Ausgehend von den neusten bulgarischen und rumänischen Forschungs- und Ausgrabungsergebnissen bietet der Verfasser hier erstmals eine Gesamtdarstellung der Griechenstädte und ihres thrakischen Umlandes zwischen Donaudelta im Norden und dem antiken Kap Thynias (heute Ineada) in vorrömischer Zeit. Das Buch ist somit gleichzeitig ein Beitrag zum Problemkomplex der griechischen Kolonisation, dem Verhältnis von Kolonisten und Indigenen sowie zur Choraproblematik. Grundlegendes Gliederungsschema sind die vier großen Zeitblöcke Archaik, Klassik, Hellenismus I und II, wobei hier die Grenze um 200 v. Chr. angesetzt wird. Innerhalb dieser Epochen werden wichtige Aspekte der Verlaufsgeschichte der Polisinstitutionen, Münzprägung und vor allem der Kunst und Sachkultur behandelt.
Dementsprechend ist in den einzelnen Zeitblöcken besondere Aufmerksamkeit dem Siedlungswesen, der Stein- und Terrakottaplastik, dem Schmuck und den Trachtenelementen sowie der Gefäßkeramik gewidmet worden. Wichtige Rolle spielen dabei Fragen der Einbindung in konkrete Fundkontexte. Ein spezielles Anliegen der Monographie ist es, den zeitlich wechselnden und von unterschiedlicher Intensität geprägten Kulturtransfer aus dem westkleinasiatischen Raum und dem griechischen Festland aufzuzeigen. Angesichts enger Beziehungen der nördlichen Dobrudscha zum nordwestpontischen Raum wird auf parallele und unterschiedliche Entwicklungsprozesse hingewiesen. Besonderes Augenmerk wird den Beziehungen der Poleis zum thrakischen Umland geschenkt. Damit soll insbesondere auch die spezifische kulturelle Physiognomie des westpontischen Raumes herausgearbeitet werden.
Die zahlreichen Literaturreferenzen und eine reiche Bebilderung von ca. 500 Einzeldenkmälern auf 82 Tafeln machen dieses Werk zu einer erstrangigen Informationsquelle für all diejenigen, die sich mit Geschichte, Kultur und Kunst des westpontischen Raumes von Mitte des 7. bis Ende des 1. Jh. v. Chr. näher auseinandersetzen möchten.