Zaster, Knete, Kohle, Piepen, Moneten, Kies, Pulver, Diridari, Bimbes … Die Zahl der volkstümlichen Bezeichnungen für Geld geht in die Dutzende und zeigt, wie wichtig dieses universelle Tauschmittel für unser tägliches Leben ist. Und das Sprichwort »Geld regiert die Welt« kommt gewiss nicht von ungefähr. Jahrhunderttausende lang tauschte der Mensch die wenigen Güter, die er nicht unmittelbar in der Natur fand oder selbst herstellen konnte, direkt ein. Erst mit einer komplexer werdenden Gesellschaft seit der Sesshaftwerdung, ein Prozess, der vor etwa 11.000 Jahren im Vorderen Orient begann und in entlegenen Teilen der Erde noch immer nicht völlig abgeschlossen ist, wurde es zunehmend nötig, »genormte« Tauschgegenstände zu benutzen, die die ansonsten oft sperrigen Objekte mehr und mehr ersetzten und schließlich in der Erfindung des eigentlichen Geldes in Form von Münzen, später in Papier- und neuerdings in digitaler, virtueller Form mündeten. Die ältesten Münzen sind aus Lydien in der heutigen Türkei bekannt. Sie entstammen dem 7. Jahrhundert v. Chr. Noch heute ist uns der nur wenig später regierende und für seinen Reichtum sprichwörtlich gewordene König Krösus ein Begriff. Papiergeld hingegen wurde erst im 10. Jahrhundert n. Chr. in China erfunden. Daneben existieren auch Geldformen, die auf uns sehr exotisch wirken, wie die in Afrika und Südasien als Zahlungsmittel bis in das 20. Jahrhundert verwendeten Kaurischnecken oder das Steingeld auf der Südseeinsel Yap, Steinscheiben von bis zu 4 m Durchmesser, die beim Besitzwechsel gar nicht transportiert werden, sondern an Ort und Stelle verbleiben. Sie sind vor allem auch ein wichtiges öffentliches Zeichen für die Kreditwürdigkeit ihres Besitzers. Das Rohmaterial wurde Hunderte von Kilometern über das Meer herangeschafft und ist daher sehr kostbar. Seit den dreißiger Jahren des 20. Jahrhunderts wurde zwar kein neues Steingeld mehr hergestellt, seine Gültigkeit besitzt es aber nach wie vor. Auch wenn derartige Merkwürdigkeiten aus Sachsen-Anhalt nicht bekannt sind, so lassen sich doch seit der Jungsteinzeit von ihrer Funktion her geldähnliche Objekte und seit der vorrömischen Eisenzeit gelegentlich importierte Münzen in unserem Land nachweisen. So vielfältig die Erscheinungsformen rund um »das liebe Geld« sind, so mannigfaltig sind die Geschichten, die man erzählen kann. Wir haben aus der unglaublichen Fülle des Stoffes wenige Dutzend ausgewählt, um die Leser auf eine Zeitreise mitzunehmen, die von der Steinzeit bis in die Gegenwart, ja andeutungsweise bis in die Zukunft führt. Die Bandbreite der Spezialisten, die wir dafür gewinnen konnten, ist so groß wie die der Themen: Archäologen, Numismatiker, Kunsthistoriker, Juristen und erfahrene Finanzfachleute haben ebenso mitgemacht wie Politiker, die tagtäglich mit Geld und all den damit verbundenen Problemen und Chancen zu tun haben.
Inhaltsverzeichnis:
Vorwort der Herausgeber
Harald Meiler und Alfred Reichenberger
Vorwort der Unterstützer
Jens Bullerjahn, Hinrich Holm und Manfred Maas
Eine Hommage an das Geld
Ulf Dräger
1000 Jahre Münzgeschichte Sachsen-Anhalts
Ulf Dräger
INTERVIEW:
SACHSEN-ANHALTS FINANZMINISTER JENS BULLERJAHN FRAGT BUNDESFINANZMINISTER DR. WOLFGANG SCHÄUBLE
Geld der Vorzeit?
Arnold Muhl und Alfred Reichenberger
Jadeitbeile – eine »Herrschaftswährung« der Steinzeit?
