Band 48, Heft 3

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C. Pasda: Walking into existence: the first humans in Europe – J. Duerr: Zum Beginn der Milchnutzung in Mitteleuropa – T. Kerig: „Als Adam grub …“. Vergleichende Anmerkungen zu landwirtschaftlichen Betriebsgrößen in prähistorischer Zeit – J. A. Okoro: Some perspectives influencing research on the traditional pottery industry of Ghana – Diskussion: G. Görmer Zum Problem der so genannten Grabdepots und Kenotaphe – Rezensionen und Annotationen ### Zusammenfassungen ### In die Existenz gehen: die ersten Europäer. von C. Pasda (Jena): Der Forschungsstand zur Archäologie der ersten Menschen in Europa wird diskutiert. Zuerst folgt eine kritische Erörterung bisheriger Forschungsansätze und ihrer Ergebnisse im forschungsgeschichtlichen Kontext unter Einbeziehung ethnoarchäologischer Argumente. Als Resultat dieser Ausführungen werden archäologische Untersuchungen von Steinartefakten aus Ausgrabungen vorgestellt, die mittels Zusammenpassungen und räumlicher Fundkartierung erforscht wurden. Es wird gezeigt, welches menschliche Verhalten zur Entstehung der archäologischen Fundstellen führte. Dies ermöglicht die Beschreibung der Lebensweise von Menschen, die es nur in dieser Zeit gab, die es seitdem nicht mehr gibt und die sich deshalb unserer Klassifikation und Qualifikation entziehen. Diese Perspektive ist anti-modern, da die Klassifikation mit einem Fokus auf Typologie, Chronologie, Subsistenz und Ökonomie, Kunst und Behausung ein im 19. Jh. in der Moderne entstandenes Mittel zur Welterklärung ist. ### Zum Beginn der Milchnutzung in Mitteleuropa von J. Duerr (Basel): Nach der Theorie der „Secondary Products Revolution“ wurde die Milch der Haustiere erst Jahrtausende nach deren Domestizierung genutzt. Neuere chemische Untersuchungen deuten jedoch auf eine frühere Milchnutzung hin. Im Folgenden sollen zuerst die verschiedenen Forschungsmeinungen und Methoden zum Nachweis von Milchnutzung in der Archäologie und Kulturgeschichte dargestellt werden. Anhand eines Vergleichs von archäozoologischen Daten, Keramik- und Schriftquellen, genetischen Untersuchungen sowie wirtschaftlichen und klimatischen Überlegungen soll anschließend erläutert werden, warum eine Milchnutzung vermutlich schon kurz nach der Domestikation von Schafen und Ziegen im Vorderen Orient begann, allerdings bis zur heutigen Zeit nur eine untergeordnete Rolle in der Ernährung der Menschen spielte. Weiterhin wird dargelegt, warum eine intensive Milchnutzung erst mit der Haltung großer Rinderherden, wie in den mitteleuropäischen Breiten zur Zeit der Bandkeramik, einsetzte. Es wird postuliert, dass Milch aufgrund der geeigneten Umweltbedingungen sowie der kulturellen Tradition zu einem in Mitteleuropa bis heute wichtigen und weithin geschätzten Bestandteil der Ernährung – nicht nur von Kindern, sondern auch von Erwachsenen – wurde, was so in nur wenigen Teilen der Welt geschah. ### „Als Adam grub …“. Vergleichende Anmerkungen zu landwirtschaftlichen Betriebsgrößen in prähistorischer Zeit von T. Kerig (Köln): Landwirtschaft ist die Grundlage nachmesolithischer und vorindustrieller Wirtschaftssysteme, die landwirtschaftliche Produktivität ist daher einer der wichtigsten ökonomischen Parameter. Zumeist wird von einem linearen Zusammenhang zwischen Betriebsgröße und Ertrag ausgegangen: Je größer die bestellte Fläche ist, desto größer sollte der Ertrag sein. Aus einer wirtschaftswissenschaftlichen Perspektive ist eine solche Linearität weder zu erwarten, noch wahrscheinlich. In der vorliegenden Untersuchung wird gezeigt, dass die bearbeitbare Fläche und die betriebliche Verfügbarkeit von Spannvieh zusammenhängen und dass die Art des Zusammenhangs die bäuerliche Praxis bestimmt. Verschiedenen Arten der Bodenbearbeitung entsprechen bestimmte Hofgrößen. Historische Quellen aus ganz Europa belegen die Bodenbearbeitung ohne Spannvieh. Entscheidend für das Betriebssystem ist die Einsatzmöglichkeit tierischer Zugkraft, seien es Ochsen im Joch oder Pferde. Die Untersuchung beruht auf dem Kölner Tableau, einem Katalog von Arbeitszeitdaten. Die noch immer wachsende Sammlung enthält zurzeit mehr als 2000 Angaben aus ethnologischen, ethno-archäologischen und historischen Quellen, aus archäologischen Experimenten sowie Faust- bzw. Normzahlen aus vorindustriellen Zusammenhängen. Ein einfaches formales Modell kann formuliert werden, das Arbeitsmenge, Ackerfläche, technische Ausstattung und Intensität der Bodenbearbeitung berücksichtigt. Alle diese Parameter sind prinzipiell archäologisch erschließ- oder abschätzbar. In einem kurzen Exkurs wird untersucht, ob Altfluren als Tagewerke aufgefasst werden können. Die Anwendung des genannten Modells auf die altneolithische Linearbandkeramik (5300–4900 BC) deutet auf Bodenbearbeitung ohne Anwendung von Pflug und Anspannung. Eine vergleichbare Rechnung auf Grundlage der Erntetechnik stützt diese Annahme. Die maximal bearbeitbare Flächengröße während des Altneolithikums Westdeutschlands kann durch Kombination von Bevölkerungsschätzungen für die dichtest besiedelten Gebiete, etwa des Rheinlands, mit den verwendeten Faustzahlen mit 0,3 % der Fläche angegeben werden. Die Untersuchung ist Teil des DFG-geförderten Projektes „Ökonometrie des mitteleuropäischen Neolithikums“. ### Forschungsperspektiven zum traditionellen Töpferhandwerk in Ghana von J. Ako Okoro (Legon): Eine der wichtigsten einheimischen Gewerke in Ghana ist das Töpferhandwerk. Lokale Töpfer nutzen den Ton, um einfache sowie komplexe Artikel herzustellen. Auf Ausgrabungen und bei Oberflächenbegehungen haben Archäologen auf Fundstellen in Ghana beachtlichen Mengen von Keramik gefunden. Dennoch ist es nicht ohne Schwierigkeiten, diese archäologischen Fundkomplexe zu analysieren und zu interpretieren. Durch Forschungen zur traditionellen Töpferei sowohl von Archäologen als auch Nicht-Archäologen erreichte Einblicke in Herstellung, Form, Verbreitung, Gebrauch und Wiederverwendung sowie Entsorgung von Gefäßen werden kritisch betrachtet.

