Blankenhainer Berichte Band 6: Sterben und Tod im ländlichen Raum

5,10 

Menschen sterben, das ist eine unabwendbare biologische Tatsache. Dieses Ende der körperlichen Existenz führte schon früh in der Menschheitsgeschichte zu einer Ritualisierung dieses Lebensabschnitts. Diese Rituale spiegeln daher auch immer die Lebensbedingungen der jeweiligen Zeit und damit die typischen Einstellungen zum Leben, zum Sterben und zum Tod wider.
Im 19. Jahrhundert, ja in vielen strukturschwachen Regionen Deutschlands noch bis weit in das 20. Jahrhundert hinein, waren Sterben und Tod allgegenwärtig, sie waren Teil des Lebens. Die teilweise schlechte Ernährungslage, mangelnde Hygiene und schwere Arbeit machten die Menschen anfällig für Infektionskrankheiten und Seuchen aller Art wie etwa Tuberkulose, Diphterie u. a. Eine hohe Sterblichkeitsrate, vor allem bei Kindern und Frauen, die 10 und mehr Kinder gebären mussten, war die Regel. Was war ein Menschenleben wert in dieser Zeit? Der Wert eines Menschen wurde mit dem der Tiere, vor allem der Arbeitstiere verrechnet. Ein Spruch aus dem 19. Jahrhundert verdeutlicht dies auf drastische Weise: „Weibersterben ist kein Verderben — Roß verrecken, das ist ein Schrecken“.
Das Sterben und der Tod waren Bestandteil des Lebens, die bewusst miterlebt wurden. Das Sterben wurde als Prozess begriffen, denn das Wissen sterben zu müssen entsprach dem allgemeinen Gang der Dinge, der Tod war Endpunkt des irdischen Lebens. Damit ist auch der Sinn des Psalm 90,12 zu verstehen, der heißt: „Herr lehre uns bedenken, dass wir sterben müssen, auf dass wir klug werden“. Memento mori — Gedenke des Todes; ist ein zentraler Bestandteil des christlichen Glaubensverständnisses. Die Religion versucht dem Tod einen Sinn zu geben. Die christliche Auferstehungslehre geht davon aus, dass ein Mensch, der den christlichen Glauben lebt, die Hoffnung hat nach dem Tode aufzuerstehen. Mit diesem Heilsgedanken soll dem Tod der Schrecken genommen werden, gleichzeitig soll aber das zeitlich unbestimmte Sterben (Mors certa — hora incerta der Tod ist gewiss — die Todesstunde ungewiss) immer als Mahnung zum christlichen Leben aufgefasst werden, denn, wer an den Tod denkt, hört auf zu sündigen‘, so eine alte Redensart.

Inhaltsverzeichnis:

„Der letzte Gang“ — ein Vorwort (J. Knauss)

Kirche und Pfarrhof in Blankenhain (D. Schreiter)

Das Mausoleum auf dem Blankenhainer Friedhof (D. Schreiter)

Naturwissenschaftliche Untersuchungen in der Gruft des Blankenhainer Mausoleums (G. Seidel)

Die Leichenwagen im Agrar- u. Freilichtmuseum Schloß Blankenhain (A. List)

Das Blankenhainer Kriegerdenkmal flir die Gefallenen des I. Weltkrieges (D. Schreiter)

Kriegsgräberfürsorge in den Kreisen Zwickauer und Chemnitzer Land (R. Polleschner)

Die Geschichte der Grabmalgestaltung vom Mittelalter bis in die Gegenwart — ein Überblick (B. Happe)

Zum Wandel der Trauerkultur seit dem 19. Jahrhundert (N. Fischer)

Die Friedhofskanzel von Weida und verwandte Bauten (G. Seib)

Leichentransportkörbe aus Thüringen (G. Seib)

Todesnachricht und Beileid (K. Blumenthal-Barby)

Die Bestattungsgesellschaft Bräunsdorf (A. List)

Wie es früher war — Gespräch mit einer Heimbürgin (A. List)

Sterben heute — Gedanken einer Pfarrerin (A. List)

Gewicht 174 g
Bestellnr

2-18-06

Hauptgruppe

Museums Schloss Blankenhain

KurzbezTitel

Band 6: Sterben und Tod im ländlichen Raum

Erscheinungsjahr

Blankenhain 1999

Technische Angaben

110 Seiten, viele s/w Abbildungen und Kartenskizzen, 21,0 x 14,8 cm, Broschur