Die Öffnung eines Altars und die Hebung eines Reliquienschatzes stellen an sich schon ein seltenes und bemerkenswertes Ereignis dar, umso mehr jedoch, wenn dies in einer evangelischen Kirche geschieht wie im Jahr 2010 in der evangelischen St.-Crucis-Kirche (Heiligkreuz-Kirche) in Görschen, einem Dorf knapp 10 km südöstlich von Naumburg. Zwar wurde der bedeutsame Inhalt des Altars bereits mehrfach entnommen sowie begutachtet, der Standort des Altars erlebte Veränderungen und der Altar selbst stammt in seiner heutigen Form erst von 1910. Doch befand sich das kleine Gefäß mit Reliquien, soweit man seine Geschichte überblicken kann, kontinuierlich im Altar der Görschener Kirche – und das, so haben die Untersuchungen aufgezeigt, mit größter Wahrscheinlichkeit seitdem sie während der Altar- und Kirchweihe im Jahr 1310 durch den Naumburger Bischof Ulrich von Colditz (1304–1315) dort eingeschlossen worden waren. 
 Der Görschener Reliquienfund ist aus denkmalpflegerischer Sicht als Zeugnis von besonderem religions- und kirchengeschichtlichem, aber auch kulturgeschichtlichem, regional- und landesgeschichtlichem sowie textilhistorischem Wert einzuordnen. Die Nachricht über die Existenz dieses außerordentlichen »Schatzes« weckte daher den Wunsch, die Gelegenheit zu ergreifen, durch eine wissenschaftliche Untersuchung zu tieferen Erkenntnissen über dieses seltene Zeugnis mittelalterlichen christlichen Kultes, insbesondere des Phänomens der Heiligenverehrung, zu gelangen. So kam es zum Abschluss eines Kooperationsvertrages zwischen dem Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie Sachsen-Anhalt, dem Institut für Restaurierungs- und Konservierungswissenschaften der Fachhochschule (Technische Hochschule) Köln, den Vereinigten Domstiftern zu Merseburg, Naumburg und dem Kollegiatstift Zeitz sowie dem Gemeindekirchenrat des Evangelischen Kirchspiels Görschen-Stößen. Im Frühjahr 2013 erfolgte die Entnahme des Reliquiengefäßes aus dem Altar der Görschener Kirche. 
 In diesem Heft werden die Ergebnisse dieser Untersuchung umfassend vorgestellt. Ergänzt werden diese Ergebnisse durch allgemeine Beiträge zum Reliquienkult, zur Baugeschichte der St.-Crucis-Kirche sowie zu den spätmittelalterlichen Wandmalereien.
Inhaltsverzeichnis:
 Ilse Junkermann: 
 • Grußwort 
 Gerhard Feige: 
 • Grußwort 
 Barbara Pregla: 
 • Einführung 
 Christian Popp: 
 • Spätmittelalterlicher Reliquienkult in mitteldeutschen Pfarrkirchen 
 Holger Kunde: 
 • Zeugnisse der Reliquienverehrung im Bistum Naumburg – Das Zisterzienserkloster Pforte
 Reinhard Schmitt: 
 • Zur Baugeschichte der Dorfkirche 
 Matthias Ludwig: 
 • Die Weihe des Görschener Altares 1310 und die Wiederentdeckung seiner Reliquien im 19. und 21. Jahrhundert 
 Kerstin Riepenhausen: 
 • Das Görschener Reliquiendepositorium. Eine Bestandserfassung 
 Doris Oltrogge: 
 • Zur Farbigkeit der textilen Reliquien-hüllen und zu den Cedulae des Görschener Reliquienfundes 
 Götz Alper: 
 • Das Görschener Reliquiengefäß 
 Mathias Köhler: 
 • Die Wandmalereien der Görschener St.-Crucis-Kirche aus kunstgeschichtlicher Sicht 
 Torsten Arnold: 
 • Die Wandmalereien der Görschener St.-Crucis-Kirche aus restauratorischer Sicht 
 Olaf Karlson: 
 • Eine Wangentruhe aus der Kirche von Görschen

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