Die Pflanzen dienen dem Menschen nicht nur zur Ernährung und zum Bauen, sondern auch als Heil-, Rausch- und Würzmittel durch die in ihnen verborgene Biochemie. Diese biochemischen Bestandteile haben nur wenig mit dem Phänomen der Photosynthese zu tun, ihr Ursprung liegt in der Unbeweglichkeit der Pflanze. Pflanzen sind auf das Spiel von Wind, Wasser, Licht und anderen Lebewesen bei ihrer Verbreitung angewiesen. Die Pflanze bietet den Insekten Nektar als süße Nahrung und im Gegenzug werden die Pollen verbreitet. In Fruchtfleisch verpackte Samen werden als Nahrung aufgenommen und wieder ausgeschieden. So ist also die Pflanze bei ihrer Verbreitung auf die Zufälligkeit angewiesen — aber nicht immer geht es beim Kontakt Tier-Pflanze um die Verbreitung, meist geht es ums Fressen, und hier kann die Pflanze nicht entfliehen. „Deshalb mussten die Pflanzen notgedrungen zu Spezialisten für die Biochemie der Tiere werden. Ihre chemischen Produkte dienen nicht nur dazu, Tiere für die Bestäubung oder den Samentransport zu belohnen, sondern sie vertreiben, lähmen oder vergiften auch Tiere, die die Pflanze zerstören wollen“ (aus Balick und Cox, 1997, S. 12). Es sind gerade diese Wirkstoffe, die Pflanzen gegen Tiere einsetzen, die in der Medizin von größter Bedeutung sind. Ein Viertel aller verschreibungspflichtigen Medikamente beruhen auf diesen biochemischen Abwehrkeulen. Weiterhin sind es diese Substanzen, die als Wirkstoffe bei den Heil- und Würzkräutern sowie den Genuss- und Rauschmitteln fungieren — sei es das ätherische Öl im Salbei, das Koffein im Kaffee, das Nikotin im Tabak oder das Opium des Schlafmohns.
Inhaltsverzeichnis
Jürgen Knauss
Kräuter, Drogen und Gewürze — ein Vorwort
Jürgen Knauss & Cornelia Richter
Von Kräutlein und Tinkturen — Pflanzen und Volksheilkunde
Cornelia Richter
Heilkräuter, Würzkräuter, Pflanzenheilkunde
• Wichtige Aspekte und Entwicklungsschritte der Pflanzenheilkunde (Phytotherapie)
• Neuere Ansätze der Pflanzenheilkunde
• Ursprung der Teekultur
• Heilpflanzen — Was ist Phytotherapie?
• Definition Heilkraut / Wildkraut / Würzkraut
• Renaissance der „Kräuteranwendungen“
• Wissenswertes zur risikofreien Anwendung von Wild- bzw. Heilkräutern
• Heil- und Würzkräuter – was die Wirkung ausmacht
• Erläuterungen zu Pflanzeninhaltsstoffen
• Pflanzenbasierte Therapieverfahren
• Homöopathie
• Spagyrik
• Ayurveda
• Alphabetische Pflanzenporträts von Anis bis Ysop mit Bild
• Giftpflanzen — Pflanzengifte
• Grundregeln der Tee-Anwendung
• Rezepte aus der Kräuterheilkunde
• Rezepte aus der Kräuterküche Tipps rund um Gewürze und Kräuter
• Quellen
Exkurs
Ralph Herrmann
Heilkräuter im Museum
Susanna Kosmale (†)
Historische Streiflichter auf Besonderheiten bei der Nutzung und Einführung von Heilpflanzen im Westerzgebirge und seinem Vorland
Peter Meese
Wildwachsende Arzneipflanzen der Region um Zwickau, Werdau und Crimmitschau
Karl-Heinz Weißflog
Bockau der Laborantenort im Erzgebirge
Wulf Xylander
Das Thüringer Kräuterland – von Buckelapothekern, Laboranten und Kräuterweibern
Ute Helm
Phytotherapie in der modernen Pharmazie
Cornelia Richter und Jürgen Knauss
Heilwirkung von Bienenerzeugnissen — äußerst wirksam, kaum bekannt
Jürgen Knauss und Cornelia Richter
Süßstoffe aus der Tier- und Pflanzenwelt
Autorenverzeichnis
Kräutertafeln
Bei den Artikeln im Exkurs handelt es sich um Beiträge die in mittlerweile vergriffenen DLM-Publikationen schon veröffentlicht wurden, das behandelte Thema aber sehr gut ergänzen und bereichern.