Gewicht 350 g
Bestellnr

2-36-48-3

Produktgruppe

Verkaufsprogramm

Reihe

Zeitschrift/Reihen

Hauptgruppe

Ethnographisch-Archäologische Zeitschrift (EAZ)

Untergruppe
ISBN
KurzbezTitel

Band 48, Heft 3

Autor

Hrsg von J. Callmer und R. Struwe

Erscheinungsjahr

2007

TechnischeAbgaben

5 Beiträge zum Stand der Forschung, zahlr. Abb. in SW

Inhalt

C. Pasda: Walking into existence: the first humans in Europe – J. Duerr: Zum Beginn der Milchnutzung in Mitteleuropa – T. Kerig: „Als Adam grub …“. Vergleichende Anmerkungen zu landwirtschaftlichen Betriebsgrößen in prähistorischer Zeit – J. A. Okoro: Some perspectives influencing research on the traditional pottery industry of Ghana – Diskussion: G. Görmer Zum Problem der so genannten Grabdepots und Kenotaphe – Rezensionen und Annotationen ### Zusammenfassungen ### In die Existenz gehen: die ersten Europäer. von C. Pasda (Jena): Der Forschungsstand zur Archäologie der ersten Menschen in Europa wird diskutiert. Zuerst folgt eine kritische Erörterung bisheriger Forschungsansätze und ihrer Ergebnisse im forschungsgeschichtlichen Kontext unter Einbeziehung ethnoarchäologischer Argumente. Als Resultat dieser Ausführungen werden archäologische Untersuchungen von Steinartefakten aus Ausgrabungen vorgestellt, die mittels Zusammenpassungen und räumlicher Fundkartierung erforscht wurden. Es wird gezeigt, welches menschliche Verhalten zur Entstehung der archäologischen Fundstellen führte. Dies ermöglicht die Beschreibung der Lebensweise von Menschen, die es nur in dieser Zeit gab, die es seitdem nicht mehr gibt und die sich deshalb unserer Klassifikation und Qualifikation entziehen. Diese Perspektive ist anti-modern, da die Klassifikation mit einem Fokus auf Typologie, Chronologie, Subsistenz und Ökonomie, Kunst und Behausung ein im 19. Jh. in der Moderne entstandenes Mittel zur Welterklärung ist. ### Zum Beginn der Milchnutzung in Mitteleuropa von J. Duerr (Basel): Nach der Theorie der „Secondary Products Revolution“ wurde die Milch der Haustiere erst Jahrtausende nach deren Domestizierung genutzt. Neuere chemische Untersuchungen deuten jedoch auf eine frühere Milchnutzung hin. Im Folgenden sollen zuerst die verschiedenen Forschungsmeinungen und Methoden zum Nachweis von Milchnutzung in der Archäologie und Kulturgeschichte dargestellt werden. Anhand eines Vergleichs von archäozoologischen Daten, Keramik- und Schriftquellen, genetischen Untersuchungen sowie wirtschaftlichen und klimatischen Überlegungen soll anschließend erläutert werden, warum eine Milchnutzung vermutlich schon kurz nach der Domestikation von Schafen und Ziegen im Vorderen Orient begann, allerdings bis zur heutigen Zeit nur eine untergeordnete Rolle in der Ernährung der Menschen spielte. Weiterhin wird dargelegt, warum eine intensive Milchnutzung erst mit der Haltung großer Rinderherden, wie in den mitteleuropäischen Breiten zur Zeit der Bandkeramik, einsetzte. Es wird postuliert, dass Milch aufgrund der geeigneten Umweltbedingungen sowie der kulturellen Tradition zu einem in Mitteleuropa bis heute wichtigen und weithin geschätzten Bestandteil der Ernährung – nicht nur von Kindern, sondern auch von Erwachsenen – wurde, was so