Das 57. Internationale Sachsensymposion fand vom 26. bis 30. August 2006 in Münster auf Einladung der LWL-Archäologie für Westfalen, Außenstelle Münster (ehemals Westfälisches Museum für Archäologie / Landesmuseum und Amt für Bodendenkmalpflege, Außenstelle Münster), statt. Im LWL-Landesmuseum für Kunst und Kulturgeschichte trafen sich über 100 Wissenschaftler aus neun Nationen.
Thema des Symposions in Münster 2006 war ‚Innere Strukturen von Siedlungen und Gräberfeldern als Spiegel gesellschaftlicher Wirklichkeit?‘. Dies sollte der Tatsache Rechnung tragen, dass nicht nur die Anlage eines Grabes mit all seinen Bestandteilen gewissen Konventionen unterliegt, sondern auch die Anlage des Friedhofs als Gesamtheit stark abhängig ist von politischen, regionalen und lokalen Verhältnissen einerseits, aber andererseits auch von den Beziehungen der Mitglieder der Bestattungsgemeinschaft zueinander. Bilden sich im Friedhof nur zeitliche Abfolgen von Todesfällen ab oder handelt es sich um Familien- oder Hofgemeinschaften? Welchen Einfluss haben wirtschaftliche und soziale Hierarchien?
Das frühe Mittelalter ist bekannt für die große Mobilität der Menschen – sei es bedingt durch die Ereignisse der Völkerwanderungszeit, der Herausbildung des fränkischen Reiches oder früher Königtümer in Skandinavien. Lassen sich Fremde, Heimkehrer oder Reisende identifizieren – und wenn ja, nach welchen Kriterien? Bis zu welchem Grade lassen sich Einzelschicksale herausarbeiten? Welchen Einfluss hat die Religion? Spätestens seit den Untersuchungen auf der Feddersen Wierde ist Allgemeingut, dass auch die genaue Betrachtung von Gebäuden, Gehöften und Siedlungen Aufschluss geben kann über Strukturen in einer Gesellschaft und ihre Einwicklung im Lauf der Zeit.
Die Tagung widmete sich der Frage, ob sich ähnliche – oder ganz andere – Erkenntnisse auch an anderen Orten oder in anderen Zeiten gewinnen ließen. Wer oder was ist dafür verantwortlich, wenn sich die Struktur einer Siedlung ändert? In Münster konnten Beispiele vorgeführt werden, die von Veränderungen in der politischen Großlandschaft über wirtschaftliche Faktoren bis hin zum Erbrecht gingen.
Inhaltsverzeichnis:
Annette Siegmüller, Wilhelmshaven:
• Hölzerne Baustrukturen auf der Wurt Hessens, Wilhelmshaven
Tim Bunte, Münster, und Nicole Kröger-Köb, Paderborn:
• Balhorn in Merowinger- und Karolingerzeit
Angelika Speckmann, Münster:
• Gedanken zur sozialen Stellung der Bewohner einer frühmittelalterlichen Siedlung in Westfalen – Teil 1: Grundrisstypen ebenerdiger Hauptgebäude und ihre Entwicklung
Kai Bulka, Münster:
• Gedanken zur sozialen Stellung der Bewohner einer frühmittelalterlichen Siedlung in Westfalen – Teil 2: Die Gehöftstrukturen und Funde
Anke Hernö, Münster:
• Weit gereiste Keramik – wie gelangten im 7. / 8. Jahrhundert Gefäße aus dem südwestdeutschelsässischen Raum nach Westfalen?
Daniel Peiers, Münster:
• Fremde Einflüsse in Westfalen – Ergebnisse der Strontium-Isotopenanalyse zweier Frauengräber aus Soest
Dorothee Menke, Münster:
• Die Gräberfelder von Beelen und Herzebrock-Clarholz – Überlegungen zum Aussagewert von Grabbeigaben in Brandgräbern
Henriette Brink-Kloke, Dortmund:
• Frühmittelalterliche Gräberfelder am Hellweg in Dortmund
Bernhard Sichert, Niederkassel:
• Die Scherben des Spiegels – Möglichkeiten und Grenzen gesellschaftlicher Analyse eines frühmittelalterlichen Gräberfeldes im Lippe-Hellweg-Raum
Andrea Stapel, Münster:
• Bestattungsbrauchtum auf dem Gräberfeld Dortmund-Wickede
Alexandra Pesch, Münster:
• Die Jagd nach dem Phantom – Das frühe Münster als sächsische Siedlung und Klosterort?
Duncan Sayer, Oxford:
• Drei südenglische Gräberfelder aus angelsächsischer Zeit und ihre Organisation
Susanne Hakenbeck, Cambridge:
• Identitätsbildungsprozesse im Gräberfeld von Altenerding
Ruth Blankenfeldt, Schleswig:
• Der bildfeindliche Germane?
Markus C. Blaich und Michael Geschwinde, Braunschweig:
• Zur Binnenstruktur des karolingerzeitlichen Gräberfeldes von Werlaburgdorf, Lkr. Wolfenbüttel, Niedersachsen
Ursula Koch, Heroldsberg:
• Eine Familie im Abseits – Händler oder Steuereintreiber in Mannheim-Vogelstang
Nina Lau, Schleswig:
• Die Pferdegeschirre aus dem Thorsberger Moor – Neue Forschungen zu den Ausrüstungen germanischer Reiter
Gry Wiker, Oslo:
• Monochrome blue Kaupang-beads – Local manufacture or import?
Per Ethelberg, Haderslee:
• Verteidigungsanlagen und Haustypen der älteren römischen Kaiserzeit im ehemaligen Herzogtum Schleswig-Holstein
Anne Birgitte Serensen. Hadersleu:
• Gedanken über die Entwicklung von 0stergard in der späten Wikingerzeit und im frühen Mittelalter – Vom Einzelhof zum Dorf
Michaela Helmbrecht, Lund:
• Der Gebrauch von anthropomorphen Darstellungen im vendel- und wikingerzeitlichen Skandinavien – Das Beispiel der Motivgruppe ‚Hörnerhelmträger‘