Die „Kniegrotte“ ist eine kleine Karsthöhle im Dolomit des Mittleren Zechsteins, gelegen nahe der Ortschaft Döbritz im Saale-Orla-Kreis (Thüringen). Vor allem ihre exponierte Lage und Wassernähe machten sie zu einer idealen Lokalität für die Besiedlung durch die späteiszeitlichen Jägergruppen, die sich vom Herbst bis zum Frühjahr hier niederließen. Sie liegt inmitten einer magdalenienzeitlichen Siedlungskammer – unmittelbar benachbart im gleichen Zechsteinriff befinden sich die Urd-Höhle sowie die Wüste Scheuer. Weitere berühmte Fundplätze der umgebenden Region sind u.a. Oelknitz, die Teufelsbrücke bei Saalfeld-Obernitz sowie die Ilsenhöhle unter Burg Ranis. In diesem Umfeld ist die Kniegrotte mit einem 14C Datum von 13 520 ± 130 BP bislang die älteste Magdalenien-Station, so dass sie für diesen Raum den Beginn der Rekolonisation nach dem Kältemaximum von 18000 BP markiert, in deren Verlauf vor allem der Südrand des Thüringer Beckens zu einem bevorzugten Siedlungsgebiet der späteiszeitlichen Jäger heranwächst. Die kleine Höhle und das angrenzende Vorplatzareal wurden in den 30er Jahren des 20. Jh. durch den Laienforscher Martin Richter erforscht und ausgegraben. Eine Nutzung durch den Menschen ist vom mittleren Jungpaläolithikum bis ins Mittelalter belegt. Die Hauptfundschicht ist ein über 1 m mächtiges Sedimentpaket des Magdalenien, das ein ca. 14 500 Artefakte umfassendes Fundinventar, Feuerstellen und ein Pilaster aus Schieferplatten in sich barg.
Verschiedene Besiedlungsereignisse lassen sich hieraus im Nachhinein nicht mehr rekonstruieren, obgleich der Ausgräber drei Besiedlungshorizonte erwähnte. Die Schichtmächtigkeit sowie die Rahmenwerte der 14C-Daten zeigen mindestens eine
zweiphasige Belegung an.
Inhaltsverzeichnis:
Vorwort
Geographische und topographische Situation
Forschungs- und Grabungsgeschichte
• Forschungsgeschichte
• Publikations- und Quellenstand
• Grabungsmethode und Dokumentation
Stratigraphie
• Vorbemerkungen
• Beschreibung der Schichtenfolge
Naturwissenschaftliche Untersuchungen
• Sedimentpetrographische Analyse
• Holzkohlenbestimmung
• Malakologische Untersuchungen
• Menschliche Skelettreste
• Faunenreste
• Radiokarbondatierungen
• Klimaökologische und chronologische Betrachtung
Fundinventar
• Vorbemerkungen
• Evidente und latente Strukturen
• Steinartefakte
• Artefakte aus Geweih, Elfenbein und Knochen
• Schmuck- und Kunstobjekte sowie Farbstoffe
Zusammenfassung und Interpretation
Katalog: Fundstellen des Magdalénien mit Dreiecksmikrolithen
Literaturverzeichnis
Tafeln
Fototafeln