Dorothee Menke und Alfred Reichenberger
Geld aus Babylon – die älteste Münze Sachsen-Anhalts
Matthias Becker und Bernhard Weisser
Eine keltische Münze aus Samswegen
Ulrike Binding
Die Spur der Münzen – Zeugnisse römischer Vorstöße nach Mitteldeutschland
Michael Barkowski
Ein Andenken an die Varusschlacht – die Münze aus Sanne
Harald Meiler
INTERVIEW:
SACHSEN-ANHALTS FINANZMINISTER JENS BULLERJAHN FRAGT DEN PRÄSIDENTEN DES EUROPÄISCHEN PARLAMENTES MARTIN SCHULZ
Gold aus dem südlichen Frankreich – Münzen der Merowinger aus dem 7. Jahrhundert
Ulf Dräger
Eine »feindliche Übernahme- und ein Sparguthaben in den Sand gesetzt – Burg Freckleben im Salzlandkreis
Arnold Muhl
Die »Wiege Anhalts – Ballenstedt am Harz und Albrecht der Bär
Dirk Höhne
Neue Pfennige für die Steuer – Münzprägung und -verrufung unter Erzbischof Wichmann von Seeburg
Dirk Höhne
Die Kirche von Sylbitz und was ein Münzabdruck auf ihrer Glocke verrät
Dirk Höhne
Münzen aus dem Kirchenboden – die Dorfkirche von Axien
Dirk Höhne
Versteckt und vergessen in der Unterwelt – ein Münzschatz im „Unterirdischen Zeitz“
Dirk Höhne
Kapitales auf dem Schlossberg von Quedlinburg – empörende Steuerlast und eine transzendente Vermögensanlage
Arnold Muhl
Eine freiwillige Pflicht – Spendenpfennige aus dem Opferstock der Stadtkirche St. Mauritius in Zörbig
Ulrich Fach
»Mein Vater ist [ … ] ein armer Hewr gewesen. Luxus in Luthers Elternhaus in Mansfeld
Kerstin Bullerjahn
Der geschäftstüchtige Maler und seine Arzneien – die Cranach-Apotheke in Wittenberg
Andreas Stahl
Ein Angebot von 39 Millionen Jahren – das große Ablassgeschäft von Kardinal Albrecht
Ulf Dräger
Sechs Augen für ein Halleluja – der »Gemeine Kasten- im Lutherhaus Wittenberg
Mirko Gutjahr
Der Naumburger Münzschatz und die Naumburger Messe
Ulf Dräger
Ein Bundestaler des Schmalkaldischen Bundes und ein Fußfall in der halleschen Residenz
Dorothee Menke
Mächtig was auf dem Kerbholz – ein außergewöhnlicher Fund aus Wittenberg
Holger Rode
Ein Münzmeister im Höllenfeuer – in einer der produktivsten Münzstätten des Reiches, der Münze in Eisleben
Kerstin Bullerjahn
Vom ewigen Wunsche, Gold zu machen – eine angebliche Alchemistenmünze von Plötzkau
Alfred Reichenberger
Magdeburger Bürgerstolz auf Münzen
Ulf Dräger
Die große Inflation – die Kipper- und Wipperzeit
Ulf Dräger
Verkalkuliert? Die unvollendete Schlosskirche in Droyßig
Dirk Hähne
Hallesches Geld für Magdeburg – die Solidaritätsmünze zum Wiederaufbau von Magdeburg 1638
Ulf Dräger
Der Mansfelder Talismantaler
Ulf Dräger
Ein Alterssitz, kein Ruhesitz – das Heinrich-Schütz-Haus in Weißenfels
Andreas Stahl
Schlechtes Geld für Sachsen – die Münze Heinrichs von Sachsen in Barby
Julia Kruse
Ein „Palast“ für 4 Taler und 16 Groschen – die Franckeschen Stiftungen in Glaucha bei Halle
Antje Schloms
Münzen an der Decke – die Stuckdecke des Simonettihauses in Coswig
Maria Titze
Ein Ausbeutetaler aus Rothenburger Silber – erstes Zeugnis des preußischen Bergbaues im Saalekreis
Ulf Dräger
Anrüchiges auf einem Geldstück – die Gräfin Cosel auf Schloss Burgscheidungen
Darothee Menke
»An Gottes Segen ist alles gelegen« – silberne Werbung für den Bergbau
Ulf Dräger
Geld für die Seele – die Harzer Tauftaler
Dorothee Menke
Europaweit einzigartig – eine originale Münzwerkstatt aus dem 18. Jahrhundert in Stolberg
Ulf Dräger
Zu verrufen! Minderwertiges Kriegsgeld aus Magdeburg und Bernburg
Ulf Dräger
Eine Gedenkmedaille auf den »größten Triumph« des Alten Fritz
Andreas Stahl
Industriespionage im Dienste Preußens – die erste Dampfmaschine Wattscher Bauart in Deutschland
