Mit der Auswertung der archäologischen Untersuchungen auf dem Areal der ehemaligen Münsteraner Domburg durch Martin Kroker wird nun eine weitere Arbeit vorgelegt, die im Rahmen des von Bistum und Stadt Münster, dem Land Nordrhein-Westfalen und dem Landschaftsverband Westfalen-Lippe geförderten ‚Domburg-Projektes‘ entstand. Während sich die Arbeiten von Alexandra Pesch, Claudia Holze-Thier, Manfred Schneider und Bernd Thier u. a. mit den früh- und hochmittelalterlichen Überresten im eigentlichen Dombezirk beschäftigen, war es die Aufgabe Martin Krokers, sich den Spuren der profanen Siedlung „Mimigernaford“ auf dem Gelände der Domburg zu widmen.
In diesem Zusammenhang galt es, sowohl Fragen zu den Voraussetzungen für die Einrichtung eines Bischofssitzes 805 an dieser Stelle als auch zur frühstädtischen Entwicklung ‚Mimigernafords‘ nach 805 zu beantworten.
Im Gegensatz zu anderen Bischofssitzen im sächsischen Raum, bei denen der Forschungsschwerpunkt meist auf der Baugeschichte der Kathedralen selbst oder aber, wie in Paderborn, auf dem Ausbau der Pfalzbezirke liegt, zeichnet sich Münster dadurch aus, dass dort in ganz besonderem Maße das profane Umfeld des Domes innerhalb des befestigten Domareals untersucht werden konnte. Das Interesse an der Entwicklung solch früher Binnenstrukturen ist in der Frühmittelalterforschung nach wie vor groß. Daher wurde es bislang als äußerst unbefriedigend angesehen, dass die Untersuchungsergebnisse über Jahrzehnte nur in kurzen Vorberichten greifbar waren. In dieser Form fanden sie Eingang in die einschlägige Geschichtsliteratur und prägen das Bild der Frühgeschichte Münsters bis auf den heutigen Tag.
Die eingehende Auseinandersetzung mit der Dokumentation der zahlreichen Ausgrabungen und Sondierungen und die Möglichkeit, naturwissenschaftliche Untersuchungen nach den neuesten Standards noch am originalen Fundmaterial nachholen zu können, erbrachte dann aber ein völlig überraschendes Ergebnis, das das bestehende Modell von der Frühgeschichte Münsters heftig zum Wanken brachte und völlig neue Fragen zu den Gründen aufwarf, die zur Wahl „Mimigernafords“ als Sitz eines Bischofs geführt hatten.
Inhaltsverzeichnis:
Vorwort der Herausgeberin
Vorwort des Autors
Projekt Domburg
• Grabungsgeschichte und Auswertungsmethoden
• Grabungen und Ausgräber
• Aufarbeitung der Dokumentationen
• Textstruktur und Chronologie
• Erforschung der Domburg
• Topographie des Domplatzes
Auswertung der archöologischen Grabungen
Domgasse 1953 (Domplatz 35)
Post 1954 (Domp1atz 6-7)
Markt-WC 1955
Pferdegasse/Margarethenstiege 1949-1967
Michaelisplatz 1950-1961
Horsteberg 1958-1960
Regierungspräsidium 1966 (Domplatz 1-3)
Kurie Nord 1958 (Horsteberg 17)
Horsteberg 18 (1980/81)
Landeszentralbank 1980 (Domplatz 36)
Kleine Ausgrabungen
• Feuerlöschbecken (1941/96)
• Fürstenberghaus (1953)
• Kanalgräben vor der Post (1939/54/87/94)
• Transformator (1959)
• Michaelisplatz (1987)
• Post (1988)
• Geisbergweg (1995)
• Jesuitenkloster (1987/97)
• Domplatz 27 (1998/99)
• Kanalgräben Johannisstraße (2003)
• Rothenburg 41 (1965)
• Rothenburg 52 (1987)
• Prinzipalmarkt 44 (1995)
• Fundamentsanierung Domplatz 34 (2001)
• Fundamentsondagen Domtürme (2003)
• Kanalgräben vor Domplatz 27 (2003)
• Prinzipalmarkt 48 (vor 1945)
• Fundhinweise
Grabungen im Bereich des Doms
Grabungen im Bereich des Domklosters
Grabungen im Bereich des Domherrenfriedhofs
Archäologische Ergebnisse zur Siedlungsgeschichte des Domhügels
Phase I: Die frühgeschichtliche Besiedlung des Domhügels
• Die kaiserzeitliche Siedlung
• Eine sächsische Siedlung des Frühmittelalters?
Phase II: Die frühmittelalterliche Domburg
• Anfänge der fränkischen Siedlung
• Siedlungsbefunde des 9. Jahrhunderts
• Befestigung
• Zugänge in die Domburg
• Verkehrsnetz
• Warum in loco cuius vocabulum est Mimigernaefor?
• Die Siedlung auf der Domburg im 10.Jahrhundert
• Domburg, Immunität und civitas
Phase III: Die hochmittelalterliche Domburg
• Umgestaltung der Befestigung
• Steingebäude des 1O.-12.Jahrhunderts
• Bürger oder Domherren?
• Die Aufgabe der klösterlichen Lebensform
Phase IV: Die Domimmunität vom 12.-18. Jahrhundert
Phase IV a: Der Beginn der Umgestaltung zum geistlichen Wohnbezirk im 12./13.Jahrhundert
Phase IV b: Veränderungen mit dem Bau der Immunitätsmauer Ende des 13.Jahrhunderts
Phase IV c: Die spätmittelalterlich-frühneuzeitliche Domimmunität
Phase IV d-e: Die barocke Umgestaltung der Domimmunität
Phase V: Der Domplatz nach der Säkularisation
Zusammenfassung
Quellen und Literatur
• Abkürzungen
• Erzählende Quellen
• Urkunden
• Literatur
• Abbildungsnachweis
TEILBAND 2
• Befundkatalog
TEILBAND 3
• Beilagen Domburg