnis Einleitung Lage und Beschreibung des Fundplatzes Fundmaterial Methoden • Datierung des Fundmaterials • Bestimmung der Tierknochen • Altersbestimmung • Geschlechtsbestimmung • Maßabnahme • Berechnung der Widerristhöhe • Quantitative Verfahren zur Abschätzung der relativen Artenhäufigkeit – Knochenanzahl – Mindestanzahl der Individuen – Knochengewicht – Schlußfolgerungen Kultureller, chronologischer und geographischer Vergleichsrahmen Zusammensetzung des Fundmaterials Einzeluntersuchungen • Säugetiere – Ur (Bos prirnigenius) und Hausrind (Bos primigenius f. taurus) – Hausschaf (Ovis ammon f. aries) und Hausziege (Capra aegagrus f. hircus) – Wildschwein (Sus scrofa) und Hausschwein (Sus scrofa f. domestica) – Hund (Canis lupus f. familiaris) – Rothirsch (Cervus elaphus) – Reh (Capreolus capreolus) – Wildpferd (Equus ferus) – Wisent (Bison bonasus) – Rotfuchs (Vulpes vulpes) – Braunbär (Ursus arctos) – Baummarder (Martes martes) – Dachs (Meles meles) – Fischotter (Lutra lutra) – Luchs (Lynx lynx) – Wildkatze (FeHs silvestris) – Biber (Castor fiber) – Feldhase (Lepus europaeus) • Vögel – Wildgans (Anser spec.) – Stockente (Anas platyrhynchos) – Steinadler (Aquila chrysaetos) – Auerhuhn (Tetrao urogallus) – Birkhuhn (Tetrao tetrix) – Kranich (Grus grus) – Ringeltaube (Columba palumbus) – Waldkauz (Strix aluco) • Kriechtiere – Sumpfschildkröte (Emys orbicularis) • Fische – Hecht (Esox lucius) – Rotfeder (Scardinius erythrophthalmus) Kulturgeschichtliche Betrachtungen • Haustier- Wildtier- Verhältnis • Relative Häufigkeiten der Haustiere Zusammenfassung und Schlußfolgerungen aus dem Gesamtbefund KATALOG-TEIL Vorbemerkung Befunde Anmerkungen Literaturverzeichnis Abkürzungsverzeichnis Maßtabellen

Besonderheiten