Tomoko Elisabeth Emmerling
Die erste Verdienstmedaille der Deutschen Nationalakademie Leopoldina
Ulf Dräger
Seltenes Harzer Gold für erlegte Waldschnepfen
Ulf Dräger
Der verkaufte Schwiegervater – 25.000 Taler für die Meckelschen Sammlungen in Halle
Alfred Reichenberger
Preiswertes Brot für die Bergleute – die Kornspeicher in Friedeburgerhütte
Alfred Reichenberger
Rien ne va plus in Köthen – die kurze Lebensdauer des Casinos in der Bahnhofsrestauration
Dorothee Menke
Bismarck zwischen Geldfluss und Überfluss – Vermögensaspekte von den östlichen Gestaden der Eibe
Arnold Muhl
Geld aus Zuckerrüben – die Villa Knauer in Gröbers und die Imperial-Zuckerrübe
Julia Kruse
Was kostet ein Auftragsmord? Eine grausige Tat, die Rechtsgeschichte schrieb
Andreas Flügel
Schaumweinsteuer auf das »flüssige Gold« – der Luxusartikel Sekt und die Sektkellerei in Freyburg
Dorothee Menke
»Maut« für die Bürgersteige – Kinderwagenverordnungen und die Kinderwagensammlung in Zeitz
Alfred Reichenberger
Ein Eiffelturm für den Harz – das Josephskreuz bei Stolberg
Dirk Höhne
Crowdfunding anno 1896 – 1.024,50 Mark für das Carl-Loewe-Denkmal in Löbejün
Heidelore Rathgen
Als Baukosten noch geringer ausfielen als geplant – das Zivilgericht in Halle
Sabine Meinel
6,5 Millionen Arbeitergroschen für ein Volkshaus – der Volkspark in Halle
Alfred Reichenberger
Der Mansfelder Segenstaler
Ulf Dräger
Für 25 Pfennige an die »Front- – Spendenakquisition und Kriegspropaganda an der Medingschanze
Dorothee Menke
»Ich verdiene in einem Monat mehr als früher in einem ganzen Jahr« – Otto Reutter aus Gardelegen
Alfred Reichenberger
Jeder macht sein eigenes – Notgeld aus Sachsen-Anhalt
Sven Koch und Dirk Höhne
Zwischen Sekt und Selters – Haushalten in der Zwischenkriegszeit
Robin Winkler
Was kostet ein Farbfilm? Die Filmfabrik in Wolfen und der erste praktikable Mehrschichtenfarbfilm
Andreas Stahl
Vom Sparstrumpf zum Sparbuch – Entwicklungslinien von Geld und Kredit
Hinrich Holm
INTERVIEW:
SACHSEN-ANHALTS FINANZMINISTER JENS BULLERJAHN FRAGT DAS VORSTANDSMITGLIED DER DEUTSCHEN BUNDESBANK CARL-LUDWIG THIELE
Die Junkerswerke in Dessau und ihre Wertpapiere
Andreas Stahl
Von der Währungsreform zur Währungsunion
Torsten Windeis
Eintritt: 25 DM – der Mindestumtausch und die einstige Grenzübergangsstelle Marienborn
Dirk Höhne
Forum geht’s? Von 1:1 bis 1:4 – die Ostmark und ihr Wert
Ulf Dräger
Die Erfüllung aller Wünsche – GENEX, die Geschenkdienst- und Kleinexport GmbH
Maik Reichel
Der Staat in der Kleinfamilie – Entschuldung durch „Abkindern“ in der ehemaligen DDR
Norma Literski-Henkel
Die Staatsbank im Bergwerk – Einlagerung des DDR-Papiergeldbestandes im Stollen bei Halberstadt
Dorothee Menke
Der Goldesel von Sachsen-Anhalt – Geld, das fehlt, wird kreditfinanziert
Axel Gühl
Fördermittel – die neue »Währung« für den Aufbau Ost
Manfred Maas
Die DM/EURO Umstellung – ein Katalysator für die Internationalisierung des Geld- und Kapitalmarktes
Edgar Kresin
Von »Falschen Fuffzigern« – Euro-Blüten in Sachsen-Anhalt
Dirk Gerlach
Schnelle Geldflüsse – heute noch reich, morgen schon pleite
Edgar Kresin
1.760.000 Himmelsscheiben – die 10-Euro-Sondermünze zum Jahrhundertfund
Alfred Reichenberger
Neuer Speed im Zahlungsverkehr
Gerhard Bystricky
Die größte Geldsammlung des Landes Sachsen-Anhalt – das Landesmünzkabinett in der Moritzburg in Halle
Ulf Dräger
INTERVIEW:
ULF DRÄGER FRAGT SACHSEN-ANHALTS FINANZMINISTER
JENS BULLERJAHN
Anhang
Literaturempfehlungen und Kataloghinweise
Abbildungsnachweis
Verzeichnis der Interviewpartner und Autoren