Während der Fertigstellung des vorliegenden Buches „Archäologie in der Flussaue“ lässt die über Wochen bis Monate andauernde, untypische Hitzewelle Mitteldeutschland regelrecht austrocknen. Wo beispielsweise Ende Juli 2017 Flüsse aus dem Harz Ortschaften überfluteten und von der Außenwelt abschnitten, führen diese derzeit keinen Tropfen Wasser mehr. In der Annaburger Heide standen zuletzt fast 100 Hektar Wald in Flammen, andernorts reichte ein Funkenschlag aus, ganze Straßenzüge auszulöschen. Schnell werden Assoziationen an die sonnenreichen Monate im Jahr 2015 und den »Glutsommer 2003« geweckt sowie Parallelen zu den verheerenden, zwischen Ende der 1940er- Jahre bis Ende der 1950er-Jahre immer wieder einsetzenden Hitzewellen gezogen; Bilder zu den damaligen Missernten und verdurstendem Vieh werden wach. Mitte des 16. Jhs., im Jahr 1540, soll nach verschiedenen Aufzeichnungen hierzulande über mehr als sechs Monate hinweg bei anhaltend hoher Temperatur kein einziger Regentropfen gefallen sein.
Hingegen versetzte 1342, also 200 Jahre zuvor, das Magdalenenhochwasser Europa in Angst und Schrecken. 1501 traten Donau und Elbe in erheblichem Ausmaß über ihre Ufer; wie auch beim Hochwasser 1784 wurden dabei zahlreiche Brücken weggerissen. 2002 war es erneut die Elbe, die weite Landstriche vollständig untergehen ließ. Nur elf Jahre später, 2013, sprach man erneut von einer Jahrtausendflut.
Derartige Naturkatastrophen stellen den in unseren Breiten seit dem Mittelalter praktizierten Deichbau auf den Prüfstand. Es werden nicht nur bestehende Deiche verstärkt und erhöht oder neue Deichtrassen geschaffen, sondern es wird auch mit Deichrückverlegungen und enormen Retentionsflächen den Gewässern wieder mehr Raum zugestanden. Die aktuellen Hochwasserschutzelemente greifen nicht nur mit ihren neuen Linienführungen, sondern auch bei geringen Verbreiterungen der bisherigen Aufstandsflächen in kulturträchtigen Boden ein; aber vor allem die großflächigen Lagerplätze und Bodenentnahmebereiche zerstören den im Boden verborgenen Bestand an kulturellen Quellen unserer Geschichte – wenn nicht vorab archäologische Dokumentationen, meist im zweistufigen Verfahren, durchgeführt werden.
Inhaltsverzeichnis:
Harald Meller & Susanne Friederich
Vorwort
AUSGANGSLAGE
Mechthild Klamm
Der Naturraum bei Eutzsch, Lkr. Wittenberg
Jörg Herrmann
Denkwürdigkeiten zu Überschwemmungen in der Gemarkung Eutzsch
Christian Pscheidl
Das Hochwasser von Eutzsch – Gezielte Suche nach günstigen Siedlungsplätzen
Thomas Laurat
Archäologische Spuren in der Gemarkung Eutzsch und Umgebung – Zur Ausgangslage
Thomas Laurat
Zur Lage und Charakteristik der Fundstellen an der Ortsumgehung Eutzsch
Thomas Laurat
Fachfeature: Bohrungen und Bewuchsanomalien – Entdeckung einer Fundstelle
NEOLITHIKUM
Jochen Fahr
Siedlungsreste der Kugelamphorenkultur aus der Elbaue
BRONZE- BIS EISENZEIT
Louis D. Nebelsick/Anna Swieder
Der Burgwall von Kemberg, lkr. Wittenberg- Die älteste dendrochronologisch datierte Befestigung der Lausitzer Kultur
Jochen Fahr/Thomas Laurat
Die späte Bronzezeit und frühe Eisenzeit im Umfeld von Eutzsch
Jochen Fahr
Keramik der späten Bronzezeit und frühen Eisenzeit – Ein Überblick
Jochen Fahr
Feuerstellen, Herd- und Ofenanlagen
Klaus Bentele
Fachfeature: Möglichkeiten der fotografischen Darstellung am Beispiel einer »Ofenbatterie« – Von der Daguerreotypie zum virtuellen Ofen
Jochen Fahr/Thomas Laurat
Brunnen
Heiko Breuer
Fachfeature: Reinigung, Stabilisierung und Trocknung der Brunnenhölzer
Jochen Fahr
Briquetagefragmente – Salz
Christian Zschieschang
Fachfeature: Ein Salzbergwerk in der Dübener Heide
RÖMISCHE KAISERZEIT
Thomas Laurat
Spuren der Römischen Kaiserzeit
Thomas Laurat
Wohn- und Wirtschaftsgebäude der Römischen Kaiserzeit
Christian-Heinrich Wunderlich
Fachfeature: Edelmetallurgie im Freien Germanien?