in nur wenigen Teilen der Welt geschah. ### „Als Adam grub …“. Vergleichende Anmerkungen zu landwirtschaftlichen Betriebsgrößen in prähistorischer Zeit von T. Kerig (Köln): Landwirtschaft ist die Grundlage nachmesolithischer und vorindustrieller Wirtschaftssysteme, die landwirtschaftliche Produktivität ist daher einer der wichtigsten ökonomischen Parameter. Zumeist wird von einem linearen Zusammenhang zwischen Betriebsgröße und Ertrag ausgegangen: Je größer die bestellte Fläche ist, desto größer sollte der Ertrag sein. Aus einer wirtschaftswissenschaftlichen Perspektive ist eine solche Linearität weder zu erwarten, noch wahrscheinlich. In der vorliegenden Untersuchung wird gezeigt, dass die bearbeitbare Fläche und die betriebliche Verfügbarkeit von Spannvieh zusammenhängen und dass die Art des Zusammenhangs die bäuerliche Praxis bestimmt. Verschiedenen Arten der Bodenbearbeitung entsprechen bestimmte Hofgrößen. Historische Quellen aus ganz Europa belegen die Bodenbearbeitung ohne Spannvieh. Entscheidend für das Betriebssystem ist die Einsatzmöglichkeit tierischer Zugkraft, seien es Ochsen im Joch oder Pferde. Die Untersuchung beruht auf dem Kölner Tableau, einem Katalog von Arbeitszeitdaten. Die noch immer wachsende Sammlung enthält zurzeit mehr als 2000 Angaben aus ethnologischen, ethno-archäologischen und historischen Quellen, aus archäologischen Experimenten sowie Faust- bzw. Normzahlen aus vorindustriellen Zusammenhängen. Ein einfaches formales Modell kann formuliert werden, das Arbeitsmenge, Ackerfläche, technische Ausstattung und Intensität der Bodenbearbeitung berücksichtigt. Alle diese Parameter sind prinzipiell archäologisch erschließ- oder abschätzbar. In einem kurzen Exkurs wird untersucht, ob Altfluren als Tagewerke aufgefasst werden können. Die Anwendung des genannten Modells auf die altneolithische Linearbandkeramik (5300–4900 BC) deutet auf Bodenbearbeitung ohne Anwendung von Pflug und Anspannung. Eine vergleichbare Rechnung auf Grundlage der Erntetechnik stützt diese Annahme. Die maximal bearbeitbare Flächengröße während des Altneolithikums Westdeutschlands kann durch Kombination von Bevölkerungsschätzungen für die dichtest besiedelten Gebiete, etwa des Rheinlands, mit den verwendeten Faustzahlen mit 0, 3 % der Fläche angegeben werden. Die Untersuchung ist Teil des DFG-geförderten Projektes „Ökonometrie des mitteleuropäischen Neolithikums“. ### Forschungsperspektiven zum traditionellen Töpferhandwerk in Ghana von J. Ako Okoro (Legon): Eine der wichtigsten einheimischen Gewerke in Ghana ist das Töpferhandwerk. Lokale Töpfer nutzen den Ton, um einfache sowie komplexe Artikel herzustellen. Auf Ausgrabungen und bei Oberflächenbegehungen haben Archäologen auf Fundstellen in Ghana beachtlichen Mengen von Keramik gefunden. Dennoch ist es nicht ohne Schwierigkeiten, diese archäologischen Fundkomplexe zu analysieren und zu interpretieren. Durch Forschungen zur traditionellen Töpferei sowohl von Archäologen als auch Nicht-Archäologen erreichte Einblicke in Herstellung, Form, Verbreitung, Gebrauch und Wiederverwendung sowie Entsorgung von Gefäßen werden kritisch betrachtet.

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