MITTELALTER
Jochen Fahr
Frühmittelalterliche Siedlungsspuren
Christian Zschieschang
Eutzsch vom Mittelalter bis in die Neuzeit
FRÜHE NEUZEIT BIS MODERNE
Andreas Stahl
Kampfhandlungen bei Eutzsch in der Neuzeit
Mikko Heikkinen & Ulrike Petersen
Shades of Grey – Geomagnetische Untersuchungen
Mikko Heikkinen & Ulrike Petersen
Fachfeature: Geophysikalische Prospektion
HOCHWASSERSCHUTZ 2005-2017
Lkr. Anhalt-Bitterfeld
• Aken (Eibe)
• Altjeßnitz, Stadt Raguhn-Jeßnitz
• Jeßnitz, Stadt Raguhn-Jeßnitz
• Obselau, Stadt Aken (Eibe)
Burgenlandkreis
• Wengelsdorf, Stadt Weißenfels
Stadt Dessau-Roßlau
• Dessau-Großkühnau
• Mildensee
• Wasserburg Roßlau (Eibe)
Lkr. Jerichower Land
• Biederitz
• Dornburg, Stadt Gommern
• Fischbeck-Jerichow
• Gerwisch, Gemeinde Biederitz
• Jerichow
Stadt Magdeburg
• Burgwall Pechau – »Altes Dorf«
• Puppendorf
Salzlandkreis
• Lödderitz-Goldberg, Stadt Barby
• Lödderitz-Kuhbrückenweg, Stadt Barby
Lkr. Stendal
• Aulosen, Gemeinde Aland
• Bölsdorf, Bucher Deich, Stadt Tangermünde
• Demker, Stadt Tangerhütte
• Fischbeck-Lenzenberg, Gemeinde Wust-Fischbeck
• Jederitz, Gemeinde Havelberg
• Köckte, Bucher Deich, Gemeinde Tangerhütte
• Untere Havelniederung Molkenberg, Gemeinde Schollene
• Rosenhof (Altenzaun), Gemeinde Hohenberg-Krusemark
• Sandauerholz, Gemeinde Iden
• Sandau (Eibe), Verbandsgemeinde Elbe-Havel-Land
• Schönfeld
• Seehausen-Krugseebrücke – Geestgottberg, Stadt Seehausen (Altmark)
• Weißewarte, Stadt Tangerhütte
Lkr. Wittenberg
• Elster (Eibe), Stadt Zahna-Elster
• Klossa-Löben, Stadt Jessen (Elster)
• Wartenburg-Dabrun, Stadt Kemberg
• Mönchenhöfe, Stadt Jessen (Elster)
• Burgstall Seegrehna, Lutherstadt Wittenberg
• Wörlitz-Mittelhölzer, Stadt Oranienbaum-Wörlitz
Literatur zu Hochwasserschutz
Abbildungsnachweis zu Hochwasserschutz
Tabellen
Autorenverzeichnis